622
300/18
Kgsb. den 3
Jun.
81.
19
Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und Freund,
20
Wünsche zuförderst, daß so viel Seegen, als Ruhe und Freude Ihrer
21
überstandenen Pfingstarbeit nachfolgen möge; hier ist alles mausestill und
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Leichenkalt. Die Regimenter sind ausmarschirt; wir haben noch am gestrigen heil.
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Abend heitzen müßen. Der Mercurius in den Wettergläsern steht wie Bley
24
und die Sonne lächelt wie der Witz eines Tyrannen in sein Fäustchen. Nach
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einem kalten May machten wir uns auf einen naßen Junius Rechnung –
26
und ich warte von Post zu Post auf Kants erste u letzte Bogen, schickte
27
meinen Hans auf die Post, der keine Tafel ausgehängt gefunden als die
28
Litthausche. – Meine erste Frage, die ich beym Anfange dieses Briefes
in
29
petto
hatte, war nach der glücklichen Mutter und Tochter in der Wochenstube.
30
Ich tappte wie ein Blinder mit Händen und gleich einem
Bartholomäus
31
Leisetritt
auf Zehen herum, weil ich immer
Mischief
vermuthe, wo (dem
32
Himmel sey Dank!) Heil und Wonne ist. In diesem Taumel von Gedanken
33
erscheint ein Postbote auf dem Gehöfte –
Mit einem Pack
! ruft Michel. Ich
34
schick ihn entgegen in der festen Vermuthung einer Antwort von Spener aus
S. 301
Berlin.
Nein
, schreyt Hans,
ist von Weimar
. Nun kam ich aus aller
2
Verlegenheit –
3
Meiner verEhrungswürdigsten Gevatterin, Gönnerin und Freundin zu
4
Ihrem
frölichen Kirchgange
Glück zu wünschen und Ihr zärtliches
5
Willkommen! mit einem herzlichen Gott Lob! und Amen! zu beantworten zum
6
neuvermehrten Leben
in secula seculorum – Amen!
7
Kein Vogelschießen ist mit so einem
Tumult
gefeyert worden als Ihre heilige
8
Familie Silhouetten Groupe, und Ihr Nachbar Oberon kann seine
Otia
9
liberrima
nicht mit dem Gold Arabia und den Kleinoden von Saba
10
vergleichen, als mir Ihre Pfingstgabe
als
ein täglicher Spiegel, Siegel, Symbol
11
alter davidischer Freundschaft und Treue seyn wird. Stehen Sie doch wie der
12
Pontifex maximus
hinter den Stuhl der apostolischen
13
Mutterkirche – und die liebe kleine Heerde mit ihren Schmetterlingen u Maykäfern!
14
Der kleine Schütze ist gewis des
Oncle
s Pathchen. Das erste was Marianchen
15
in die Augen fiel war der
Ziegenbock
denn dafür hielt sie die Puppe des
16
kleinsten Mannes, weil dies Jahr sich einige Ziegen um unser Haus
17
umgetrieben haben.
18
Hier wird eine große Schüßel mit Schmant und Glums aufgetragen welche
19
die Mutterschwester eine arme Landfrau mitgebracht hat. Ohne
Glauben
20
sind Diät und
Moral
nichts als Qvacksalbereyen und mit dieser Geistestinctur
21
laßen sich alle Steine des Anstoßes und Felsen des Aergernißes wie
22
Schaugerichte verdauen und auflösen. Ihr Magen scheint auch diesen alten
milden
23
Wein
nöthig zu haben –
24
Sie sorgen, liebster bester Herder, für meine Gesundheit und Erhaltung.
25
Hier möcht es auch wol heißen:
Artzt hilf Dir selber
– Mein Schwindel
26
Gottlob! scheint mit den Jahren eher ab als zuzunehmen. Wo Sie Ihre Zeit
27
hernehmen alle Arbeiten zu bestreiten, begreif ich nicht. Mich verdirbt eher
28
zu viel Beqvemlichkeit, zu viel Ruhe und
Muße
denn im Grunde hab ich
29
weder
Geschäfte
, noch
Verantwortung
– und ohngeachtet aller Vortheile,
30
die manchen neidisch und eifersüchtig machen, lebt kein ärgerer
31
ἑαυτοντιμωρουμενος,
der bey dem grösten Hang zum
arbeiten
und
genüßen
weder
32
eins noch das andere kann, als hin und her taumeln, wie Noah in seiner
33
Arche. Diese Angst in der Welt ist eben der einzige Beweis unserer
34
Heterogeneität. Denn fehlte uns nichts; so würden wir es nicht beßer machen als
35
die Heiden und Transcendentalphilosophen die von Gott nichts wißen, in
36
seine Mutter, die liebe Natur, sich wie die Narren vergaffen, und kein
37
Heimweh uns anwandeln. Diese impertinente Unruhe, diese heil. Hypochondrie
S. 302
ist vielleicht das Feuer, womit wir Opferthiere gesaltzen und vor der Fäulnis
2
des laufenden
Seculi
bewahrt werden müßen.
3
Der
Moses Tißot
,
der mir
gegen Gänse- Schweins-
p
Braten, weiße
4
durchgeschlagene Erbsen,
p
– und die
Feuer-
Execution
an den geschriebnen
5
Acten
thun meiner Lüsternheit ein wenig Abbruch, sind aber für mich Züge
6
einer herrischen Leutseeligkeit,
für
auf deren
Kost
und
Kur
ich mich im Geist
7
freue.
8
Vergeßen Sie nicht Ihr:
Nächstens drüber ein Mehrers
; denn ich nehme
9
an des Mannes Schicksal den innigsten Antheil. Wenn die Fürsten alle
solche
10
sind, vielleicht ohne ihre Schuld; so sind alle Wahrheiten, die man ihnen
11
sagen kann, verloren, und man käme vielleicht weiter, die Wahrheit zu
thun
,
12
ohne sie zu sagen: denn es hat mir immer gedeucht, daß unser
redliche
13
Freund, im letztern zu weit gegangen, und im ersten zu kurz geschoßen. Sie
14
kennen die Widersprüche in seinen Urtheilen; u daraus laßen sich ähnl. in
15
seinen Maasreguln vermuthen.
16
Der Hephästion soll hier die Rolle eines Orthodoxen gespielt haben, daß er
17
Verf. vom Zweck des Ordens, darüber hab ich seine Brüder hier auf ihr
18
Gewißen gefragt und ein positives Ja erhalten. Daß er es von den
19
freymüthigen Betrachtungen seyn muß, ist eben so ausgemacht. Denn eins der
20
ersten Exempl. ist hier an
den Kanzler von Korff
gekommen, der sein
21
entschiedner Mäcen ist, und dies Exemplar hab ich aus der
ersten Hand
zu
22
lesen bekommen. Der Eindruck den es bey mir gemacht und zurückgelaßen
23
hat, bewog mich hauptsächl. zur Uebersetzung des Hume – und erstaunte eben
24
so sehr als Sie, weil ich den Verf. gar nicht darinn erkannt hatte.
25
Sie bekommen vielleicht, liebster Gevatter, diesen Sommer einen
26
Landsmann zu sehen, den Kriegsr. Hippel, der mit dem August nach Berl. gehen
27
u vielleicht eine kleine Ausflucht machen wird; wiewol er mir verboten Ihnen
28
deshalb einen Wink zu geben. Um des Himmels willen, denken Sie nicht an
29
die Lebensläufe; denn daß er wenigstens großen Antheil daran hat, ist
wahr
.
30
Die Baroneße von Bondeli ist meine alte Wirthin, bey deren Vater dem
31
seel. Tribunalsrath ich ein paar Jahre als ein Kind im Hause auf dem
32
mittelsten Tragheim zur Miethe gewohnt. Ihr Bruder ist in Bern, wo die
33
Familie das Bürgerrecht hat,
Chef
des Kriegsstabs, ein Spieler – und
34
Durchbringer hier gewesen, der Vater u Schwester ausgesogen und an das Elend
35
der letztern nicht denkt, welche nach Verlust einer ansehnl.
Pension
für die
36
wirthschaftl. Aufsicht eines ansehnl. Majorats, das durch den frühzeitigen Tod
37
eines reichen Taugenichts in der Lausnitz,
von Kanitz
, an hiesige geizige Erben
S. 303
gefallen, wodurch meine arme Baroneße genöthigt worden sich hier wie eine
2
Beaumont
mit
Pension
en zu ernähren, deren sie mit genauer Noth
3
gegenwärtig 4 hat u die 5te erwartet. Sie ist meine beste Schülerin im Engl.
4
gewesen, und allerdings eine Anverwandte der
Mlle Bondeli,
die ich vorige
5
Woche mit Vergnügen in
Sturzens
1 Saml. angeführt gefunden.
6
Den 30 May kam endl.
Assmus
wie ein hinkender Bote mit seinem
7
fünften
Mädchen
Johanna Catharina Henriette
welche am
8
Kirchengangstage den 16 des Morgens vor 5 Uhr angekommen u den 21 getauft worden.
9
„Ich muß mich mit Mädchens behelfen, bin auch recht wohl damit zufrieden.
10
Gott sey gelobt, daß nur der Stein von meinem Herzen gewälzet ist. Frau
11
Rebecca liegt im Bette blühend wie eine Braut.
Voss
hat wider einen Sohn,
12
H
Herder
wird auch wol einen kriegen oder schon
haben“
–
Haugwitz,
seine
13
Frau und die Gräfin
Catharina
zu Stollberg sind Gevatter gewesen. Für
14
den ersten stand ich, für die andere die Fr Pastorin Alberti und die dritte war
15
selbst da.
Johanna
heist das Mägdlein nach dem Apostel Johannes, der
16
alten Hanna, nach
Jacobi,
nach Euch u. s. w.
Catharina
nach der
Haugwitz
17
der Gräfin Stollberg nach eurer Kinder Mutter (– ist nicht wahr) und
18
Tochter
pp. Henriette
nach
Haugwitz,
der Gräfin Stollberg, nach
Henrich
19
dem Vogelsteller, nach einer
Niesse
von der Frau
General-
20
Superintendentin
u. s. w.“ Wer ist das und wie heist Sie, daß ich fragen darf – wie
21
auch nach dem Namen Ihrer griechischen Schülerin?
22
Sie haben Recht, daß die Stelle von der Sprache aus dem Buche
des
23
Erreurs
entlehnt gewesen, wie er mir auf meine Anfrage meldet. Ist nicht
24
eine neue u vermehrte Ausgabe im Meßkatalog angekündigt worden? Von
25
Calliostro
in Straßburg ist mir keine Syllbe bekannt. Auch den Namen
26
Martinez
hör ich meines Wißens zum ersten mal, oder vielleicht hab ich ihn als
27
einen
vorgebl.
Verf. des
Systeme de la Nature
einmal angeführt gefunden.
28
Der Schritt von den transcendentalIdeen bis zu der Dämonologie scheint
29
nicht weit zu seyn. Habe währender Zeit
Lockens
Versuch über den Verstand
30
nach
Coste
Uebersetzung gelesen, zum ersten mal, mit viel Zufriedenheit;
31
vorzügl. das
III
Buch von der Sprache. Ich habe mich über den Anfang seiner
32
Vorrede recht geweidet, wo er seinem Leser so viel Freude wünscht, wie er
33
beym Schreiben gehabt und das Vergnügen des Nachdenkens mit der Jagd
34
vergleicht.
35
Den 4ten Theil Ihrer Briefe habe den Morgen drauf, eben so wie den
36
dritten noch denselben Abend verschluckt, ohne einhalten noch mir Zeit zum
37
Prüfen und Urtheilen laßen zu können. Seit dem ist das Buch von Hand zu
S. 304
Hand gegangen, Pf.
Fischer,
mein Beichtvater
Archi
h
diaconus
Matthes,
2
Kreutzfeld, der den ersten Theil aufs Land mitgenommen – daß ich daher
3
noch nicht das ganze Buch, wie meine Absicht war, habe von neuen
4
durchgehen können.
Hippel
wartet auch darauf, ungeachtet seiner ungeheuren
5
Geschäfte. Aus der Verhältnis unserer
Collect
e, ungeachtet der außerordentl.
6
dazu verordneten Erweckungspredigten läst sich auf unsere Armuth schließen.
7
Die Haus
Collect
e soll beträchtlicher gewesen seyn.
8
Wegen der
angeführten
Stelle nahm ich mir vor eine Anfrage zu thun
9
u hätte sie nicht im
Berger
gesucht, der in Graudentz practizirt und auch,
10
wie man sagt, seine Theorie des paradiesischen Umganges mit dem schönen
11
Geschlecht. Ich habe seinen
Dedale
u
Antediluviana p
gelesen, auch wie im
12
Schwedenborg einige außerordentl. Eindrücke gefunden, aber mich am
13
aufgewärmten Kohl
vereckelt
und an dem Character, den mir
Pleßing
von ihm
14
gemacht, und jetzt wieder dort ist, durch den ich nähere Nachrichten von dem
15
Mann und seinen Schriften einziehen werde.
16
Hahns theol. Schriften sind eben so unausstehlich und wiedrig für mich;
17
ungeachtet ich von Jahr zu Jahr an seiner Postill
fortfahre mich zu erbauen
.
18
Ihr
Andreä
ist gantz nach meinem Herzen, aber mit dem lieben
19
Hemsterhuis
, von dem ich nichts als Ihren kleinen Anhang gelesen, will es gar nicht
20
fort, verstehe nichts von seinen Perihelien und
Kometenrevolutionen
21
Hartknoch wünscht, mit mi
t
r um die Wette, die Vollendung Ihrer
22
Urkunde
– denkt auch an eine Fortsetzung der Fragmente, die Sie vielleicht mit
23
einer Samml. Ihrer neul. Entdeckungen in unserer alten Litteratur bereichern
24
könnten. Vorige Woche sind mir die 2 Berichte nebst dem Plan zur Deßauschen
25
Buchhandl. in die Hände gerathen und Fischer schickte sie mir auch zu, der
26
sie vermuthl. von Goldbeck erhalten. Absicht und Anlage scheinen gut zu seyn;
27
ich habe aber ein gewaltiges Vorurtheil gegen
Handel u Wandel
für
Fürsten
28
und
Gelehrte
. Wetzel schreibt mir auch, diese Meße
Papier gekauft zu
29
haben
. Die Idee eines solchen Lumpenhandels hat mir einen
30
niedergeschlagnen Abend gemacht. Wir Gelehrten sollten wie die Spanier denken mit der
31
Feder hinterm Ohr
so
wie jene mit dem Degen an der Seite – besonders die
32
Romansteller.
33
Aus welcher gelehrten Zeitung ist das Blättchen von dem
Chevilah?
Auch
34
der Auszug ist mir lieb, wiewol mir an seiner Astronomie u Geographie
35
nichts
g
l
elegen
, desto mehr an den
hieroglyphischen Theil
seiner Schrift.
36
Werde wenigstens alle meine Freunde unter den hiesigen Israeliten aufbieten
37
das Buch aufzutreiben, wiewol ich gar nicht einsehen kann, wie der seel.
S. 305
Mann aus dieser alten
Charteque
den Schlüßel zur Bilderschrift hat finden
2
und herausbringen können.
3
Die Frau Pf. Skubich aus Morungen ist angekommen, habe mich nach dem
4
Befinden Ihrer lieben Schwester erkundigen laßen. Sie wird ihren Mann hier
5
erwarten, der vielleicht eine Einl. mitbringen wird, daß ich also bald wider
6
erscheinen werde.
7
Kl.
Billet-doux
an B. ist mir ein schätzbarer Belag zu meiner kleinen
8
Autor
geschichte, und seines homerischen Schlummers. Denn ohngeachtet des
9
äußerl. Friedens wirkt das Saltz innerlich.
10
Montags
11
Wollte heute meine Pfingsten mit der nächsten Gemeine in meiner
12
Nachbarschaft, den Mennonisten und
Primiti
f
ven
halten, wurde aber von drey
13
Plätzen verjagt. Besucht mich der alte HE von
Charmois,
und ohngeachtet ich
14
diese Pfingsten ganz einsam zu beschließen dachte, hat sich Brahl mit seiner
15
Schimmelpfennig eingestellt und vertreiben sich unten die Zeit.
Mit
Von
16
der Post kam Päckchen von Berl. mit den ersten u letzten Bogen der
17
Kantschen Kritik; keine Nachricht, ob die angekündigte Uebersetzung der Humischen
18
Dialogen herausgekommen; im Katalog steht nichts davon.
19
Es könnte also leichtlich wider meine Meynung dazu kommen, daß ich mit
20
meiner Uebersetzung herausrückte. Wäre mir der Uebersetzer bekannt; so schrieb
21
ich an ihn wegen seiner Beylagen, wenigstens zu wißen, worinn selbige
22
bestanden hätten. Vielleicht hab ich blos deswegen aufgehalten werden müßen,
23
um den
engl.
u
preuß. Hume
die wirklich auf ein Horn blasen, zu gleicher
24
Zeit aufführen zu können.
25
Vielleicht bringen unsere Buchführer alles selbst mit, die auch mit Pfingsten
26
einzutreffen pflegen; ich habe aber der Freuden für dieses Fest gnug gehabt.
27
Kaum daß ich
ausgewünscht
hatte, kam Ihre Rolle mit der
That
.
28
Hartung soll schon hier seyn. Seine junge Frau ist mittlerweile mit
29
Zwillingen niedergekommen. Schellenberg hat mich
avertirt
daß er mir seine
30
Kupfer mitbringen wird. Sonst weiß ich auch nichts aus der Schweitz. Die
31
vorteilhafte Beurtheilung der freym. Betr. in dem Christl. Magazin habe
32
noch nicht zu Gesicht bekommen können; habe mir so vorgenommen das
33
Corpus delicti
noch einmal mit Ueberlegung durchzulesen; weil ich
34
Niemanden Unrecht thun mag, und meinen eigenen Sinnen nicht traue.
35
Die Gräfin Kayserlingk hat mir endl. Ihre Plastick widergeschickt und mir
36
melden laßen Ihre Abreise nach Graudenz. Ich hatte schon alles aufgegeben
S. 306
und bin länger als seit Jahr und Tag nicht da gewesen. Schellenbergs 2te
2
Lieferung wird mir Anlaß geben dies Haus zu besuchen.
3
Noch eins, bester Gevatter, wegen des
Porto.
Hier nimmt man niemals
4
mein
franco par tout
an, sondern nur bis nach Halle; und ich vermuthe,
5
daß ein Unterschleiff geschehen muß, weil ich immer ungefehr das Berl.
Porto
6
bezahlen muß, Ihre letzte Rolle ausgenommen, von der man blos das
7
polnische
Porto
abgefordert. Diesen Umstand hab ich schon längst Ihnen melden
8
wollen, bin aber durch Ihren vorigen Brief darauf aufmerksamer gemacht,
9
weil der Bothe zu meiner Befremdung ihn postfrey brachte, aber einige Tage
10
nachher mit einer Nachrechnung vom Postamt widerkam von 21½ gl. pr.
11
Wie das kommt, begreif ich nicht. Das sicherste wär also, daß Sie blos,
12
wie ich, bis zur Gränze
franqui
rten.
Der
Fall ist sehr selten, wo ich
13
Postgeld bedaure
, und Gottlob! die
Voyen
gelder sind dies Jahr wider alles
14
Vermuthen so gut gerathen, daß ich kein Jahr so viel gehabt. Ich besorge
15
daher, daß Sie immer um einige gl. verlieren, ohne daß ich dabey
gewinne
16
Antworten Sie doch
Hartkn.
so bald Sie können. Einl. von Morungen
17
werde gleichfalls aufs baldigste zu befördern suchen. Rector Moritz hat
18
Beyträge zur liefl. Pädagogik ausgegeben, worinn auch eine
Introduction
srede
19
des alten Superintendenten
Lenz
steht, der sein Schwiegervater ist. Was
20
sagen Sie dazu, wenn Sie Gott wieder nach Norden versetzte zu des alten
21
Manns Nachfolger; würden Sie einen solchen Ruff wol annehmen?
22
Vielleicht könnten wir auch
Claudius
dort versorgen. Faulheit und Alter ist es
23
eben nicht, die mich abhält mich in
Kur und Kost
anzuvertrauen. Nun der
24
allein gute Gott, der unsere
Haare
und
Tage
zählt, und unsere Gedanken
25
von ferne kennt, hat alles
wol gemacht
und wirds
wol machen
. Leben sie
26
mit Ihrer
würdigen Hälfte
und den
lieben
V.
recht wol
à revoir
wie der
27
seel. Lindner sagte bey seinem letzten
Valet
– recht wol, tausendmal
gegrüst
28
und
geküst
von Ihrem Gevatter Landsmann und Freund
29
Johann Georg Hamann.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 222–223.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 191–197.
ZH IV 300–306, Nr. 622.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
301/12 |
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: zum |
301/28 |
Muße ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Muße, |
302/4 |
Feuer- Execution |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Feuer Execution |
303/12 |
H Herder |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herder |
303/12 |
haben“ ]
|
Geändert nach der Handschrift; die gesamte Erstreckung von Z. 9–20 ist in der Handschrift am Rand als Zitat markiert. ZH: haben |
304/1 |
Archi h diaconus |
Geändert nach der Handschrift; ZH: Archidiaconus |
304/13 |
vereckelt ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: verekelt |
304/20 |
Kometenrevolutionen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kometenrevolutionen. |
304/35 |
g l elegen ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelegen |
305/12 |
Primiti f ven ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Primiti ven |
306/12 |
Der ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Der |
306/15 |
gewinne ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewinne. |
306/16 |
Hartkn. ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hartkn., |