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Kgsb. den 10 May 81. um 6 Uhr Abends.
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Nun mein alter, ewiger Freund! Tausend Glück zu Ihrer
Quasimodo-
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Theodora. Hab vor Freuden und Zittern kaum Ihren Brief zu Ende gelesen,
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das
Couvert
mit einer kurzen Innschrift zur Einl. auf die Post fertig gemacht,
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welche aber erst übermorgen abgeht – und weiß nicht
wen
und
was
ich in
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Gedanken umarmen soll. Bin den ganzen
Quasimodo-
Sonntag mehr in
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Weimar als hier zu Hause gewesen; brachte vor Schlafengehen, wider allen
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Vorsatz und Willen meinen Brief an Sie zu Ende
gebracht
und hab dem
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heil. Georg manche
bona verba
unterm Bart gemurmelt, den MaySchein
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gedeyen zu laßen, Aber daß der Termin so mathematisch nach Ihrem
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Almanach eintreffen sollte, wollte mir nicht Recht im Sinn – weil unsere
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akademische Kalender hier zu Lande nicht so zuverläßig sind. Meine jüngste
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Tochter kam auch so, ohne weise Frau – aber bey den
leichten
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Entbindungen scheint die Natur mehr
Schonung und Erholung
nöthig zu haben.
S. 292
Denn bey schweren verbietet sich die Sache von selbst; glückliche machen uns
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bisweilen etwas zu sicher. Der Geber
erhalte
und
vermehre
unsere Freude
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zum Vorschmack Seiner höheren Liebe und ihres
transcendentalen
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Genußes.
5
Da kam Kreutzfeld und empfieng die gute Bothschaft aus der ersten Hand –
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wie warm Brodt aus dem Backofen – und wie Ihr Liebesbrief kam, saß ich
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über Kants Kritik, daher mir jenes Beywort aufstieß.
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Nun Ihr liebes Buch soll mir auch ein Theodor seyn; will morgen mit
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zu Fischer laufen, der sich unpäßl. befinden soll u den gestrigen Buß u Bettag
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nicht hat halten können; denk es noch heut zu lesen. Den zweiten Druckfehler
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hab ich noch nicht finden können.
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Der faule Asmus hat mir zuerst in diesem Jahr den 4 April geschrieben
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u mir auch seine Mayfreude
in spe
angemeldet. Käme da ein Männlein: so
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wär es ein zwiefältiges Gute aus der Hand des HErrn. Zweifele daß er den
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Termin
mit seiner Rebecca so pünctlich halten wird. Ich denke daß Ihnen
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der Wechsel auch gefallen wird. Ich wenigstens brannte auf den Sohn nach
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einer Tochter, und hab für die beyde letzte mal gar nichts gewünscht,
son
als
18
mit einem völlig gelaßenen Willkommen gewartet, was Gott bescheert.
19
Habe den 5ten
huj.
eine Pomeranze geschenkt bekommen und gleich nach
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Empfang zum Stoff Wein gegeben zum Bischoff, um mein Haus zu
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bewirthen. Der Sonntag
Laetare
soll dazu bestimmt seyn; den Kalbsbraten
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auch schon heute im Geist bestellt. Der Geist ist willig – aber das Fleisch
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unterliegt auch bey mir dem Gefühl der Unvollkommenheit. Der aber
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Saamen reicht – wird auch Brodt reichen – und thuts auch wirklich und
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reichlicher, als ichs verdienen und dafür danken kann.
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Bey so einer guten Laune kann ich freylich um das Büchlein
des erreurs
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et de la verité
bitten und betteln; denn hier ist nicht daran zu denken.
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Unterdeßen haben wir auch beßere Zeiten zu hoffen, da Kanter seinen Laden an
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seinen alten
Factor
Wagner und Dengel, einen Jüngling von mildem Herzen,
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wirklich verkauft; jener auch schon die Meße macht, der mir den Gefallen
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wol thun wird es mitzubringen – allenfalls auch zum
Depot
wie das
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Alphabetum Thibetanum.
Auch Ihren
unvollendeten Brief
erwart ich.
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Sonntags erhielte wieder 18 Bogen von Kant – aber noch nicht zu Ende,
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welches kaum in 10 Bogen abzusehen ist, in welchem Fall das Buch dicker
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wird als die beyden Theile von
Lambe
t
rts
Architectonik in Einem Bande, der
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einer der monströsesten in meiner Bibl. ist. Ein so korpulentes Buch ist weder
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des Autors Statur noch dem Begrif der reinen Vernunft angemeßen, welche
S. 293
er der
faulen
und
ärschlichen
= meiner entgegensetzt, welche die
vim
2
inertiae
und das
ὑστερον προτερον
aus Geschmack u Absicht liebt. Seit gestern
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fang ihn an zu studieren, weil der erste Theil, die transcendentale
4
Elementarlehre zu Ende. Der zweyte fängt sich mit S. 700 an u enthält die tr.
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Methodenlehre. Ich lese jetzt
Hume on human
Nature
zum zweiten mal mit
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verjüngtem Licht u Vergnügen –
Locke
wartet auch auf mich – und so von einer
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Schwelgerey zur
andern
.
Was mein
φιλον ητορ
dazu denkt, und wie sehr
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die Verdauungskräfte und
intestina
dabey leiden, weiß ich und fühl ich
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leider! ohne dem Uebel wiederstehen zu können.
10
Um 10 Uhr –
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Wollte diese Seite mit einer feyerlichen Anrede an Ihre wahre
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Himmelstochter, die schöne Wöchnerin und Fräulein-Mutter – (oder mich meiner
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homerischen Beyworter zu bedienen) – an meine
verehrungswürdige
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Gevatterin und Freundin
anfangen, als mir das
Licht
ausgieng, und der
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Ausdruck
versagte. Nahm Ihre Briefe, und las, bis ich den verdruckten
Vetter
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und
Retter
S. 180 Z. 24. entdeckte, und den dritten Theil zu Ende brachte.
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Es verdroß mich freylich S. 145 einen Schriftsteller
sine epitheto
z. E.
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berühmt
angeführt zu finden; unterdeßen hoff ich, daß das Publicum ein
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wenig bedächtlicher, wie ich, lesen wird, und diese ist die
dritte
Freude, die
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Sie mir heute gemacht. Die erste war Ihre Theodora, die zweyte Ihr Theodor,
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und die dritte:
Ecce homo!
ein Scherflein meiner armen Muse in einem so
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reichen Gotteskasten aufgehoben zu finden. Auch die
Matinées royales
sind
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fein und treffend angebracht. Ich traue aber meinem eignen Urtheil nicht,
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und halte es schon für bestochen, ohngeachtet ich 145 Seiten gelesen hatte
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ohne mir etwas von jener
Citation
träumen zu laßen.
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Es hat mir immer einen ungewöhnlichen Eindruck gemacht, daß ein
Gebet
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im Schlaf und Traum
den weisesten Mann und Fürsten hervorgebracht –
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gemäß seinem eignen Lied im höheren Chor:
den Seinen giebt Ers
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schlafend
.
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Sagen Sie mir doch etwas über die Verf. der eingestreuten Gedichte.
Sie
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ist die Laute seiner Hand
– ist immer eins meiner LieblingsStücke gewesen
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und von
Werlhof
, meines Wißens.
Titteman
ist mir auch gantz unbekannt,
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wo
lebt er?
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Ich bin neugierig Ihre Meinung von Kants
Meisterstück
zu hören. Als
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ein gewesener Zuhörer von ihm werden Sie vieles geschwinder übersehen
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können. Er verdient immer den Titel eines
preußischen Hume
. Seine ganze
S. 294
transcendental Theol. scheint mir auf ein
Ideal der
I
Entität
2
hinauszulaufen.
Ohne es zu wißen
, schwärmt er ärger als Plato in der
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Intellectualwelt, über Raum und Zeit. Hier ist wirklich Sprache und Technologie die
Deipara
4
der reinen scholastischen Vernunft, und ein neuer Sprung von Lockens
tabula
5
rasa
auf
formas
und
matrices innatas.
Beyde irren, und beyde haben
R
recht:
6
aber
worinn
? und
wie weit
? ist auch hier
Rhodus et saltus.
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Hume ist immer mein Mann, weil er wenigstens das
Principium
des
8
Glaubens
veredelt und in sein System aufgenommen. Unser Landsmann
9
wiederkaut immer seine
Causalitätsstürmerey
ohne an jenes zu gedenken.
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Das kommt mir nicht ehrlich vor. Seine Dialogen schlüßen sich mit der
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jüdischen
und
platonischen
Hofnung eines
Propheten der noch kommen
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soll
: und Kant ist mehr als ein Kabbalist, der einen
מָקוֺם
und
αιων
zur
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Gottheit macht, um die mathematische Gewisheit festzusetzen und zu gründen, die
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Hume, mit Ausschließung der Geometrie, mehr auf Arithmetik einschrankt.
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Da der erste Theil zu Ende ist: so nehme ich mir jetzt die Mühe, mir ein
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Schema von seinem Inhalt auszuziehen und traue keinem Blick des Ganzen,
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so hitzig auch selbigem nachjage bey jeder ersten Lectür, ohne eine nähere
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Zergliederung der Theile und des Einzelnen – um vielleicht das Werk
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recensiren, aber nicht beurtheilen zu können – wenigstens nicht nach philosophischem
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Schrot und Korn. An solchen Kunstrichtern wird es so nicht fehlen.
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Warte mit Ungedult auf die Humische Uebersetzung, wozu Hartknoch u
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ich alle Anstalten gemacht. Sollte sich der Uebersetzer nicht genannt haben
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und Sie etwas davon wißen: so bitte mir es mitzutheilen. An meinem guten
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Willen soll es nicht fehlen die Ankündigung des
teutschen Merkurs
zu
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rechtfertigen. Uebrigens lieber schweigen, als unnütze Worte verlieren. Ohne
Noth
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der Uebersetzer Humischer Zweifel zu seyn, so bald ich weiß, daß ein anderer
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ehrlicher Mann damit etwas verdienen will, ist auch meine Sache nicht.
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Nun liebster Gevatter, Landsmann und Freund! Ihr
unvollendeter Brief
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– und Nachrichten vom
Layenbruder
– und das neue Angebinde
des
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erreurs et de la verité
.
Es ist Mitternacht, und morgen früh geht die Post
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ab, die ich nicht gern versäumen wollte. Ersetzen Sie alles, was ich oben mit
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dem Anfange der Seite zu thun willens gewesen bin. Tausend Seegens
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Grüße und Küße für Sie und Ihre Himmelstöchter und Söhne. Licht, Liebe
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und Leben walte und schalte, lebe und webe in Ihnen, und um Sie, und
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Ihr ganzes Haus. Zur guten Nacht sey Gott gelobt und gepriesen von
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Ihrem
alten ewigen Freund und Diener
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Johann Georg H
S. 295
Kinder sind Gottlob! gesund; die Mutter hat heute halb im Bette zugebracht
2
und gearzneyt. Alles schläft – und ich habe auch dazu Lust.
Wachen
und
3
Fasten
und
Arbeiten
ist meine Sache nicht; alles zu seiner Zeit, sagt der
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weise Mann. In meiner Nachbarschaft ist
Hochzeit;
aber alles mausetodt,
5
und still.
Paroli
– wie ein Bräutigam
6
In sein
Brautgemach —
7
so fahr ich in mein Bett – wider meine Gewohnheit –
ex abrupto!
ohne
8
Klang und Gesang, mit einem gläubigen Amen!!!!!!!
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Auf der Rückseite des Briefcouverts notiert:
10
Um das schöne
Couvert
nicht leer zu laßen, liebster bester H. sag ich Ihnen
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zu Ihrer Beruhigung, daß es mir
ceteris paribus
nicht beßer sondern vielleicht
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ärger geht in meiner öffentl. Lage, und nicht anders als
ανεχειν και απεχειν
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dem öffentl. Uebel entgegen zu setzen weiß. Mir sind die Hände so gebunden,
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daß ich
nichts
bin, und unter lauter
Usurpateurs
lebe, bey der Rolle eines
15
Bruti
besorgen muß ein wahres
Brutum generis neutrius
zu werden. Alles
16
reißt
en Roi
den Schein des Rechts an sich und wirft sich zum
Despot
en
17
auf und schlummert, wie der welsche Geschmack, auf seinen Lorbeern ein.
18
Ich denk es noch zu erleben daß Saul in sein eigen Schwert fällt,
auf daß
19
sich kein Baum am Waßer seiner Höhe
erhebe
Hesek.
XXXI.
Was das
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tollste bey der Sache ist, so ist mein
Casus
von der Art daß er sich gar nicht
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augenscheinlich machen läßt; denn ein Versuch dieses zu thun ist mir theuer
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zu stehen gekommen und es thut mir noch in meiner Seele leid den lieben
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Capellmeister damals mit ins Spiel gezogen zu haben. Es ist aber nicht mögl.
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ohne Erfahrung klug zu werden. Natur und Kunst haben einen Gang, der
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sich nicht träumen läßt und
à priori
nicht eingesehen werden kann. Unterdeßen
26
leb ich der festen Hofnung,
ob
daß
sich das Ende von allem zu Gottes Ehre
27
entwickelt – und was ist eine größere Ehre als die, unser Glück durch und
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wider unserer Feinde Willen hervorzubringen? und da
ß
s ist der wahre
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Lapis philosophorum
in unserm
Pater noster! Fiat voluntas TVA!
womit
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ich Ihnen und mir selbst eine gute Nacht wünschen will. Amen!
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Unsere Staatsfeste in diesem Monath sollen in meinem Hause alle auf
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den 4ten Sontag nach Epiphanias eingetragen werden und die Gesundheit
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von mir aus
Claudi
us hundertjähriger Rhein
Bouteille
mit dem langen Halse
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u dem rothen Bändchen ausgebracht werden.
35
Adresse:
36
HErrn / HErrn Herder / General-Superintendenten pp / zu /
Weimar
/
37
franco
Halle
.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 220–221.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 185–189.
ZH IV 291–295, Nr. 619.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
292/35 |
Lambe t rts ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lamberts |
293/5 |
Nature |
Geändert nach der Handschrift; ZH: nature |
293/7 |
andern . |
Geändert nach der Handschrift; ZH: andern. |
295/4 |
Hochzeit; ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hochzeit, |
295/6 |
In sein |
Geändert nach der Handschrift; ZH: In sein |
295/19 |
erhebe |
Geändert nach der Handschrift; ZH: erhebe , |
295/26 |
ob daß ]
|
Geändert nach der Handschrift; ZH: daß |