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Gütigste Freundin,
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Das Ideal der Schönheit werden Sie heute zurück erhalten haben mit dem
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Zeugniße einer völligen Uebereinstimmung mit Ihrem Urtheil und Geschmack.
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Ich gehe morgen früh nach Graventihn in der Gesellschaft eines sehr
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liebenswürdigen Manns des HE Baron von Heuking, den ich heute zufällig und sehr
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glücklich
habe kennen lernen. Diesen Augenblick begegnet mir ein kleiner
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Qveerstrich, der mich außer aller Faßung bringt. Indem ich mit der grösten
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Andacht den
fliegenden Mann
lese und willens war es morgen unterwegs zu
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Ende zu bringen, bemerke ich daß die ganze mittelste Lage fehlt. Schon gestern
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fiel es mir auf, daß nicht mehr als 2 Bogen waren; weil der achte Theil der
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Zeitgenoßinnen aber 5 Lagen hatte; so vermuthete ich, daß eine davon vielleicht
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zum ersten Buch gehören würde, gieng also von meiner
gewöhnlichen
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Hausregul
ab, nichts für baar anzunehmen ohne Evidenz, oder ohne Zahl Maas und
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Gewicht.
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Da mir an diesem Buch unendlich viel gelegen weil selbiges eine gar zu
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genaue Beziehung
auf
den Gang meiner gegenwärtigen Ideen
hat
, die sich alle
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auf Einen Gegenstand beziehen, und ich es gern morgen um 5 Uhr unterwegens
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mitnehmen möchte um es wo mögl übermorgen bey meiner Rückkunft Ihnen
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abliefern zu können; so haben Sie die Güte und Freundschaft bey sich alles
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nachzusehen, ob es wo dort liegen geblieben (denn mitgenommen und
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mitbekommen hab ich es gewiß nicht) – und wenn es nicht bey Ihnen gefunden
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werden kann so wünschte ich wenn es in aller Welt möglich und thunlich ist noch
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heute sich den
Defect
der
zweyten Lage des fliegenden
Manns vom
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Buchstaben J – R inclus. aus dem Laden zu verschaffen.
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Vergeben Sie meine dringende Eilfertigkeit – Allenfalls kann auch
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Ueberbringerin dort abwarten. Ich küße Ihnen die Hände und bin nach herzl. Gruß
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von den Meinigen
Ihr
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alter ergebenster Gevatter
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Diener u Freund
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Johann Georg Hamann
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den 21
Xbr.
84.
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Adresse mit rotem Lacksiegelrest (Kopf des Sokrates nach links):
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An / Madame Courtan, / zu /
Hause
.
Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.
Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 97.
ZH V 295 f., Nr. 790.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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auf ]
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In der Abschrift Wardas: auf auf ; Wortverdopplung am Zeilenwechsel. |
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295/27 |
hat ]
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In der Abschrift Wardas: an ; vmtl. Abschreibefehler von Warda. |