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Herzlich geliebtester Freund,

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Den 21
huj.
ein ganzes Pack von HE
Toussaint
erhalten, welches mit dem

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besten Dank bescheinige; mein Sohn für die medicin. Abhandl. ich für

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Gadebusch u Denkmal der Stadt Riga, worinn ich das
Datum
vermißt u

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3 Hebeopfer des Petersb. Landsmanns. Schlötzers habe angesehen, aber nichts

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von Uebersetzung des
Dimsdale
gefunden, kann es auch nach der Jahrzahl

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nicht vermuthen.
Dimsdale
bleibt auf das nächste Jahr, das vermuthl. erst

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mit dem 24
Jan.
(in Ansehung der Schaarwerke) anfangen wird. Ihre

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Ankündigung habe in den Hamb. gelesen; daß Sie mich für einen Sachkundigen

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ausruffen laßen, mögen Sie verantworten. Meinen Namen wünsch ich

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wenigstens nicht zu verlautbaren. Wenn mein Sohn in der Feder fertiger

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u nicht mit der Kinderlehre, pollnischen u franz.
extraordinarie
überhäuft;

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so würde sich immer sein Nahme beßer zum
exercitio
des Engl.
qualifici
ren,

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und kaum erwarte ich viel wichtiges von dem Innhalt. Da die Urkunden in

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rußisch geschrieben, sollten nicht schon einige deutsch ausgekommen seyn. In

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diesem Fall thun Sie alles mir das liebe Leben u die eckele Arbeit zu

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erleichtern.

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Reichard mag mit der kleinen Nachlese für lieb nehmen. Daß Sie kein

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Exemplar der hierophantischen Briefe haben, wundert mich. Sollte die ganze

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Aufl. vergriffen seyn oder zum Ladenhüter in Leipzig geblieben.

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Noch keine Rechnung von Cr. Rath Lil. erhalten; vielleicht sprech ich

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morgen bey unserm Oberhofprediger vor und laß ihn durch seinen gewesenen

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Hofmeister erinnern. Kein
Aviso
wegen des angelangten Päckchen erhalten;

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es hat sich hier gantz offen im Packhofe einige Tage umgetrieben. Friedrich

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war so gut, es noch einzupacken, damit nichts von den Kleinigkeiten zerstreut

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würde, die aus 4
Doubletten
u einem Exemplar der Zweifel u Einfälle

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bestanden. Den 11 sind meine Amtsbrüder gemeinschaftl. mit den Pillauern,

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die ich eben so wenig als der alte König recht leiden kann ins Cabinet

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gegangen; aber keine Neue von Baal. Mein Spiel steht noch
in saluo;
daß der

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Zug bedenklich ist, versteht sich von selbst. Ich laße mir also Zeit –
ob
? und

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wenn
es geschieht den 1. oder gegen den 24 zum Geburtstage an welchem ich

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77 meine Bestallung erhielt? Mit diesen Grillen im Kopf u Eiter in den

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Beinen läst sich nicht füglich
dimsdali
siren. Hatte mir vorgenommen mich

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nicht aus dem Hause zu rühren, u habe alle Feyertage geschmaust, gestern

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mit
Me Courtan
den stillsten Mittag gehalten, und denke morgen zu schlüßen.

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Erwarte den
D.
Lindner mit des Hofraths Sohn vielleicht, nächstens hier.

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Nichts von unserm Heil. George? Er wird doch in der großen Wüste von

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Europa nicht verbüstert seyn. Leben Sie wohl, seyn Sie mir nicht

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ungehalten wegen der welschen Gäste. Noch 10 kurze und desto längere Nächte

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mehr als wir mit dem alten Jahr fertig zu werden. Gott schenke Ihnen vor

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allen gute, wenigstens erträgl. Gesundheit, und laße es Ihnen u den Ihrigen

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an keinem Guten fehlen. Grüßen Sie unsern Lieben Zürcher zum N. Jahr

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u vergeßen Sie nicht ein gleiches an HE
Volden
scherer. Ich sitze auf Nadeln

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und werde nichts versäumen, was zu Ihrem Frommen dient, u ich zu leisten

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im stande bin. Noch keine
Prolegomena
von Kant; der sich beschweren
soll
,

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daß er die lateinsche Uebersetzung seiner Kritik selbst nicht versteht. Es soll

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ein Pf. Bobrüch seyn. Es geschieht dem
Autor
recht, die Verlegenheit seiner

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Leser an sich selbst zu fühlen u zu erfahren. Gott sey mit Ihnen und Ihrem

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alten Freunde Landsmann,
Autor
und Uebersetzer zu dienen

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Joh Ge. Hamann.


16
Adresse mit Mundlackrest:

17
An / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / zu /
Riga
.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 305 f.

ZH IV 471 f., Nr. 681.