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Kgsberg den 14 März
Dom Oculi
84.
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Herzlich geliebtester Freund,
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Ich wurde heute ausgebeten um
D. Weickhardt,
der nach Petersb. geht
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kennen zu lernen, muste es aber ausschlagen. Sie werden ihn vermuthlich auch zu
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sehen bekommen; vielleicht ist er im stande unserm Freund Arndt einen guten
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Rath zu ertheilen.
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Eben besucht mich gantz unerwartet HE von Auerswald, dem ich die beyden
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Theile des
Shakesp.
abgeliefert; nun bitte mir so bald Sie können den Preiß
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zu
melden oder melden zu laßen, weil ich ungeachtet des darüber geschriebenen
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den rechten Brief nicht werde aufsuchen können. Er wird sich wegen eines
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Proceßes hier vielleicht einige Wochen aufhalten, damit ich das Geld dafür
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einheben kann. Der letzte Theil ist gleich bezahlt worden; also bleibt nur noch übrig
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den Preis für den achten und zehnten Theil zu wißen. In Ihrem letzten den ich
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den 4
huj.
erhielt meldeten Sie mir auch daß
Buffons
Vögel historie aus
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16 Bände bestünde; wenn Sie die ihm
überschickten genau wißen
, so bittet
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er sich selbige aus, die ihm noch fehlen. Aber so große Lust ich auch habe die
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Histoire des Mineraux
kennen zu lernen, will er nichts davon wißen; also bitte
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nur in Ansehung der noch zu ergänzenden Vögelgeschichte uns beyden
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willfährig zu seyn. – Noch eine Bitte, welche Ihre Ankunft zur Meße betrifft,
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betrifft HE Scheller, zu Graventihn, der seit Jahr und Tag
Döderleins
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Dogmatik
hier bestellt, die in keinem Buchladen zu haben. Können Sie ein ganzes
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Exemplar von den 2 Theilen für
den hiesigen Ladenpreiß
entbehren; so
S. 131
thäten Sie uns einen großen Gefallen uns daßelbige mitzubringen und zu
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überlaßen.
NB.
die neuste dritte Ausgabe vom ersten Theil. Wo nicht so wären
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sie vielleicht im stande uns von der Meße eins mitzubringen; wo auch die neue
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Ausgabe des 2
ten
Theils fertig seyn wird. Des alten lieben Jakobi
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Schwanengesang über Mendelssohns Jerusalem hat mich auch begeistert 2 bis 3 Bogen
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zusammenzubringen, die ich auch herzlich gern gedruckt sehen wollte und gegen
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Ihre Ankunft fertig halten möchte. Ich habe beynahe verzweifelt damit fertig
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zu werden, aber heute Hofnung das Ende zu erleben.
Golgotha
und
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Schiblemini
.
Von einem Prediger in der Wüsten
Diese Bogen sind mir sehr
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sauer geworden, und möchte
n
es noch werden. Mendelssohn Philosophie und
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sein Judentum sind sehr darinn mishandelt. Wenn Sie sich damit befaßen
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wollen entweder selbige zu verlegen oder unterzubringen – vielleicht am liebsten
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und sichersten in der Schweitz – denn Sie kennen meine ängstliche Vorsicht nicht
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so wol für mich selbst als für andere. – Aber eine gute Portion von Exemplarien
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zur Austheilung bestelle und bitte mir zum voraus, um mit meiner
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Zieschenwurst gegen die Schinken meiner Freunde werfen zu können. Doch erst muß der
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Fisch im Netz seyn, und darnach von der Theilung die Rede.
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Da kam Herr Jenisch zu mir, einer der innigsten Zuhörer von
Kant
, auch
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mit einem Anliegen nach Riga zu einer guten Hofmeisterstelle oder Schuldienst
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beruffen zu werden. Er ist ein fähiger fleißiger Mensch von 20 Jahren, der das
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Griechische mit vieler Lust treibt, das französische u engl. versteht und Hoffnung
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giebt zu einem vorzüglichen Kopf, der aber noch zu brausend und ungestüm ist.
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Wenn dort Nachfrage seyn sollte; so bitte ich Sie, sich seiner zu erinnern. Sie
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sollen ihn selbst kennen lernen bey Ihrer Durchreise. Weil er mich eben bey
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meinem Briefe antraff; so gab ihm dies Gelegenheit, diese Bitte anzubringen.
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Kant arbeitet an einer Antikritik über Garvens Cicero, die Sie
vermuthlich
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auch zum Verlag bekommen
werden? Ich habe Ihnen glaub ich, schon
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geschrieben von dem Meßgut unserer hiesigen Verleger; daß Dengel eine Schrift
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des Hofprediger Schultz über Kants Kritik liefern wird, die schon in den
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Gothaischen Zeitungen angemeldt seyn soll; Kraus über Morczini ein moralisch
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politisches Meisterstück, Glave über die Jurisdiction unsers Adels u der seel.
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Kreutzfeld über die Braxeinsche Familiennachrichten.
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Nehme herzl. Antheil an den guten Nachrichten von Ihrem lieben Sohn. –
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Der junge Motherby wird auch mit HE. Laval erwartet, der die besten
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Nachrichten von seiner Reise – Mein Sohn ist dies ganze Jahr von mir erwartet u
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komt nicht.
Pilchowski
weiß nichts vom
Malleo Malef.
und mein Bote hat des
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Monti
neues Logis nicht finden können. Daß ich die
Rechnung bey
S. 132
Bezahlung
des Geldes
abgeliefert
,
versteht sich von selbst
, und ist kaum
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möglich zu denken, daß ein Kaufmann ohne
Belag
soviel Geld auszahlen wird.
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Sie muß also bey HE
Toussaint
liegen. Dies Rätzel ist also völlig für mich
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aufgelöset; und ich kann also nicht anders denken, als daß Sie selbige hier finden
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werden. Bitte aber Nachfrage deshalb zu thun. Eine Qvittung von mir hat HE
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Toussaint
nicht erhalten, weil es die Rechnung war, und diese hat man mir also
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nicht zum Einpacken anvertrauen können, welches auch ausdrückl. gemeldt
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haben würde. Fehlen Ihnen noch einige Preise, woran Ihnen gelegen vor der
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Hand zu wißen: so will drauf antworten. Gott erfreue uns bald mit Ihrer
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glückl. Ankunft. Meine und der Meinigen Empfehlung an Ihr ganzes Haus. Ich
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umarme Sie und ersterbe mit alter Freundschaft der Ihrige.
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Johann Georg Hamann.
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Adresse mit Mundlackrest:
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An / HErrn Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga
. /
Einschl
.
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Vermerk von Hartknoch:
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HEn
Hamann
in
Königsberg
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Empfang
d
17 März 1784
Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 131.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 133.
ZH V 130–132, Nr. 732.
Zusätze fremder Hand
132/16 –17
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Johann Friedrich Hartknoch |