760
S. 196
Kgsb den 24
Aug
84.
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Liebwerthester Freund,
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Herr Prediger
Wanowski
besuchte mich vorigen Sonntag mit einem
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Candidaten
Theol.
HE
Malenowski,
der mit seinem
Neveu
aus Leiden gekommen,
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wo er 3 Jahre studiert und künftige Woche nach
Koppis
in Weiß Rußl. ohnweit
6
Mohilow
abgehen wird. Er bat mich Sie zu ersuchen, ob Sie nicht so gütig seyn
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möchten sich seiner in Riga etwas anzunehmen und zu seiner weiteren Reise
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mit Ihrem guten Rath beförderlich zu seyn. Ich konnte ihm diese Bitte nicht
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abschlagen, da er sich durch seine Güte und freundschaftlichen Unterricht meines
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Sohns im Pollnischen außerordentlich verdient gemacht und er ein eben so gutes
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Vertrauen zu Ihrer Nächstenliebe hat als ich selbst. Ich weiß wirklich nicht, ob
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seine Bestimmung eine Pfarre oder Schuldienst ist und ob Ihre Verbindungen
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sich nicht auch in jene Gegenden erstrecken?
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Herr Dengel hat nur 24 Exempl. in allem erhalten, wovon ich die Hälfte, mit
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der ich aber leider nicht auskommen möchte. Er traute sich gar nicht zu eher
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etwas zu verkaufen, bis er den Preiß erführe, unterdeßen höre ich, daß er schon
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etwas
einige
a
20 gl. abgesetzt hat. Herr
Malinowsky
wird Ihnen ein
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corrigirtes Exemplar für unsern lieben Arndt mit bringen, gegen den ich nicht nur
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mein Stillschweigen zu entschuldigen bitte, womit ich seine Geschenke annehme,
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sondern auch daß ich selbige mit einer
un
so ungleichartigen Kleinigkeit
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erwiedere, die weder für seinen Geschmack noch zu sonst was taugt. Außer mein
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eigenes ist dies das letzte, welches mir übrig bleibt, und ich bin ungewiß ob ich
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Kant eins anbieten soll, und vielleicht noch eins etwa nöthig hätte. Ich habe die
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Thorheit begangen, nicht ohne gepflogenen Rath an den Grafen von
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Kayserling u Kanzler von Korff, mit denen ich in einiger Verbindung stehe, ein
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Exemplar heute zu schicken, und habe nur meine allernächste Freunde hier damit
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bedacht. Thue also hiemit die Anfrage ob Sie mir noch erlauben, wenigstens 2
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höchstens 3 aus dem Dengelschen Laden auf Ihre Rechnung auszunehmen,
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wenn ich
nemlich darum angesprochen werden sollte
?
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Meine Kinder sind morgen 4 Wochen auf dem Lande und werden mich
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vielleicht zwingen wollen sie selbst abholen zu müßen. So bald ich in Ruhe seyn
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werde, schreibe nach W.
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Nichts für Herrn Jenisch? Nun weiß ich nichts mehr, und ich glaube,
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daß mein Briefwechsel, mit dem ich Sie, liebster Freund, bisher bestürmt, ein
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wenig sich ausruhen wird. Gott erhalte Sie und die liebe Ihrigen gesund,
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und laße auch bey Ihnen die Erndte wohl gerathen! Ich umarme Sie und
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ersterbe Ihr alter treuer Freund, Autor, so Gott will und Diener.
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Jo. Ge. Hamann.
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Auf der Adreßseite:
4
den 26
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Der Brief ist mit voriger Post liegen geblieben und ich reise nach Graventihn
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um meine Mädchen abzuholen und meinen Geburtstag dort zu feyren; ich
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schließe heute mein 54stes Jahr – Gott sey mit Ihnen und vergeßen Sie mich
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nicht.
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Adresse mit Mundlackrest:
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HErrn / HErrn
Hartknoch
, Buchhändler / in /
Riga
.
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Vermerk von Hartknoch:
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HE Hamann in Königsberg
13
Empf
d.
27
Aug
1784
14
beantw.
d
16
Oct
784
Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
ZH V 196 f., Nr. 760.
Zusätze fremder Hand
197/12 –14
|
Johann Friedrich Hartknoch |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
196/6 |
Mohilow |
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Mohilew |