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Kgsberg den 19 Junius 81.
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auf der
Loge
.
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Herzlich geliebtester Freund,
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Weder HE Prof. Kant noch ich haben bis
dato
den Rest der Bogen erhalten.
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Ich habe ersteren am Sonntag vor 8 Tagen besucht und er schien etwas
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unzufrieden zu seyn, wiewol er so billig war den ersten Verzug des Speners
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mit den Meßgeschäften zu entschuldigen. Da ich nicht vermuthen kann, daß
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er etwas erhalten seit der Zeit und ich ausgeschloßen seyn sollte; ich aber
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bis zum Anfang des Jahrmarkts gewartet: so seh ich es für nöthig u zuträgl.
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an Ihnen zu melden. Der Verf. scheint wegen des
Dedicat
ionsExemplars
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ein wenig verlegen zu seyn, wird aber wol vermuthl. deshalb schon selbst
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nach Berl. geschrieben haben. Was meinen Rest anbetrifft: so käme selbiger
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zeitig gnug
nach
über Riga hieher um mein bisher
defect
es Exemplar zu
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ergänzen, das mir sonst unnütz bleiben würde. Ich habe aus Speners höfl.
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Anschreiben auch vermuthet daß er meine Neugierde in Ansehung der
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Humischen Uebersetzung und des Uebersetzers befriedigen würde: weiß aber auch
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noch nichts. Wahrscheinlich ist es wol nunmehr nicht, daß selbige
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herausgekommen wie es sich bisweilen fügt
extra Catalogum,
deßen Innhalt nicht
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immer zuverläßig ist. Haben Sie an Weygand etwa zu schreiben; so wünscht
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ich wol, daß Sie eine Anfrage an ihn selbst thäten: warum selbige nicht
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erschienen und ob sie nicht zu erwarten? wer der Uebersetzer und
worinn
seine
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Beylagen bestanden haben würden
. Die Werke des
Beaumarchais
haben
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mir ungemein Vergnügen gemacht und das Geld dafür liegt fertig. Wegen
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des
Buffons
muß erst schreiben, der sich nach der
Revue
wol selbst melden
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wird. Wie es heist ist HE v. Auerswald
Adjutant
geworden und wird also
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kaum herkommen können die
Ingenieur
übungen fortzusetzen. Sein Regiment
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steht in Bartenstein und ich theils in unmittelbarer Verbindung mit ihm theils
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in mittelbarer durch
Prof.
Kraus.
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Wegen des
Portraits
befriedigen Sie mich doch bald, ob die Sache ohne
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Weitläuftigkeit abgemacht worden. Des seel. Prof. Diedrichs Bibliothek wird
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auf seines Vaters
Ordre
eingepackt und fortgeschickt werden. Der Braten ist
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uns also entgangen.
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Wir haben heute ein Gewitter gehabt, wünschen uns geseegnete Fortsetzung
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deßelben. Wie gehts mit Ihrer Brunnenkur? Werde die
Qveckenkur
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anfangen, wozu mir Herder Appetit gemacht, und die ihm große Dienste gethan
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bey einem schweren Zufall. Alles was ich von den hiesigen
Subscription
en
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auf K. Kritik geschrieben ist akademischer Wind; so viel wahr daß der
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Kantersche Buchladen 50 bestellt. Man hört aber noch nichts von der neuen
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Unternehmer Ankunft; wiewol
Dengel
auf die Woche wie es heist erwartet wird
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u Wagner erst künftigen Monath.
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Erfreuen Sie mich mit guten Nachrichten von Ihrer Gesundheit. Gott
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seegne Ihr ganzes Haus, die nahen und fernen. Ich bin samt den Meinigen
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Ihr alter ergebenster Freund und Diener
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Johann Georg Hamann.
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Adresse mit Mundlackrest:
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Herrn / Herrn Hartknoch / Buchführer / zu /
Riga
.
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Vermerk von Hartknoch:
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HE Hamann in Königsb Empfang den 15 Juny 1781.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 197.
ZH IV 308 f., Nr. 624.
Zusätze fremder Hand
309/34 |
Johann Friedrich Hartknoch |