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389/26
Königsberg den 12
Jun.
82.
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S.T.
Höchst zu Ehrender Herr und Freund,
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Carl Ludwig Zander
ist eines Gewürzkrämers zu
Zinten
Sohn, u daselbst
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geboren 1760. Statt der zufälligen
Schelte
, habe ich einen unverdienten Dank
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erhalten, denn der Mensch konnte mir die Gnade des HErrn Generals so wol
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als seines würdigen
Adjutanten
nicht genug anpreisen. Der Dank war so
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lang und so breit, daß er in diesem Briefe nicht Raum hat. Eine Tracht
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Schelte ist noch immer ein wohlfeiler Preis für einen Dienst der
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Menschenliebe, und ich wünsche, daß Ew. Hochwolgeboren immer so leicht für Ihre
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gute Werke davon kommen mögen.
S. 390
HE von
Welwart
that mir vorige Woche die unvermuthete Ehre an mich
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zu besuchen. Es war eben
Club-
Tag und sein Gegner hatte mir versprochen;
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blieb aber zu meiner großen Zufriedenheit aus. Ungeachtet er immer mehr
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u mehr meinem Gesicht
eclipsi
rt; so besorge, daß er doch wie der böse Geist
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mit einem bösen Geruch verschwinden wird. Der Himmel mache meine
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Besorgnis zu Schande!
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Sie werden sich kaum weiter einlaßen mit der engl. Bücher
Commission,
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wenn das wahr ist, das mir einer seiner Freunde u Gönner von ihm erzählt.
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Kein Ariost ist weder mir noch
Prof. Kraus zu Handen gekommen,
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quod bene notandum
für einen so ordentl. Mann als Ew. Hochwolgeboren
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der keine Schelte verdauen kann.
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Noch eins. Mein Landsmann, Gevatter und Freund hat im teutschen
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Mercur historische Zweifel über die nicolaitische baphomitische Weisheit
Tinctur
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geschrieben, davon die erste Hälfte, welche nur hier ist, mich und jeden Leser
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entzückt. Kein Camper kann einen Windbruch so glücklich
ope
riren und
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curiren, als es in diesen mercurialischen Blättern geschehen.
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Ich empfehle mich dero geneigten Andenken und ersterbe mit der
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aufrichtigsten Hochachtung Ew. Hochwolgeboren ergebenster und verpflichteter
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Diener
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Johann Georg Hamann.
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NB
oder
P.S.
Sie werden doch wol eine Wallfahrt zur St Johannisfeyer
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thun und mein Haus nicht vorbey gehen – und hiemit Gott empfohlen nebst
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einem
Respect
von Hans Michel und △ oder ◻ meines
s. v.
Frauenzimmers.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.
Bisherige Drucke
ZH IV 389–390, Nr. 651.