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190/9
Kgsberg den 21
Aug.
84.

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Herzlich geliebtester Freund

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Gestern Abend komm ich gegen 10 Uhr zu Hause und finde 12 Exempl. meines

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sehnlich erwünschten Schebl. aus dem Dengelschen Buchladen. So spät wie es

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war, habe denselben noch durchgelesen, er ist aber ohngeachtet aller meiner

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Vorsicht durch häsliche Druckfehler verdunkelt. Ich bin heute im Laden gewesen um

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meinen Theil des
Porto
zu bezahlen, welches HE D. ausschlug, u umsomehr

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konnte, da ich neulich für ihn an
Claudius
geschrieben, und er sich an die 24

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Exempl. bezahlt machen kann. Wenn ich gewußt, daß der Drucker meine

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Beflißenheit mich unverständlich dem großen Haufen zu machen, so leicht übertreffen

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würde; hatte ich freylich manche Sorge mich zu verstecken weniger gehabt. Nun

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Gottlob! daß es da ist. Ich gehe heute zur Beichte – und meine Ahndung beym

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vorigen Sontags Evangelio von der Zerstörung Jerusalems ist eingetroffen.

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Der Zufall hat freylich einigen Einfluß auf die morgende Feyer der
Eucharistie.

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Meine Kinder feyren auch Morgen der Frau Kriegsräthin Geburtstag und

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Lieschen wird vielleicht ein
Clavecin Royal
dabey einweyhen müßen, das heute

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herausgebracht worden.

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Nun ich danke 1000 mal für gut bestellte Arbeit – und es thut mir leid Sie

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beunruhigt zu haben. Das Warten wurde mir schwer und der Zeitpunct war

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zu kritisch für mich. Wir werden weiter hören –

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Ob Ihnen was daran gelegen wäre, wenn ich einem Reisenden oder

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Fuhrmann ein corrigirtes Exemplar mitgeben möchte? Bey allen Druckfehlern hoffe

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ich doch einigen Eindruck, der mich vielleicht aufmuntern wird fortzufahren

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oder an mein solang aufgeschobenes Versprechen einer Sammlung Hand

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anzulegen. Schreiben Sie mir doch bald in Ansehung der H. Angelegenheit; ich

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bin auch willens nächstens an ihn zu schreiben. Ich war schon gestern erleichtert

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und speiste mit mehr Vergnügen wie bisher bey unserm Kriegsrath u

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Oberbürger Mstr. Das erste Exempl. habe ihm heute gebracht. Mit 2 lauf ich noch

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Vormittags u die übrigen mögen bis auf die Woche warten; doch ich schick wol

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noch heute eins an meinen Hans, dem ich noch gestern nach Mitternacht mit der

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heut abgegangnen Gelegenheit geschrieben. Gott gebe Ihnen auch Freude und

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Heiterkeit zum Genuß des Lebens u schönen Sommers mit den lieben Ihrigen

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denen ich mich herzlich bis in die Schweitz empfehle. Das corrigirte Exempl.

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kann für Arndt den guten lieben Arndt gehen, wie wol es nicht für seinen

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politischen historischen und öffentl. Geschmack ist. Gott seegne Sie, lieber

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Verleger u verjünge Ihren alten
Autor.


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Adresse von fremder Hand:

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An / H
rn
Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga

Provenienz

Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 158.

ZH V 190 f., Nr. 758.

Zusätze fremder Hand

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Unbekannt