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Kgsb den 8 8
br
82.
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Herzlich geliebtester Freund
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Die gestern erhaltene Einl. sind bestellt an Hartung u Crüger; und ich bin
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selbst bey HE Cr. R.
Jenisch
gewesen, der mir sagte, daß er geantwortet haben
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würde, wenn er Ihren Auftrag nicht hatte erfüllen wollen; daß an den
S. 427
verlangten Abschriften aber bereits gearbeitet würde. Sie sollten also nur die
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dazu gehörige Zeit, woran es ihm fehlte, abwarten. Von dem in Memel für
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mich lagernden Pack weiß noch nichts; ich besorge aber Irrungen und
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Misverständnisse. Aus den auf einem Ihrer Briefe
notirt
en Theilen des
Sh.
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ersehe, daß der 8 und 10te, nicht 6te Theil bestellt worden. HE von
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Auerswald sowol als ich waren beyde gleich besorgt allen Irrthum zu verhüten.
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Er ist eben hier als
Adjutant
seines Generals u
Regiments
zur
Revue
u
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ohngeachtet seiner überhäuften Geschäfte, besuchte er mich diesen Sontag,
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wo ich sogl. mich nach dem 13ten Theil erkundigte, er mir aber zur Antwort
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ertheilte, daß er diesen selbst hätte. Wenn Sie
meine Briefe nachsehen
,
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so werden
Sie finden
,
daß ich mich ausdrückl
.
vorbehalten
,
mich erst
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darum zu erkundigen
, ehe ich
denselben bestellen könnte
. Drittens
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setzen Sie für diese 3 Theile 3 rth
alb.
= 4 rth.
cour.
und im hiesigen
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Hartungschen
Catalog
ist der Preis für
jeden Theil
2 fl. 24 gl. alle 13
Theile complet
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kosten
37 fl. 15 gl. Bey der gegenwärtigen
Crisi
macht wol die
Differentz
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6 gl. aber 36 gl!! Ich habe Ihnen schon Anfangs gesagt, daß ich mit einem
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accuraten u genauen Mann zu thun habe, der so jung wie er auch ist, ein
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strenger Buchhalter jeder Ausgabe ist.
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Nicolais 2ter Theil übertrifft den Schlözerschen, und unser Freund ist auf
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eine Art gemishandelt, die mir wehe thut. Ich wollte gern seine
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mercurialischen Briefe
adopti
ren u auf meine Rechnung nehmen, wenn die Sache
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sich thun ließe. Meine Besorgnis wegen des Stillschweigens aus Berl. u
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Holland ist überflüßig gewesen u hat auf lauter Misverständnißen u Zufällen
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beruht. Er hat mir das 3 Stück seines Magazins zugeschickt und vorige Woche
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ein ganzes Pack aus Holl.
addressi
rt, das wegen seines Aufenthalts in
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Rheinberg einige Wochen liegen geblieben. Vetter Becker ist in großer Gefahr
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gewesen unter
Seelverkäufern
, hat einen Liefl.
Lanting
in Amsterdam
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kennen gelernt, der vorgiebt 5 Jahre mich in des seel. Lindners Hause gekannt
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zu haben, ein Seidenhändler ist, und unsern
George
aus Spanien erwartet,
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den er eine große Lust bezeugt kennen zu lernen. Diese Nachricht ist vom
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23
Aug.
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Hänschen soll noch diese Woche die beyden Stücke der Bibl. abgeben wenn
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er zu
Wann.
geht, welches der halbe Weg nach dem Roßgarten ist. Um Geld
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zu haben, bitte wenigstens eine Rechnung beyzulegen. An pollnische Bücher
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für ihn ist nicht zu denken, da wir die Gefahr büßen die
Voyen
gelder zu
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verlieren, mein einziges
Emolument,
auf das ich noch habe rechnen können,
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ohngeachtet die Verhältnis von Handel u Schiffahrt abhängt. Ich habe ihm
S. 428
schon den Vorschlag gethan den Chozimen Krieg, in deßen eilften Gesang er
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jetzt ist, auszuarbeiten. Die ersten 6 Gesänge hat er schriftl. die letzten bloß
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mündl. übersetzt.
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Dem ohngeachtet wünschte ich noch ein paar Octavbogen für baar Geld,
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die ich hier nicht auftreiben kann, vom
ursprüngl. Geister und
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Körperzusammenhange nach Newtonschen Geist
,
an die Tiefdenker in der
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Philosophie
. Augsp. (Lotter) 76. vermuthl. von
Obereit
der sie in der
Natur
8
u
Heiden
anführt. Auf Kants Prolegomena warte mit Schmerzen, und weiß
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daß Sie Wort halten. Fahren Sie nur immer zu sammeln fort um dem
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Landsmann in Berl. auch Wort zu halten. Aber an meine
Opp. omnia
zu
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denken schaudert mir die Haut. Giebt es in Riga ein Haus wo man die
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Samml. des Hamb. Correspondenten findt; so hätte ich auf allen Fall eine
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Abschrift der Recension von den Sokr. Denkw. nöthig im Jahr 759. oder 60.
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Sie wißen wie ich das Stück beim seel. Buchholtz fand, da ich eben auf eine
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8 Tag aufs Land gehen wollte. Es war im Jul. oder
Aug.
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Befindt sich der arme Neumann so schlecht, daß er eine Wärterin des
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Nachts braucht? Jener mag auch Last gnug gehabt haben.
Rousseau
s Schrift
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schien mir auch gar nicht für
Bodens Uebersetzungslaune
zu seyn. Cramer
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wird uns immer Gnüge thun; und zugl. wie ein anderer
Freinshemius
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Supplemente liefern.
Rousseaus
Original
portrait
von
la Tour,
das er selbst
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in seinen
Dialogues
anführt, befindt sich hier u ich liebäugele manche
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viertelstunde mit demselben, in Pastel, aus
Mylord Marechal
Nachlaß. Auerswald
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ist abgereist mit dem Regiment u hat mir versprochen den gantzen Sh. zu
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überschicken. Sollten Irrungen seyn; so kommen sie nicht von uns. Die
Note
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auf Ihrem Briefe steht zu Diensten. Es ist nichts mündl. sondern alles
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schriftlich bestimmt worden wegen der fehlenden Theile. Den 13. habe auch nicht
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bestellt, sondern
eventualiter
oder
conditionaliter
höchstens daran gedacht;
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vielleicht kann er in den hiesigen Buchladen angebracht werden. Ich weiß daß
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ich zu keinem
Commissionair
bestimmt bin. Den
Lilienthalschen
Catalog
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haben Sie doch erhalten, wie ich die
ersten
4
Stücke des Petersb
. Journals.
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Schließe diesen Brief bey meinem lieben jüngsten Gevatter HE
Jacobi,
wo
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ich bey diesem schlimmen Wetter Mittag halten will. Wünsche Ihnen lauter
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gute Nachrichten aus der Schweitz u laßen Sie mich auch daran Antheil
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nehmen. Grüßen Sie Ihn von mir u seinem alten Hänschen Michel, der
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aber noch keiner Correspondentz gewachsen ist. Empfehle mich u die Meinigen
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unter Anwünschung guter Gesundheit und lauter gesunden Hausgenoßen.
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Was macht HE. Woldenscherer? und hiemit Gott empfohlen.
JGH.
S. 429
Adresse mit Mundlackrest:
2
An / HErrn Hartknoch / Buchhändler / zu /
Riga
. /
Einschl
. 8 fl
3
Vermerk von Hartknoch:
Empf u beantw
d
7
Oct
1782
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 279 f.
ZH IV 426–429, Nr. 666.
Zusätze fremder Hand
429/3 |
Johann Friedrich Hartknoch |