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S. 168
Grünhof den
27 März. 756.
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Herzlichgeliebtester Vater,
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Ich versäume diese Post nicht, um Ihnen die Unruhe zu benehmen, in die
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mein letzterer Brief Sie gesetzt haben möchte. Diese Woche habe schon Gottlob
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das Bett wieder verlaßen. Ungeachtet meine Verstopfungen noch nicht
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aufhören, so thun mir doch des Herrn D. Lindners Digestiv Pulver gute Dienste.
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Seine Freund- und Nachbarschaft kommt mir sehr zu statten; wiewohl wir
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uns wechselsweise beklagen müßen, so können wir uns auch dafür einander
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wieder trösten. Er hat nach seinem Lager noch viele Anfälle aushalten müßen,
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mit denen es sich allmälich zur Beßerung anläßt. Fühle heute ohngeachtet
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einiger Oefnungen eine Spannung an den Unterrippen, die mir aber nicht
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beschwerlich ist. Ich habe gestern über mein Vermuthen glücklicher und stärker
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arbeiten können. Wenn einem dies von statten geht, genüst man sein Leben
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recht und freut sich, daß man da ist. Ich wünsche nichts so sehr, Geliebtester
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Papa, als gleich gute Zeitungen von Ihnen zu lesen, für die ich Gott danken
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kann. Die Folgen der Witterung äußern sich hier sehr; unser Haus ist davon
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nicht verschont geblieben.
Genüßen
Schöpfen Sie dort eine
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beßer
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Luft? Die Abwechselungen, die wir haben, können das leichteste Blut schwer
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und bisweilen stockend machen. Derjenige, in dem wir leben und sind, erhalte
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und stärke Sie! Wind und Wetter fechte Sie so wenig als jede andere
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Wiederwärtigkeit an. Jene sind das wenigste von der Welt, die wir zu überwinden
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haben; und uns lange so nahe nicht als Fleisch und Blut. Ich küße Ihnen
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tausendmal die Hände und empfehle mich Ihrem Gebet und väterlicher Liebe
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als Ihr gehorsamst ergebenster Sohn.
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Herzlich geliebteste Mutter,
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Ich wünsche Ihnen zu einer wiedererlangten
Beßer
Gesundheit Glück
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und melde Ihnen Gott Lob! die meinige mit gleichmäßigen Vergnügen an.
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Der Frühling wird mich völlig wieder aufmuntern; er gereiche Ihnen auch zu
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einer Erquickung und Pflege der Natur! Ich hoffe den Weg nach Königsberg
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in unsern umliegenden Thälern und Büschen zu Fuß und Pferde abzulaufen;
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nur schade, daß er nicht in die Richt gehen soll. So krumm und in die Runde
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ich auch das Jahr noch spatzieren werde; kann der Weg nicht künftigen
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Sommer gerader werden? Wie will ich mich freuen, wenn ich meine liebe Eltern
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eben so alt und in eben so guter Gesellschaft ihr Haus, als jener junge Israelite
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wiedersehe, vor dem sein kleiner Hund hersprang. Sollt ich gleich nicht so
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willige Gläubiger, wie er, noch so freygebige Gastwirthe antreffen; desto lieber
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werd ich Ihnen, beste Mutter, seyn. Handschriften und Sara will ich
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demjenigen gönnen, der meine Stelle jetzt bey Ihnen vertritt. Ich mache auf nichts als
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Ihr zärtliches Andenken Ansprüche. So oft ich an Ihnen denke, Liebe Mama
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begleite ich diese Vorstellung mit den eyfrigsten Seegenswünschen für Ihr
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Leben und für Ihre Zufriedenheit. Ich füge Sie jetzt mehr mit dem Herzen
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als mit der Feder hinzu und empfehle mich Ihrem Gebet und Ihrer
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Zuneigung mit der Ehrerbietung des gehorsamsten Sohns.
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Johann George Hamann.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (38).
Bisherige Drucke
ZH I 168 f., Nr. 68.