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289/16
Kgsb. den 7 May 81.
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Geliebtester Freund,
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Muß mich wieder bey Ihnen bedanken; weil ich gestern
Dom. Iubil.
von
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K. die Bogen HH bis Bbb incl. erhalten; also schon in allem 48 Bogen –
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aber weder Anfang noch Ende, wie ich gehoft und vermuthet. So einen
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korpulenten Autor hätte ich mir nicht vorgestellt noch vermuthen können. Die
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Transcendental Theologie habe ich eben durchgegangen, woran mir so viel
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gelegen war. Erst 2 Bogen des andern Theils oder der
transcendentalen
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Methodenlehre
, welche mit S. 705 anfängt. Er ist erst im Abschnitt von
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der
Disciplin
; folgt noch das Hauptstück vom
Kanon
, von der
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Architectonik
und eine
Geschichte
der reinen Vernunft. Wenn dies alles auch in
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10 Bogen enthalten seyn sollte: so wird der Band so stark als die 2 Theile
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des Lamberts, die in Einem Bande bey mir einen zieml. unförmlichen Bauch
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haben. Dies ist aber nicht des Verlegers schuld; so wenig als des Druckers.
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Es fiel mir am Charfreytag ein ein paar Worte selbst an HE Spener zu
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schreiben, um ihm den Empfang zu bescheinigen, und daß ich Sie auch davon
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bereits
averti
rt hatte, mit der Bitte, wenn er mir
das Ende und den Anfang
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des Kantschen Werks zufertigte zu melden, ob die Humische Uebersetzung
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diese Meße fertig werden würde u wo mögl. den Verf. derselben anzugeben,
S. 290
falls er ihn wüste oder erführe – und weil
Weygand deshalb einen
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Auftrag von Ihnen erhalte
, etwas zur Beförderung deßelben beyzutragen, wie
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er den seinigen besorgt, welches er mir in seiner Antwort vom 28
pr.
verspricht,
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Sie selbst aber in Leipzig vermuthet. Ob von diesem
dato
an der Rest
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abgedruckt seyn wird, kommt mir mißlich vor. Der Autor hat sich wenigstens
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in der Anzahl der Bogen verrechnet und in Ansehung des Termins möchten
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Sie auch nicht unrecht gehabt haben. Soviel ist gewiß, daß das ganze Werk
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mit genauer Noth zur Meße wird geliefert werden können. Dem Minister
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v. Zedlitz wird es dedicirt, und ich
hoffe
und
wünsche
, daß Sie Ihre
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Rechnung auch dabey finden. Sorgen Sie nur, daß die
Metaphysik der Sitten
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und
Natur
bald nachfolge; besonders die letztere, worinn seine
Theorie
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kommen wird, wie in der Kritik seine übrigen Schriften eingewebt sind, theils
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ausgearbeiteter, teils verjüngter. Wie sehr es mich intereßirt, kann ich Ihnen
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nicht sagen; bin aber doch noch nicht im stande einen rechten Gebrauch von
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den losen Bogen zu machen und das Ganze zu übersehen.
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Das Neueste hier ist, daß Kanter seinen Laden wirklich verkauft, an Wagner
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u Dängler, Ersterer die Meße macht u letzterer seine dortige Angelegenheiten
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in Ordnung bringt. HE Sidow, ein
Silhouetteur
ist vorige Woche abgegangen
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und wird sich auch bey Ihnen melden. Er soll zugl. ein Meister auf der
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Qveerflöte seyn. Ich habe mir die Freyheit genommen ihm Ihr Haus zu empfehlen,
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wird vermuthl.
meine
u Hänschens Schattenriß aufweisen können. Ersterer
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will hier niemanden kenntl. fallen, habe ohne Perucke geseßen – welches mit
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Schuld seyn mag. Mit letzterm ist jedermann zufrieden. Habe blos für meine
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Gevatter in Weimar und Wandsbeck den Einfall gehabt; besonders hat mich
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H. um mein Portrait gemahnt, wozu ich hier Niemanden weiß –
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Wie gehts, liebster Hartknoch, mit Ihrer Gesundheit und der Frühlingscur?
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Wir haben heute einen derben Hagel gehabt nebst Schnee, u müßen wieder
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heitzen laßen. In Weimar u Wandsb. soll diesen Monath Kindelbier geben; warte
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mit Schmerzen auf Nachricht, und habe vorige Woche beyderseits darum ersucht.
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Die Briefe über das Religionswesen u die Freymäurerey sind allem
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menschl. Vermuthen nach, vom reformirten Prediger Lowitz im Waysenhause.
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Weil der Abdruck des Dritten von Falk und Ernst sehr fehlerhaft ist: so hab
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ich meine Abschrift in die hiesigen Zeitungen einrücken laßen, und werde
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auch für Sie ein Exempl. aufbewahren.
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Dem Collegien Aßeßor A. habe geantwortet – aber aus der Schlafmütze.
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Der Brief liegt
aber
noch hier; und wartet auf Einschluß. Was macht Ihr
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lieber Sohn? aus der Schweitz ist alles still für mich – und ich laborire
S. 291
an der
faulen
und
verkehrten
Vernunft, wie jener an der
reinen
, studiere
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noch einmal
Humes
Abhandl über die menschl. Natur die bereits zu London
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79 in 3 Octavbänden u so wenig in Deutschl. bekannt und K. Pegasus ist.
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Lockes Werk
wartet auch auf mich, weil ich mich fast schäme ihn noch
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nicht selbst gelesen zu haben. Kein Wunder, daß mein Kopf Wehen fühlt –
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aber es ist keine Kraft da zu gebären
, wie Hiskia sagt.
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Gott erhalte Sie und die lieben Ihrigen, denen mich bestens empfehle samt
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meinem Hause, in dem Gottlob! alles gesund ist, bis auf die Altflickereyen
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meiner 51jährigen Leimhütte. An Lieutenant
de la Terrasse
habe gestern vor
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8 Tagen einen guten Freund verloren und meine alte und seine innigste
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Freundin die Bar. von Bondeli dürfte ihm bald nachfolgen. Erfreuen Sie mich
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bald mit guten Nachrichten; an die meinigen, welche ich erwarte, werde
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Sie auch sogl. Antheil nehmen laßen. Ich ersterbe Ihr ergebenster u
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verpflichtester
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J. G. Hamann
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Adresse mit Mundlackrest:
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HErrn / HErrn Hartknoch / Buchführer / zu / Riga. /
par fav.
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Vermerk von Hartknoch:
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HE Hamann in Königsberg / Empf den 5 May 1781/ beantw
d
30
Jun
–
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 80–82.
ZH IV 289–291, Nr. 618.
Zusätze fremder Hand
291/19 |
Johann Friedrich Hartknoch |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
290/21 |
meine ]
|
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: meinen |