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174/18
Kgsberg den 6 Aug. 84.
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Seit dem 28 May, liebster bester Landsmann, Gevatter und Freund, hab ich
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jeden Posttag schreiben wollen um Ihnen wenigstens für das Musterexemplar
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Ihrer Ideen zu danken – mit jedem Posttag immer meinem Schiblemini
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entgegen zu sehen, deßen Innhalt ich beynahe ausgeschwitzt – bis ich gestern
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endlich durch einen Brief unsers Reichardts einen electrischen Schlag bekommen,
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der mich ein wenig aufgeweckt.
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Ich habe Ihnen immer
Hinzens
Besuch anmelden wollen, die Frau
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Cammerherrin von der Reck
meiner verehrungswürdigen Frau Gevatterin – Bald
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hab ich auf jene Nachrichten gewartet, von denen
ich
Sie mir Wunder oder
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Freude versprachen.
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Ihre Einl. welche ich den 5 u 17
Iunii
erhielt sind richtig bestellt worden.
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Hartknoch gieng den 29 April durch, hielt sich nur ein paar Stunden auf, und
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fast hätt ich
ihn
gar nicht zu sprechen bekommen, ohngeachtet ich niemals
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soviel Aufträge an ihn gehabt, worunter Ihre Einl. eine der wichtigsten war. Mit
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seiner Rückreise gieng es eben so ebentheuerlich. Man sagte hier, daß er
nach
über
S. 175
Lübeck zu Waßer nach Hause gegangen; endlich kam er den 14
Iun.
an kränklich
2
und übelaufgeräumt, brachte mir aber Ihren
Monboddo
mit, und verehrte das
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Exemplar Ihrer Ideen, welches er mir zugedacht, Ihrem u meinem Wink
4
zufolge dem Prof. Kant, dem Ihr doppeltes Andenken sehr schmeichelhaft zu seyn
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schien. Hartknoch hat mir seitdem geschrieben, daß er auf Ihren letzten Brief
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nicht eher antworten könnte, bis er auf seinen Königsberger Brief Antwort
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erhalten hätte. Wegen des lieben Neumanns habe noch nichts bisher für
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Morungen erhalten, und werde mit nächsten deshalb an ihn Erinnerung thun. Ihren
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Brief habe sogl. nach Morungen abgefertigt und alles mögl. gethan um Ihre
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gute Schwester zu beruhigen, weil man mich dort für tod ausgegeben. Seit dem
11
18
Iun.
keine weitere Antwort erhalten.
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Ihre
Ideen
habe zum zweiten mal zu lesen angefangen, bin aber darinn
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unterbrochen worden, weil ich selbige allen meinen Freunden, Kant u Pf.
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Fischer zu erst mitgetheilt, und dem Kr. Scheffner auf Sprintlacken noch
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schuldig bin. Alle haben mein Urtheil, gegen welches ich
mistrauisch
bin, bestätigt.
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Ihren Plan kann man freylich noch nicht übersehen, aber Sie scheinen mir
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noch nichts mit der Reife, Ruhe und Humanität welche ein solcher Gegenstand
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verdient geschrieben zu haben, und Niemand als Sie, liebster Herder, und eine
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Muse wie die Ihrige kann eines solchen Ideals empfänglich und seiner
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Ausbrütung und Vollendung fähig und würdig seyn. Gott gebe Ihnen Gedult und
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Kräfte dazu und wende alle Schwierigkeiten ab, wodurch die Urkunde u hebr.
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Poesie in Stecken gerathen – und daß ein so rühmliches allgemeines Thema
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nicht durch Privatleidenschaften und Intereße verstümmelt w
i
erde! Wetzels
24
Versuch ist ein Nebenbuler in sehr ungleichem Format und Zuschnitt.
Vom
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Himmel
muß unsere Philosophie anfangen – und nicht vom
Theatro
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Anatomico
und den Sectionen eines Cadavers. Der Himmel schenke uns den 2
ten
27
Band mit der Michaelismeße, damit der Gesichtskreis des Lesers zur
28
Offenbarung unserer verlornen und widererlangten Würde des Göttlichen
29
Ebenbildes erweitert w
i
erde: so will ich Ihnen gern die Fortsetzung der
Urkunde
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und
hebräischen Poesie
erlaßen. Hier liegen meines Wißens die
Qvellen
31
und
Grundideen
aller wahren Philosophie und Geschichte unsers göttlichen
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Geschlechts und heiligen Bestimmung zur
Herrlichkeit
.
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Dom IX p. Trin.
8. August
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Ich hoffe daß Gesundheit und Zufriedenheit in Ihr ganzes Haus wider
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eingekehrt seyn wird, und daß der Frühling und Sommer einen guten Einfluß
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gehabt. Seit dem 27 Jul. sind meine 3 Kinder aufs Land gereist ihren Bruder zu
S. 176
besuchen, und wir alten leben gantz einsam, wißen nicht, wenn wir unsere
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Kinder zurück bekommen werden. Sie können sich leicht die ungewohnte Stille in
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unserm Hause vorstellen. Gestern vor 8 Tagen gieng ich in Begleitung eines
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dienstbaren Geistes aus dem Dengelschen Buchladen
den
zu
Fuß nach
Trutenau,
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um das stockende Blut wider in Bewegung zu bringen, eine Probe meiner
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apostolischen Füße zu machen, hauptsächlich aber einen
Doctor Iuris
aus Arau
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kennen zu lernen der sich seit ein paar Monaten bey meinem alten Verleger
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Kanter aufhält. Er heist Rothpletz und hat diese Reise urplötzlich mit
Extra
post
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aus der Schweitz gemacht um das Geheimnis der Preßpapiere wegen einer
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ähnlichen Unternehmung auszuforschen. Meine Absicht ihn zu sehen wurde aber
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vereitelt, weil er durch einen außerordentl. Zufall nach der Stadt gefahren war
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und sich wider seine Gewohnheit daselbst länger als sonst aufhalten wollte.
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Doch bekam ich seinen Reisegefährten einen ehrlichen Bürger von Rothgerber,
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der wo ich nicht irre, Simonis heißt, zu sprechen und kam doch nicht gantz leer
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Sonntags Abend in Gesellschaft meines Wirths zu Fuß nach der Stadt. Nicht
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Beroldingen, sondern ein gewißer
Reisbeck
, von den man Briefe über die
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Schweitz zu erwarten hat und den der Doctor sehr genau kennt, ist der
reisende
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Franzose
, der so viel Aufsehens gemacht hat.
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Die zweite Samml. der Briefe über die Freymäurerey, welche von den
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Mysterien gegen Stark handelt, habe ich einen Abend im halben Schlaf und kürzl.
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wachend gelesen, aber bey keiner Probe viel gewonnen. Wer mag der Verf.
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davon seyn, und von den vertrauten Briefen die Religion betreffend?
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Kant arbeitet wacker an einem
Prodromo seiner Metaphysik der
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Sitten
. Er wartet mit eben so viel Ungedult wie ich selbst auf des Heinekens
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Versprechen.
26
Meinen
Hill
habe auch verloren, an ihm meine rechte Hand. Ich habe Gott
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gedankt, daß ich ihn einmal los wurde, da ich
ihn
doch nicht länger halten
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konnte. Er ist nach Lübeck zu Schiff gegangen, ich hab ihn an Claudius
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empfohlen und wird zu Fuß, wenn es möglich, nach
Venedig
gehen und von da
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vielleicht in die Morgenländer zu kommen suchen. Er ist zum Ebentheurer geboren
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u das Reisen scheint ein Familienfehler zu seyn. Gott begleite ihn und geb daß
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ich ihn klüger wo nicht glücklicher widersehe. Meine älteste Tochter hat ihm die
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Anfangsgründe der Music, des Claviers u des ital. zu verdanken.
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Was Müller für
s
einen
Zuruff an die Arme
meynt, weiß ich nicht.
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Lavater bittet sich auch für Geld u Worte Hemans des Esrahiten Unterweisung
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von der
Schwachheit der Elenden
aus. Sie wißen liebster Herder, daß es
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mir wie den Hennen geht, wenn sie Eyer legen wollen – und ich gewiß es Ihnen
S. 177
würde anvertraut haben, gesetzt daß es auch so klein wie ein Ameiseney gewesen
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wäre. Es geht meiner verwelkten Muse nicht mehr nach der Weiber Weise. Was
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mir mein Schiblemini vor Unruhe macht – Wenn ich nur wüste wozu er bestimmt
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wäre. Doch ich fürchte mich eben so sehr für die Erscheinung deßelben, als mich
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seine Nichterscheinung beunruhigt. Ich bin nicht mehr im stande mich in die
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Gemüthslage zu versetzen, mit der ich gearbeitet, und besinne mich kaum auf einige
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Spuren meiner eignen Gedanken – und doch war es auch ein Prodromus und
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Prolegomena zu ich weiß nicht was? Vielleicht erhalten Sie das
Corpus delicti
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eher wie ich, und sind beßer im stande darüber zu urtheilen – Nicht mehr als 2
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haben es hier gelesen; der eine mit dem Lachen eines Kobolts der andere mit
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den Thränen – eines Krokodils, hatte ich bald gesagt. Wer weiß wer am meisten
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Recht haben mag.
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Ich krähe immer von meinem kleinen Misthaufen. Wie mir Ihr Lustgarten
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gefällt, habe ich schon gesagt. Daß d
as
ie letzte Hälfte des
vierten Buchs
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mich näher angeht, als alle
übrigen
können Sie leicht erachten. Dies
schöne
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Thal
gränzt unmittelbar an meinen Hügel oder wie ich ihn erst nannte. Wenn
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ich auch so beredt wäre wie Demosthenes, so würde ich doch nicht mehr als ein
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einziges Wort dreymal widerholen müßen. Vernunft ist Sprache
Λογος
; an
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diesem Markknochen nag’ ich und werde mich zu
tod
drüber nagen. Noch bleibt
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es immer finster über diese Tiefe für mich: Ich warte noch immer auf einen
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apokalyptischen Engel mit einem Schlüßel zu diesem Abgrund. Laßen Sie
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mich Ihr schönes Denkmal genießen und diesen Genuß nicht durch kritische
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Grübeley stöhren. Vielleicht bekommen Sie einen Recensenten in einer
neuen
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Litterarzeitung
der dem physischen Felde u anatomischen
Felde
Geschick
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mehr gewachsen ist als ich es bin. Ich muß
glauben
und befinde mich wol
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dabey, aus Noth Tugend zu machen.
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Unsers alten Freundes Ihres Vorgängers Hintz
Geschenk
hat mir viel
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Freude und er sich um meinen Hans durch einen Heynischen Tibull, Ernestischen
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Tacitus u Svetonius unsterblich verdient gemacht. Er war sehr vergnügt in
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Königsberg und wird es noch mehr Ursache haben in Weimar zu seyn, auch mir
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bey seiner Rückreise daran Theil nehmen laßen.
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Die Frau Kammerherrin von der Reck ist eine sehr liebenswürdige Dame, der
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ich viel homogenes in Ihrer Probstey zu finden geweißagt, einen
einzigen
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characteristischen
Zug ausgenommen, von dem meine verehrungswürdige
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Frau Gevatterin zu Ihren Ruhm und Glück gar nichts weiß – so genau ich
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mich auch darnach erkundigt.
37
Ich weiß nicht, was ich für Ahndungen bey den Göttingschen
S. 178
Auswanderungen gehabt. Wenn Ihre Lage dadurch verbeßert würde, so wünschte daß
2
diese Ahndungen eintreffen möchten. Ich wünschte sehr zum Besten der Ideen
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Ihrer Autorschaft daß Sie der mühseeligen Rechnungsverwaltungen und
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Hofverbindungen entledigt würden. Was macht aber G misvergnügt, den man für
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das
Factotum
angesehen und der bisher in seinem Element gelebt. Hat sich dies
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oder er geändert?
7
Ist es wahr was man sagt, daß Leuchsenring einer reichen schönen Jüdin
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nachgestellt. Ich kann das alles nicht zusammen reimen mit dem, was unser
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Freund R. mir von ihm meldete.
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Von Mosers Schrift über Regenten noch von seinem
christpolitischen
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Journal habe bisher noch keine Sylbe zu sehen bekommen; mich dafür an eines
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Großings
ritterlicher Autorschaft halb erbaut, halb belustigt.
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Wenn ich unserm R. antworten kann, so lege es bey. Ich hätte bis gegen Ihren
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Geburtstag fortgeträumt ohne seinen Einfall mich zu bitten nach
W.
zu
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schreiben, der mir im Grunde seltsam u außerordentl. vorkam. Strafen Sie nicht
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liebster Herder für mein Stillschweigen, welches wirklich in einer Art von
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Verzweiflung an mir selbst gegründet ist. Melden Sie mir bald jene Nachrichten, zu
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denen Sie mir Hofnung gemacht, besonders wenn selbige Ihre eigene Lage
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betreffen, und solche dadurch erleichtert würde. – –
20
Den 10 des Morgens.
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Habe noch zu gutem Glück vorgestern alle meine Laune in Einl. ausschütten
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können, gestern war nicht im stande die Feder zu führen, muste früh zu Bett
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gehen ohne zu schlafen, und hab immer in Träumen wider meine Gewohnheit
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zugebracht, woran vielleicht ein kleiner Durchlauf schuld seyn mag. Meine
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Leibesübel sind sehr erträglich; aber mein Gemüthszustand ein seit 62
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verjährter Schaden, und ein wahrer
furor vterinus
kranker,
sich
ihrer selbst nicht
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mächtiger Einbildungskraft, und ich fürchte vor meinen Sohn ein ähnl.
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Schicksal. Unser heillose
Vice-re
findt Unordnungen in den
Cantons
-Listen oder will
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der Academie was anhaben, kurz er fordert alle
enrol
irten seines Regiments
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auf und befiehlt daß sich jedermann stellen soll. Der
Senat
macht
31
Gegenvorstellung;
darauf kommt gleich eine
Cabinetsordre,
daß niemand hinführo mehr
32
inscrib
irt werden soll ohne einen Erlaubnisschein vom
General
und der Cammer
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oder Landrath, und unser akademische Kantzler muß mit seiner Mannschaft
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zum Anhalt aufmarschiren. Dies war in der That ein häßlicher ärgerlicher
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Anblick. Es hat mir schon wegen allerhand
Umstände
Folgen leid gethan, daß ich
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meinen Sohn so früh hatte
inscribi
ren laßen. Nunmehr
dankte ich Gott
, daß
S. 179
es geschehen und überstanden war. Ich melde dies meinem Sohn und muntere
2
ihn zu gleichem Dank auf, indem ich ihm Nachricht davon gab und ihm
3
versicherte, daß um das Unangenehme eines solchen Ganges zu vermeiden ich ihm
4
lieber das Studium widerrathen haben würde. Der Junge setzt sich die Sache in
5
den Kopf und verfällt in eine panische Furcht, die keine Vorstellungen ihm
6
ausreden können. Dies bewog mich zugl. mit
,
ihm seine 3 Schwestern auf den
7
Hals zu schicken, die morgen 14 Tage und vielleicht noch so lange sich ihm zu
8
Gefallen auf dem Lande umtreiben werden. Der Kanzler
Korf
welcher nach des
9
Rhode
Tod das akademische
Departement
bekommen, hat sich um seine neue
10
Stelle verdient gemacht und ist ins Kabinet gegangen, worauf der König nach
11
Wunsch
rescrib
irt und die Sache auf alten Fuß bleibt. Nun ist mein Wunsch,
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daß ich meinen Sohn auf den Winter zurück bekäme, welches wol von Schellers
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Versorgung abhängen wird, die ihm so wol als uns allen auf dem Herzen liegt.
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Meines Pathchens Geburtstag wird schon vorbey seyn, wenn dieser Brief
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ankommt. Gott schenke Ihnen zu allen Festtagen dieses Monats Gesundheit,
16
Seegen, Freude und
gute Gesellschaft
, woran es mir fehlen wird und
17
entferne alle
mala domestica
von Ihrer Probstey – erfülle reichlich den
einzigen
und
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sehnlichsten Wunsch ihrer irrdischen Wünsche
an der Freundin Ihres
19
Herzens und Gehülfin Ihrer Ideen – Daß ich weder mit
Worten
noch
Werken
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das Gefühl meiner Seele gegen Sie und die Ihrigen und besonders gegen meine
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verehrungswürdige Gevatterin darstellen kann, meine wahre Gesinnungen
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gegen die
Kinder Ihres Leibes
so wol als
Geistes
, gegen Ihre Mutter-
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Muse durch nichts verhältnismäßiges an den Tag zu legen vermag – dieser
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Gedanke benimmt mir mit zum Theil die Leichtigkeit zu antworten. Der reiche
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Gott wird alles ersetzen und vergelten und ins Gleiche bringen. Ich umarme
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Sie und ersterbe Ihr alter
Johann Georg Hamann.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 263–264.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 148–153.
ZH V 174–179, Nr. 753.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
174/26 |
Cammerherrin […] Reck] |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cammerherrin von der Reck |
174/33 |
nach über ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: über |
175/15 |
mistrauisch ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: mistrauisch |
176/4 |
den zu ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu |
176/4 |
Trutenau, ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Trutenau; |
177/15 |
übrigen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: überigen |
177/19 |
tod ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tod |
178/10 |
christpolitischen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: christ-politischen |
178/14 |
W. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: W |
178/31 |
Gegenvorstellung; ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gegenvorstellung, |