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Kgsberg den 14. Jun. 84.

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Zuförderst bescheinige hiemit 4 fl. 15 auf den 5ten und 6ten Theil der

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Nicolaischen Reisen nebst 18 gl. für die Fracht & der beiden vorigen Theile

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empfangen zu haben.

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Hiernächst habe die Ehre zu melden, den
partem posteriorem
des Döderleins

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nebst Eichhorn Einl. ins A. T. laut verlangter beyl.
Nota
erhalten zu haben,

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und frage dabey an, ob ich selbige ungebunden oder wenigstens planirt und

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geheftet überschicken soll? – auch an welchen Buchbinder ich mich deshalb zu

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wenden habe?

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Das Magazin für Prediger ist im Dengelschen Buchladen nicht zu haben.

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Soll ich im Hartungschen deshalb Anfrage thun – und sollen diese Bücher roh

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befördert, oder nicht wenigstens planirt und geheftet werden, in welchem Fall

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ich mir einen Buchbinder anzuweisen oder die Besorgung davon dem

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Dengelschen Buchladen zu überlaßen bitte.

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HE. Hartknoch ist gestern angekommen und wir haben uns heute einander

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wechselsweise besucht. Er hat mir den ersten Theil von Monboddo Werk über die

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Sprache mit Herders Vorrede, den dritten Theil vom Pontius Pilatus, eine

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Beschreibung von Italien und noch 10 Verlagsarticul mehr mitgebracht – aber

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die Uebersetzung eines engl. Werks über die Welt
fehlt
, welches vorzügl. meine

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Neugierde reitzt, werd ich erst aus Riga erhalten. – Büschings Beyträge oder

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vielmehr Nüßlers Leben bin ich nicht im stande gewesen Ihnen bisher zu

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verschaffen; den
d’Agueßeau
werde ich übersenden, sobald ich selbst damit fertig

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seyn werde, welches ich wünsche wegen seiner Weitschweifigkeit
à la

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Malebranche
u
pro vostris.


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den 15. –

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Ein unvermutheter Besuch hat mich gestern Abend unterbrochen; dafür bin

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ich heute selbst im Dengelschen Buchladen gewesen, weil ich vergeßen hatte durch

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meinen Sohn, der gegenwärtig
hier
ist, die
freymüthige Betrachtungen

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und
Jerusalems
seine auszunehmen. Es liegt also bey mir
Döderlein
,

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Eichhorn
nebst den beyden jetzt gemeldeten Büchern, und warten blos auf

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Ihre Vorschrift, sie roh oder geheftet zu übermachen.

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Das von Hinz bestellte Päckchen waren Nicolai Reisen, welche er nach alter

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verlernter Kunst zugeschnürt und signirt hat. Ich habe vorigen Sonntag einen

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Brief aus Graudenz, betreffend die Mockrausche Revue von ihm erhalten. Er

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meldet mir einen Umstand, von dem man hier keine Nachricht gehabt, daß ein

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Soldat von Eglowström den 9 d.
decolli
rt worden
, weil er am ersten Tage

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der Revue aus seinem Gliede im Vorbeymarsche getreten und sein Gewehr vor

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dem Könige
praesenti
rt. Man hat ihn aber nicht zum Wort kommen laßen,

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sondern ist gl. von Ober- und Unter
offici
ren umringt und weggebracht worden.

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Beym Einsteigen
in den
im Wagen hat sich ein Weib auf die Knie geworfen,

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und dem Könige angeschrien. Weil sie auf das widerholte Ruffen aufzustehen

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sich nicht hat besinnen können: hat der Kutscher die Pferde angepeitscht.

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Jemand kam und gab der
Supplicant
in in des Königs Namen 3 fl. womit sie sehr

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zufrieden gewesen seyn soll.

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Adelung hat einen großen Qvartanten von Zusätzen zu Jöchers Gelehrten-

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Lexicon herausgegeben, der 15 fl. kostet und nur die beyden Buchstaben A und B

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in sich hält.

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Ohngeachtet mein Sohn mir ein Bündel Quäcken mitgebracht, so scheint mir

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doch der Vorrath nicht hinlänglich zu seyn, wenn mich nicht das Augenmaaß der

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Habsucht trügt. Wegen des Waschens und Dörrens weiß ich selbst nicht, ob

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dieses zu ihrer Erhaltung nöthig ist – und ob eins der Sprintlackschen Mädchen

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Zeit dazu übrig hat. Selbst graben mag ich nicht, aber ich schäme mich nicht zu

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betteln.

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Ich glaube daß Ihnen mein Umgang lästiger seyn würde, höchstzuehrender

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Freund, (und diese wahre Furcht hält mich ab Sie heim zu suchen) ungeachtet

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aller Nachsicht, womit Sie mein Geschmier ertragen.

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Hartknoch reist morgen ab, und mein Sohn, der sich Ihnen empfiehlt,

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übermorgen. Kanter hält sich meines Wißens in Trutenau auf und wird

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vermuthlich an Jacobson einen Mann nach seinem Herzen gefunden haben.

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Wenigstens hat er ihn sehr erwartet, wie ich gehört.

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Der 42jährige Affe
.
Eine gantz vermaledeites Mährchen
!
Aus

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dem Franz. Berlin 84
ist eine gantz elende
Brochure,
die mir als
confiscable

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in die Hände fiel, aber nicht lohnt angesehen zu werden. Ist deutsches Machwerk

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ohne Geschmack, Sprache noch den geringsten Witz. Das Äußerliche verekelt

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schon – und es ist auch für mich Zeit aufzuhören, bis auf mehr Muße, Ihnen

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von unserm neuen Meßgut mehr Nachricht geben zu können.

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Unterdeßen habe die Ehre mit alter Treue zu verbleiben

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Meines HöchstzuEhrenden HErrn Kriegsraths

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ergebenster Hamann.


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Adresse mit Siegelrest:

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An / HErrn Kriegsrath Scheffner / Erbherrn von u / zu /
Sprintlacken

Provenienz

Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.

Bisherige Drucke

ZH V 160–162, Nr. 745.