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Kgsb. den 17
Xbr
am Tage Lazari 81.
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Herzlich geliebtester Gevatter Landsmann und Freund,
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Bin heute zum ersten mal wider ausgegangen, und habe recht viel Freude
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erlebt, worunter ich Ihnen die vornehmste mittheilen muß. Meine älteste
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Tochter kam Nachmittags auf die Loge und rief mich zu Hause, weil mich ein
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fremder Herr, der Berens hieß, sprechen wollte. Mein Herz hüpfte ich weiß
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nicht wie bey diesem Namen, und lief spornstreichs. Der Lohnlakey versicherte
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mich beym Eintritt, daß er mich
bey
einen guten Freund zuführte, weil er schon
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mehr als einen Fremden zu mir gewiesen, und ich ihm gewöhnlich die Zeit
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mit einer guten Bouteille Bier zu vertreiben suche. Ich sah einen langen Mann
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mit einem fast kahlen grauen Kopf für mich, den ich wol für einen
Berens
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erkannte und dem alten Karl eben so ähnlich als unähnlich zu seyn schien,
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daß ich mich lange Zeit in die zweydeutige Gestalt gar nicht zu finden wuste.
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Kurz es war unser liebe
George
– der auf einmal den Einfall bekommen
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nach einem zwanzigjährigen stätigen Dienst mit einem Kaufmann
Frenton
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eine Wallfahrt nach Engl. zu thun. Ich bot ihm zum freundlichen Willkomm
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an alles was ich hatte und ließ ihm die Wahl zwischen
Caffé
– The, den mir
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mein Freund, gegenwärtiger Cabinetsaßeßor, Arndt, Unternehmer eines
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fünfjährigen St. Petersburgschen Journals, das sich mit diesem Jahr zum 6ten
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Bande in meiner Bibl. verjüngt, aus China besorgt – und einem Glas Bier –
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Denn Asmus Mallaga schwimmt noch auf der Ostsee. Wein hab und halt
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ich nicht. Wir rauchten eben ein Pfeifchen, als
Einlage
einlief.
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Da er von seinem Reisegefährten abhängt: so hat er ein paar lederne
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Beinkleider in seinen Ranzen ausdrückl. dazu mitgenommen um nach Weimar,
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wo es nur immer mögl. einen Ritt zu thun.
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Ich war durch diesen
Deum ex machina
so gestärkt, daß ich ihn bey
Green
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begleitete, der noch
in praesepio
doch ohne Schmerzen lag, wo wir auch den
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Pr.
Kant
fanden, der mir die frohe Bothschaft Humens Dialogen von
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Hartung erhalten zu haben und zugl. das Versprechen gab mir morgen selbige
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zukommen zu laßen – aber nicht sonderl. mit der Arbeit zufrieden zu seyn
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schien.
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Ihre liebe Schwester girrt wie eine verlaßene Turteltaube ohne einen Laut
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von sich zu geben aus dem sich abnehmen ließe, wie Ihr zu helfen wäre. Ihr
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Vertrauen auf Gott wird nicht zu Schanden
werden
.
Im Grunde hat Sie
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recht, daß alle Menschenhülfe Nichts ist.
Kurz, Er ists gar
. Sir.
XLIII.
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Hatte meinem Sohn
Möhsens Verzeichnis einer Samml. von
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Bildnißen berühmter Artzte
zugedacht und ihm bereits die 4 rthl dazu
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mitgegeben, und siehe! das
einzige
Exemplar in unsern 2 Buchladen war
defect.
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Es that mir leyd, und war mir doch in gewißer Absicht lieb. Heute bringt
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mir mein junger Freund Christian Hill ein prächtig eingebundenes
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DedicationsExemplar in
Royalformat
nebst Möhsens Kupferstich in mein Haus,
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das ein reicher Vetter von ihm, Namens Miltz, für ein
lustiges Buch
gern
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loß seyn will. Ich werde mir alle mögl. Mühe geben seinen Geschmack zu
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befriedigen, wenn er mir auch 5 rthl kosten sollte, weil die Pracht des Bandes
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und Papiers nicht mit noch einmal so viel bezahlt werden kann, und ich es
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als ein gutes Omen ansehe zum künftigen Studio der
ArzneyGelahr
t
heit
,
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wozu Gott Seinen Seegen geben wolle! Amen!
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Ohne mich über den
Guignon
des heutigen Tages länger aufzuhalten,
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deßen übrige Ebentheuer theils ins kleinfügige theils ins lächerliche fallen
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dürften, hab ich doch auch die kleine Unruhe gehabt meine älteste Tochter
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bettlägerich zu finden, wie ich zu Hause kam. Hoff
aber,
daß es ohne Folgen seyn
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wird. Vielleicht sind Würmer an der Uebelkeit und dem Schwindel Schuld,
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und ich habe schon einen
RhabarberCaffé
und Zittwersaat zum Frühstück
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bestellt.
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Nun gnug auf heute! Liebster bester Freund und Jonathan. Der
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Nachtwächter hat schon sein Lied abgesungen, und ich habe auch die Hitze und Last
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unter dem Sonnenschein und erneuerten Winter des heutigen Tages
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getragen, so daß ich mich heute beym Zuhause kommen von Grund aus
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umkleiden muste. Eine Bedürfnis mit
Respect
zu sagen, der ich selten entbehren
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kann, so bald ich nach der Stadt gehe und wider heimkomme. Das menschliche
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Leben ist gleich einem
s
SauerBraten, bey deßen herrlichen erqvickenden
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Ge
ruch
nuß mir die Schweißtropfen auf der Nase wie Perlen stehen.
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Gott seegne Sie mit Kräften und Munterkeit zu Ihren Festarbeiten und
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laße das Jahr mit Freuden auch für Sie untergehen, und mit neuem Seegen
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aufgehen über Ihr ganzes Haus.
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Auch Ihnen, meine verEhrungswürdige Frau Gevatterin und Freundin,
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schenke der alte liebe Gott Leben und Wohlthat! Erschrecken Sie nur nicht
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vor dem Mann mit den ledernen Lenden und dem grauen Haar unter
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einer großen schwarzsamtenen Mütze, wenn er in Ihrem Bischofshofe vom
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Pferde stürzt – Er bringt meine und meiner Kinder Küße den Ihrigen mit,
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mehr konnt er und wollt er nicht nehmen.
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Gott seegne Sie; mein alter lieber Herder! Grüßen Sie
meinen
Ihren
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Gast und bitten Sie ihn um die Besorgung Ihrer Beyträge zum Mercur,
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wenn Ihre Geschäfte nicht so viel Zeit erlauben. Künftig Jahr wills Gott!
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mehr und beßer. Mittlerweile lebe und ersterbe Ihr alter treuer verpflichteter
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und ewiger Freund
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Johann Georg Hamann.
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Find ich morgen früh noch, so will ich ihm wenigstens den verlangten
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Abdruck von Leßings Falk und die versprochene
Disp.
meines alten Freundes
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Kraus mitgeben der mich vorgestern nach undenkl. Zeit einmal wider besucht‥
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Find ich nicht mehr; so soll es wider nicht seyn. Nun so erwart ich Hartknoch
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zur Meße. Doch alles ist nicht des Schreibens und der Rede werth. Gute Nacht!
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 231.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 232 f.
ZH IV 358–360, Nr. 638.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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werden . |
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden. |
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ArzneyGelahr t heit ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: ArzneyGelahrtheit |
360/6 |
aber, ]
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Geändert nach der Handschrift; ZH: aber |