678
464/23
Kgsb den 8
Xbr.
2
Adv.
82.

24
Herzlich geliebtester Freund

25
Den 25
pr.
erhielte Ihren letzten Brief nebst Einschluß von HE

26
Voldenscherer.
Beyden danke aufs beste für Ihre Gefälligkeit. Die verwünschte

27
Sache hat mir graue Haare gemacht und wer weiß was sie noch nach sich

28
ziehen wird – Meinen letzten Willen habe bey Hiesigem Gerichte den 5
hui.

29
deponi
rt. Gott mache mir das Sterben so leicht, als mir das
Testament

30
durch Kr. Hippel u Cr. R.
Jentsch
erleichtert worden. Dieser Stein hat mir

31
Jahre lang auf dem Herzen gelegen.

32
Gieng nicht biß zum 13
pr.
mein letzter
Auctions
-Bericht? Den 19 ist

33
selbige zu Ende gegangen. Weil ich alle Tage der Rechnung entgegensehe;

34
so werde alles mit einmal abmachen.
Endlers
Karte ist 8 fl. die
Globi
21 fl.

S. 465
u
Happel
12 fl. fortgegangen und Ihnen nicht zu Theil worden.
Pereira

2
hat gar gefehlt. Cr. R. Lilienthal ist diese Woche ausgezogen, sonst würd

3
ich die Rechnung bereits erhalten haben. So voll auch meine Stube ist,

4
wünscht ich doch noch einigen Nutzen ziehen zu können, wenigstens in

5
Ansehung der Engl. Libertiner. Die Wagnersche Buchhandl. hat alles richtig

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erhalten u Friedrich auf Ihrem Brief
quitti
rt auch 18 gl.
pro rata
bezahlt.

7
Also dies ist nach Wunsch abgemacht. Friedrich hat mir auch seine Beyhülfe

8
zum Einpacken versprochen, womit weder ich noch jemand in meinem Hause

9
umzugehen weiß. Euchel hat Ihnen 4 Exempl. angeschrieben.

10
Hier ist eine kleine Gesellschaft von
Virtuosen Signor Scannavini
und

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Tottioli
durchgegangen, die aus
Saragossa
in Danzig angekommen. Ich habe

12
Sie nicht selbst gehört, aber Ihre
Talent
e und Character sind von jedermann

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gelobt worden. Ich weiß nicht was für ein Mitleiden mich angewandelt,

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daß ich Ihnen auch ein Zettelchen an Sie mitgegeben. Ihre betrübte

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Gesundheitsumstände erlauben wol nicht sich selbst mit diesen Leuten abzugeben,

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unterdeßen sind Sie vielleicht imstande Ihnen dort bey Kennern und

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Wohlthätern verschlagener Fremdlinge Eingang und Zutritt zu verschaffen. Ein

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blinder
Instinct
hat meine Ueberlegung übertölpelt. Auf Kants
Prolegomena

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warte mit Ungedult; zu seiner lateinschen Uebersetzung kann nicht ab-

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noch zurathen, dies hängt von Ihren Verbindungen mit auswärtigen

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Verlegern ab und von den Talenten des Uebersetzers. Ja wenn es um die Hälfte

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verkürzt werden könnte. Es ist viel Ähnlichkeit im
Medaillon;
aber ich weiß

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nicht was verfeinertes im Ausdruck.
Me Courtan
meldete auch den Künstler

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bey mir an. Wenn es Scherz gewesen, ohngeachtet ich gerne mich selbst so

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wol als andere beym Worte halten mag: so werd ich doch aus Besorgnis

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nicht einen Wink verlieren zum Ernst. Vielleicht wird aber durch den Abdruck

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die Ähnlichkeit lebhafter. Doch vielleicht liegt die ganze Schuld an meinen

28
dummen Augen, oder dem darinn lauschenden Schalk. Sollte es nicht der

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Mühe lohnen, oder haben Sie nicht schon dort Exemplare? um mich eines

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beßeren zu belehren.

31
Nehmen Sie sich doch auch meines armen Gevatters
Claudius
dort an –

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D. Biester
u Gedicke fangen eine Berl. Monatsschrift an, wozu Sie mich

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auch eingeladen. Weil ich nichts habe; so habe den ersten Brief aus meinem

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Schiblemini oder epistolischen Nachlese eines Metakritikers Ihnen

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aufgeopfert, der in einer
Vergl. einer geschriebenen u gedruckten

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Uebersetzung
besteht, und vielleicht geht der ganze Bettel drauf. Seelig

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sind die Armen am Geist. –

S. 466
Mein alter Kopf hat sich heute schon stätig geschrieben. Gott sey Ihr Artzt

2
und Heiland! So bald ich die Rechnung erhalte, werde nichts versäumen,

3
alles ins Reine zu bringen. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin und

4
HE
Voldenscherer
mit widerholtem Dank für seine Gefälligkeit. Das übrige

5
komt Zeit genug. Was macht unser liebe Zürcher? Grüßen Sie Ihn u Seine

6
dortigen Freunde von mir. Die jungen Herren, so nach Riga wallfahrten,

7
sollen nicht Guts gnug von Ihrer Albertinchen zu erzählen wißen. Gott

8
erhalte Sie! Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter treuer Freund und Diener

9
Johann Georg Hamann.


10
Wenn Sie ein portugiesisches Wörterbuch haben, so bitte mir den Preiß

11
deßelben zu melden.


12
Adresse mit Mundlackrest:

13
An / HErrn Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga
.


14
Vermerk von Hartknoch:

15
HE
Hamann
in Königsberg

16
Empf den 5
Dec
1782

17
beantw
d
26 –

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 304 f.

ZH IV 464–466, Nr. 678.

Zusätze fremder Hand

466/15
–17
Johann Friedrich Hartknoch