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431/2
den 27 8
br. Dom XXII. p Tr.
10 Uhr Vormittags

3
Herzlich geliebtester Landsmann und Freund,

4
Diesen Augenblick erhalte Ihre Antwort, und würde auch ohne Ihre

5
Bedingung mit der ersten Post zu antworten selbige erfüllt haben. Wie haben

6
Sie doch einen Augenblick an der
Calibanen
Laune, womit ich meine

7
Ausforderung an Sie gethan, zweifeln können?! Ist Ihnen das kleine

8
Gesichtchen des Gottes
Jocus,
das aus dem Bemaul einer gr. Maske herausguckt,

9
so fremde? Mit Vergleichung der offenen Einl. wenn Sie dazu Muße gehabt,

10
hätten Sie manches errathen können – besonders meine ausgelaßene Freude

11
über die unvermuthete Ankunft Ihres Briefs, da mich das allgemeine

12
Stillschweigen von Ihrer Seite außerordentl. beunruhigt und ich wegen eines

13
Misverständnis
über 2 Puncte, die ich
nicht einmal berühren mag
und

14
worüber ich in meinem Gewißen mich unschuldig wußte, die Ihnen aber aus

15
einem gantz andern Lichte und unter gantz fremden Verhältnißen, woran ich

16
keinen Antheil gehabt – glaubte wenigstens Ihr Vertrauen eingebüßt zu

17
haben. Ich beruhigte mich blos mit der
Resignation
in mein Schicksal,
sine

18
ratione sufficienti
bewundert und gescholten zu werden. Bey dieser

19
erkünstelten Gleichmüthigkeit, kam Ihr dicker Brief an, und mein gantz

20
ungegründeter Verdacht fiel auf einmal über’n Haufen – Ich gerieth also in eine gantz

21
entgegengesetzte Gährung und Taumel, der in allen den Briefen mir gleichsam

22
die Feder geführt, daß es mir Mühe gekostet meinem Muthwillen den Zügel

23
zu halten. Die sind keine Einfälle – sondern die
wahre Geschichte meiner

24
Empfindungen.

25
Jene beyde
Noli me tangere
waren aber
Hartkn. Auftrag nach Weimar
,

26
und Ihrer an
Dor.
wegen Unterstützung des Vetters; ohngeachtet ich den

27
ersten mit aller
mögl. Behutsamkeit u Vorsicht
übernahm, um keine

28
Klätschereyen zu veranlaßen, und die Unmöglichkeit des andern mir weher

29
that, als ich es mir wollte merken laßen.

30
Was Sie bey den
gefallnen Helden gedacht
haben weiß ich nicht – aber

31
Nicolai’s
2ter Theil liegt mir wie ein Stein auf dem Herzen, und damals

32
noch mehr. Ich beneidete einem
Feinde
dasjenige gethan zu haben, wozu sich

33
kein Freund brauchen läst – und ich wünschte unseren Landsmann u meinen

34
doppelten Gevatter –
et ab hoste consilium
für die Zukunft. Weil ich wenige

35
unglückliche gekannt, die nicht in irgend einem Sinn hätten sagen können –

36
pol! me occidistis,
amici
!
so war der Uebergang von jenem Vetter auf

S. 432
unsern, von Feindschaft auf Freundschaft und ihren
coincidenti
en mir

2
ziemlich nahegelegt.

3
Gerader freyer Tadel
– – Mit dem lieben
geraden
! Als wenn es in der

4
Natur und dem menschl. Leben dergl. gerade Linien gäbe, und ein
nasus

5
aduncus
nicht beßer als gar keine. Hätten Sie mir geradezu geschrieben:

6
Landsmann! an
dem und dem
dato
erhielt ich einen deutschen Brief

7
an mich, den ich vor Aergernis in 1000 Stücken zerrißen, weil er

8
weder dem Patron noch dem Clienten Ehre machte
; so hätt ich freylich über

9
diese Gewalt von Censur ein wenig den Kopf geschüttelt, und wie Ihre

10
Tolerantzprediger
ein wenig
darüber moralisirt. Aber ihr
altum silentium

11
über ein solch
peremtori
sches
factum
machte mich desto lauter und

12
schreyender. Denn das was Sie zu Ihrer Entschuldigung anführen, liebster bester

13
Freund, war eben Ihre Sünde gegen den Geist der Freundschaft. Sie setzten

14
voraus,
daß der Brief
mir
keine Freude machen würde
, dem
einen

15
keinen Vortheil schaffen könnte
, und dem
andern gewiß Schande

16
machte
. Ach! wenn Sie wüsten, was in dem Wort
Homo sum!
für eine

17
Welt von
Ergo’s
nach meinem Geschmack liegt.

18
Da haben Sie meinen geraden freyen Tadel – Sie haben nicht recht

19
gehandelt, was im Affect geschrieben, im Affect gelesen, im Affect beurtheilt,

20
im Affect zerrißen; und das wäre ihre Pflicht gewesen mir geradezu zu

21
melden. Beßer hätten Sie mir die
Zerreißung
überlaßen, und nöthigen falls

22
aufbürden sollen
. Ich hätte es Ihnen
vielleicht aus Liebe
gethan; aber

23
qualis Rex, talis grex.
Mit der Execution fängt man
an
, und mit der

24
Untersuchung währt es von Philipp des schönen Zeiten an bis auf Nicolai den

25
großen. Also um gerade Linien zu ziehen, geben Sie mir eine feine gerade

26
Fläche.

27
Erlauben Sie mir noch ein wenig auf eben der Sayte meiner Leyer

28
herumzuirren. Ohne
magna venia
giebt es weder eine
große Freundschaft
noch

29
ingenium. Scimus et
hanc veniam
petimusque damusque vicissim.
Hierinn

30
besteht die ganze
ars poetica
der brüderlichen Liebe und der gemeinen Liebe.

31
Seine
Freunde zu kennen
ist der Grund aller Pflichten gegen sie, wie die

32
Selbsterkenntnis
schwer, mühsam, eckel – und zum
Fortgang der letzteren

33
unentbehrlich. Dergl. kritische Lagen, wo die Leidenschaften stürmen und den

34
Grund aufrühren, sind mehr lehrreich als anstößig für mich, mehr erbaulich

35
als ärgerlich – und ich finde gar nicht die
inconsequence
in beyderseitigen

36
Characteren, die Ihnen so aufgefallen. Sie kennen unser ungleiches Urtheil

37
über die
beyden Brüder
, liebster Landsmann, und ich gewinne wenigstens

S. 433
bey meiner Hypothese ihrer Homogeneität, daß ich keinen
bewundere
noch

2
verachte
, und dadurch beyden vielleicht nützlicher werden kann.

3
Kurz, Sie ersehen, daß es mir nicht einfallen können, in Ernst wegen dieser

4
Kleinigkeit auf Sie böse zu seyn: sondern wie Sie den Wunsch des Vetters

5
erfüllt seinen
deutschen Brief zu vertilgen
; eben so ich seinen

6
ausdrücklichen Auftrag
, mir meines schwachen Magens wegen eine kleine
Alteration

7
zu erkünsteln, wie Sie aus der künftig zu erfolgenden Abschrift seines engl.

8
Briefes am Ende deßelben Selbst ersehen werden; denn er erinnert mich an

9
meine diätetische Regel sich vor der Mahlzeit ein wenig zu ärgern und nach

10
derselben brav zu lachen,
oder
aber nicht rückwärts.

11
Für den Ersatz durch Ihren Einschluß danke Ihnen herzlich. Er hat meiner

12
zeichendeuterischen Einbildungskraft
, womit er mich auch aufzieht, viel

13
Nahrung gegeben – und ich werde ihn meiner gelobten Copie beylegen –.

14
Der Scherz wegen der Nachschrift entstand aus der Vermuthung, daß

15
Jonathan
mit eigner Hand dies
Attest
seiner Genesung angehängt. Wie hätte

16
meine schmierende Faust sich sonst über Ihren flüchtigen Bogenzug aufhalten

17
können? So aber war der Scherz handgreiflich, wie man sagt; unterdeßen

18
war die
Auflösung
schon von Ihrem Schwager, unserm
Dorow anticipi
rt.

19
Je mehr ich die Reliquie vom 15
Jul.
lese; desto mehr find ich, Ihnen für

20
Mittheilung derselben zu danken – die Sache selbst ist nicht mehr der Rede

21
werth. Die Gefahr ist vorbey –
Forsan et haec olim meminisse iuuabit.

22
Beyde erkennen ihr Unrecht; wozu sollte man nicht
einem
so gut wie dem

23
andern
glauben. Beyde haben sich dadurch erst beßer kennen und schätzen

24
gelernt. Auch in der Freundschaft ist zwischen
Credit
und
baar Geld
ein

25
großer Unterschied – zwischen
Commißion
und eigene
Rechnung
. So weit

26
ist alles herrlich, schön und gut –

27
Ich darf Ihnen nicht erst sagen, was für Antheil ich an dem Schicksal

28
dieser ganzen Wallfahrt nehme, und wie sehr Ihnen wenigstens die Freude

29
guter Nachrichten für Ihre Verdienste um Ihn wünsche. Das
Periissem nisi

30
periissem
mag auch an ihm erfüllt werden. Ein solches Schaustück ist immer

31
zu Schade für die öffentliche Münze. Im Nationalhaß würde er meinen

32
Namensvetter den Agagiter übertreffen. Der Himmel bescheer ihm zum

33
Cabinet der Demokratie Haus, Hof und Bett einer jungen liebenswürdigen

34
Wittwe. Versäumen Sie nicht mir die Nachricht seiner Abreise zu melden –

35
daß ich ihn wenigstens in Gedanken begleiten kann.

36
Wie hält es, liebster bester Landsmann und Freund, mit Ihren

37
Deipnosophisten?
Bitte nur um so viel Zeilen als Athenäus Bücher geschrieben, –

S. 434
Mangelsdorf ist hier angekommen, wie ich gehört, sehr unzufrieden; habe

2
eben so wenig Lust ihn kennen zu lernen als unsern theuren
D.
Köhler, der

3
den Bogen ein wenig zu hoch spannen
soll
um das Herz eines reichen

4
Fräuleins zu treffen. Dem
soi-disant Professeur Toupet
habe meine ältesten

5
Kinder auf
einen einzigen Monat
anvertraut wegen der Aussprache für
S
sie

6
und mich selbst. Auch 4 rth sind schon über meinen
Etat;
besonders da das

7
einzige mir übrig gebliebene
Emolument
neml. die
Voyen
gelder
auch trotz

8
aller darüber ertheilten
Rescripte
eingezogen werden sollen –
Pereat
iustitia

9
et
seruabitur
mundus. La
virtù
chez Machiavel, c’est la perfidie,
u ihres

10
Abts Pinsel
vermag mag
nicht
s
wider die
F-läuse seines Geschlechts
.


11
Am Tage Simonis u Judä.
28. Oktober

12
Wollte mir heute Blut laßen, u mein Wundartzt hat unvermuthet aufs

13
Land kommen müßen. Hebe nun abermal meinen Spruch an, wo ich ihn

14
gestern gelaßen. Ich hoffe, daß Sie über den Ton meines Briefes keinen

15
Zweifel mehr haben werden, und das mir in die Hände fallende Siegelwachs

16
blos dazu dienen sollte um Sie desto mehr lachen zu machen. Eben so wenig

17
werden Sie es mir
nicht
übel nehmen, wenn meine
real-
und
personal-

18
Urtheile von der Ihrigen u Ihrer Freunde Richtschnur abweichen, und

19
sich zu ihren Lichtstralen wie die Hogarthschen Schlangenwendungen

20
verhalten, weil Sie aus
datis
urtheilen, die mir fehlen – und die

21
allerungegründeteste Familiennachrichten, das allerungerechteste und

22
abscheulichste Urtheil
(wie die verfluchten Tempelherren) verbrannt oder ausgekehrt

23
worden – daß die aus der Elegie auf den ersten Jonathan gerißene Flicken

24
unsern Freund Landsmann H. angehen, u daß ich die letzten Theile der Allg.

25
Bibl. seit langer Zeit kaum anzusehen geschweige zu lesen bekommen – und

26
daß ich alles in dem unschuldigsten Uebermuth freundschaftlicher Sympathie

27
geschrieben, und wo ich nicht mit Thaten mich zeigen kann, wenigstens wie

28
der ehrlichste Knappe mit Sprüchen um mich werfen.

29
Vetter weiß zwar nicht, wie weit er Recht oder Unrecht habe
, wills

30
aber schlechterdings nicht untersuchen
. Ich noch weniger – Der andere

31
weiß es, gesteht es
pp.
Bey allem
Unrecht
entschuldige ich den letzteren mehr

32
als den erstern. Woher? auch aus
seinen eigenen Bekenntnißen
. Das ganze

33
3 Wochen lang währende Märterthum seiner demokratischen Autorschaft unter

34
einem jugendlichen aristokratischen Kunstrichter konnte kein
gutes Blut
unter

35
beyden hervorbringen. Der
eine hätte gern ihm einige mal über Reden

36
hinter die Ohren geschlagen
, weil ihm seine eigene weh thaten – Der andere

S. 435
muste daher den politischen Weg der
Unterhandlungen
wählen. Als

2
Demokrat denkt unser Vetter zu schlecht von der
Weisheit der Dummköpfe
; an

3
diesem Punct bin ich ohne Ruhm zu melden, demokratischer gesinnt als er

4
selbst. Es ist
keine fühllose Niederträchtigkeit, dem Bösewicht im

5
Unglück seine Fehler vorzurücken
. Beym Bösewicht ist von keinem Fehler die

6
Rede und der gröste ist eben sein Glück. Die Vergleichung so vieler

7
Staatsformen
giebt uns eben die confuseste Begriffe, so viele Idolen subalterner

8
Grundsätze, daß die
Materie
darüber verloren geht, und wir den Wald vor

9
lauter Bäumen nicht mehr sehen können. Der schmerzliche schreckliche Wunsch

10
schon aus Europa zu seyn – und der scheltende Hohn – sind dies nicht lauter

11
faule Früchte, die ihm den Baum seiner politischen Kenntnis des guten und

12
bösen verdächtig machen sollten? Hätt es mir armen alten Mann nicht eben

13
so gehen können, als dem lieben aristokratischen Höfling, wenn ich den

14
geringsten Wink von dem gehabt hätte, was er dort in der zweiten Minute

15
seiner Ankunft beichten muste. Hätte nicht meiner
naso adunco
ein ähnliches

16
Unheil widerfahren können, was jenes spitzen Ohren zugedacht war
in petto?

17
Muß man, wie der Archikunstrichter mit bleiernen Kugeln auf mercurialische

18
Pillen antworten? Nein Ihre
directe
Methode ist zu despotisch – und nicht

19
zum Menschenfahen, die man im trüben fischen muß, auch nicht zum

20
Vogelstellen – und Freundschaft wie alle unsere Tugenden, beruht im Grunde auf

21
menschl. Schwachheit. Nicht die Gegenstände an sich selbst, sondern unsere

22
Ideen von selbigen, sind das transcendentale
X
unsers Herzens, oder

23
rückwärts.

24
Verlieren Sie die Gedult nicht über mein Geschmier, liebster bester Freund;

25
ich kann leyder! meine Feder nicht umkehren, ungeachtet ich noch ein sehr

26
jungfräuliches Anliegen zum
P. S.
anzubringen habe,
aus
nach einem

27
Briefe aus Lübeck den ich vor 8 Tagen erhalten von einem sehr alten guten

28
Freunde HE Johann Nicolaus Karsten, der als ein Landsmann meiner seel.

29
Mutter wöchentl. unser Haus 2 auch mehrmal besuchte, und bey dem ich vor

30
genau 20 u 30 Jahren auch besuchte. Vor ein paar Jahren wühle ich in meinen

31
Briefschaften u finde eine Rechnung für Postausgaben
p.
von einigen rth,

32
deren Bezahlung mir gantz entfallen war, weil ich bey meiner letzten

33
Wallfahrt aus Deutschl. gl. nach Curland gieng. Meine Ungewißheit brachte mir das

34
Bild unserer alten genauen Bekanntschaft so lebhaft ins Gemüth, daß ich an

35
ihn deßhalb schrieb und Ihm meinen ganzen Lebenslauf seit dieser Zeit

36
vorstellte
. Dies war ihm so angenehm, daß er ein gleiches that, mir meldete ohne

37
Kinder zu leben und um meinen Sohn in die Lehre zum Handel bat. In einer

S. 436
kayserl. fr. Reichsstadt ist ein Geburtsbrief ein wesentl. Stück u am liebsten

2
hatte ich meinen Sohn zum Bücherhandel bestimmt, worauf ihm Hartknoch

3
bereits Haftgeld gegeben. Hierauf erhielt ich ein klein Geschenk von Obst,

4
mit dem eine verdrüßl. Verwirrung im Packhof vorgefallen war, welches

5
weiter von keinen Folgen war,
da
ich aus einer geheimen Ahndung nicht das

6
Herz gehabt hatte das Fäßchen anzustecken. Auf meine Anfrage nach

7
Obstbäumen u ihrem Preis, schickt mir der gute Mann, ohne daß ich Zeit hatte

8
weder Art noch Zahl zu bestimmen, dies Frühjahr 24 auserlesene Stämme

9
von einer ungl. edlern Art als jene Früchte waren zu, die ich wie Sie wißen

10
am Pfingst heil. Abend pflanzte, und alle gedeyen ungeachtet des

11
undankbaren feuchten königl. Bodens, der meinem Vorgänger so viel ausgegangene

12
Stämme gekostet haben soll. Der angelegten
Allée
wegen ist mir mein Garten

13
dies Jahr noch einmal so lieb geworden, habe wie Johannes Halke die Raupen

14
belauert, mir auch ein schönes großes engl. Gartenmeßer angeschaft und die

15
ominöse Freude erlebt daß der erste Apfelbaum zur rechten Hand diesen Herbst

16
die schönste Blüthen getragen. Ich bin dem Mann noch von
Jul.
eine

17
Antwort auf einen franz. Brief schuldig und eben im Begriff auch diese alte

18
Schuld abzutragen und meine Freude über die gepflückte und erlebte Blüthen

19
mit ihm zu theilen, als ich den 20
huj.
wieder einen deutschen Brief bekomme,

20
worinn er sich noch Ihres seel. HE Vaters und Ihrer erinnert, mit dem

21
besondern Zumuthen, ob Sie ihm nicht zu einem Titel dort, wie mir zu einem

22
Dienst verhelfen könnten. Windbeuteley und fruchtlose Eitelkeit war sonst

23
seine Sache nicht und ich vermuthe auch kein Weiberspiel in diesem Gesuch,

24
sondern reellere Gründe und Absichten, weil er auch als ein junger Mensch

25
bey dem geitzigen Rate, von
Charmois
Schwiegervater,
wirthlich
und

26
ökonomisch
war. Einen pr. Commerzrath hat man in Lübeck schon; er wünschte

27
sich daher einen andern Titel, am
Grad
ist ihm nichts gelegen. Da HE
D.

28
Biester
oder seine Frau aus Lübeck sind: so bitte ich dies
geheime Anliegen

29
nicht zu unserm beyderseitigen Nachtheil zu misbrauchen, aber Erkundigungen

30
wegen seiner Lage könnten nicht schaden. Es soll nicht im eigentl. Verstande

31
erkauft
seyn. Können Sie mir und ihm die Wege dazu
öffnen
, und auf den

32
Namen des Dinges
und
auf die Spur helfen
: so wäre ich vielleicht im

33
Stande den jüngst bey meiner abscheulichen Haus
visitation
ausgesoffenen

34
Wein und ausgeleerten Keller wider zu ersetzen – nur daß die liebe Frau

35
Capellmeisterin hinführo nicht so geschwind und treuherzig die Schlüßel ausliefert

36
jedem
Caliban à manu,
mit einer papiernen Nase aus der Schrift.

37
Gestern hieng der Himmel voller Geigen für meine Mädchen über einen

S. 437
Vogel, den ein kleiner Gaßenjunge in meiner Mo
ß
osbude gefangen hatte;

2
heute frühe fand man ihn todt nach vielem Suchen auf meinem

3
Bücherschaffe. Sonst ist Gottlob! in meinem Hause alles gut. Die Äpfelbäume

4
blühen und das liebe Geköch ist eingekellert – und
plena cruoris hirudo.

5
Morgen gehts ans Blutlaßen.
Cras ingens iterabimus aequor.

6
Ein neuer Baumfinke – und neue Freude. Hänschen ist auf
D.
Lilienthals

7
Auction
die sich heute anfängt, für Hartknoch, der an der bewußten

8
Maculatur sammelt.

9
In Ansehung des Lübeckschen Lombrefreundes bitte mir einen geraden

10
freyen Rath aus:
ob
?
wie
? und
wie viel
? Wenn gleich nicht
erkauft
, soll

11
es doch ehrlich
bezahlt
werden
seyn. Für die engl. Copie u letzte Einl.

12
soll auch gesorgt werden; bitte mir auch der
Mlle P.
Brief auf eine gute

13
Gelegenheit zu bewahren.

14
Gott gebe Ihnen was
ich habe
und was
mir fehlt
. Meinen Handkuß an

15
Ihre liebe Frau. Ich umarme Sie u die Ihrigen, Geh. Rath Jonathan

16
nicht zu vergeßen.
Macte virtute esto, inquit sententia diui Catonis.
An Vetters

17
Vale
aus Europa nehme ich auch Antheil; je eher, desto lieber. Ich ersterbe

18
mit den Meinigen Ihr alter Landsmann Freund u Diener

19
Johann Georg


20
Was sagt Ihr Publicum zur
Malhommerie?
Mir will das Wort gar nicht

21
in den Kopf; ich lese
machomerie
u halt es mit H.
mahommerie nondum

22
possum dicere: quare?

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 283–291.

ZH IV 431–437, Nr. 668.