607
241/15
(Fin. 1780)

16
Liebster Hamann,

17
Wenn mich auch nichts zu schreiben triebe, so wärs Ihre Äußerung, daß

18
Sie
Ihre Uebersetzung von Hume ungedruckt bleiben soll, weil Sie eine andre

19
angekündigt gelesen. Ich bitte Sie, ändern Sie Ihren Vorsatz: was geht Ihnen

20
die andre an, da Sie die Ihrige vollendet haben u. es eine große Frage ist, ob

21
sie durch die andre ersetzt wird.
Age,
dünkt mich,
tuum, fac
oder
sine alios

22
agere suum:
ich habe
Sie sind, als der
berühmte
Hamann, im Merkur

23
deßhalb angekündigt u. Sie müßen den Götterboten nicht zum Lügner werden

24
lassen. Wers hört, ist auf
Ihre
Uebersetzung lüstern. Das Bändchen Briefe

25
das Sie nebenan im Sinne führen, wird noch einmal so schön seyn, wenns

26
dem Verf. der Gespräche als Gesellin zugeführt werden kann u. beide von

27
Einer Hand sind. Ich bitte! u. so bald Sie das letzte, die Gesellin, aus jener

28
Ribbe gebaut, so laßen Sie
michs
se
doch
auch beschauen; am Zuruf wirds nicht

29
fehlen.

30
Ueber meine Briefe hat Lav. mir einen großen Brief voll sauersüßer

31
Anmerkungen geschickt, aus denen ich sehe, daß ihm u. mir vor der Hand gut ist,

32
gegen einander Siebenschläfer zu werden. Die
Illustres Voyageurs
dieses

33
Orts, haben ihm einer nach dem andern Ideen von mir beigebracht, die der

34
zarte Mann, wie es scheint, nicht verdauen kann u. die als unverdaute Dinge

S. 242
bei ihm würken. Und doch ists u. bleibts gegen diese Herren mein Vorsatz, sie

2
gehn zu lassen u. mich um sie nichts zu kümmern. Ihre Werke, die Arbeit u.

3
Verfassung von 3. Jahren, denen noch immer jeder Tag entspricht, zeigen

4
von des Baumes Saft u. Wesen. – Sie haben mich ihm als einen

5
Gallsüchtigen geschildert, der mit ihnen nicht leben wolle oder vielmehr mit dem sie

6
nicht leben könnten, u. doch habe ich gegen all ihr Beginnen, das übrigens

7
nicht meines Amts ist, kein Wort gesagt. Mein Stillschweigen u. stumme

8
Entfernung mit Absagung all ihrer Ehren u. Blendwerke drückt sie, ohne doch

9
daß sie im mindesten sich um etwas anders bemühen wollte
n
. Also sind wir

10
durch Gott, unsre Ämter u. unsre Naturen geschieden. Der Herzog, der in

11
Zürich den „Lichtbedürftigsten, Wahrheitsuchendsten Religiosen
(erlauben Sie

12
mir Zürcherausdrücke zum Zürcherkreise) gemacht hat, soll Lav. gesagt haben,

13
da dieser ihn vermuthl. in manchem auf mich verwiesen: „ich gebe ihm nur

14
Blitz
licht in der Religion, aber Göthe gebe ihm das wahre bleibende Licht“

15
ich wollte, daß meine Blitze ihm etwas anders als Licht wären – – Also
de his

16
satis superque.
Er ist, seit er aus der Schweiz ist, den ersten Sonntag, sonst

17
nie mehr in der Kirche gewesen: ist übrigens ein großer Moralist u. Lav. hat

18
an
ihn
einen Menschen voraus verkündigt, vor dem die ganze Welt einmal

19
bewundernd hinknieen werde – – Seine Offenbar. ist jetzt heraus u. er hat sie

20
mir zugeschickt, ob ichs gleich verbeten: die Kupfer von H. Füßli gestochen

21
(wie ich vermuthe) sind
gut;
das übrige werde ich kaum, wie ich ihm selbst

22
geschrieben, vor der Hand lesen. Auch eine Therese Czatoriska hat er besungen;

23
mich dünkt, ich habe von einer Fräul. Dommhard eben den Fall oder einen

24
ähnlichen, daß sie nehml. durch einen Funken aus dem Kamin verbrannt sei,

25
gehört; ists gar dieselbe? – Mit meinen Br. denke ich noch in diesem Jahr fertig

26
zu werden u. wills Gott, soll der 4te Th. die 3 ersten krönen. Sie habens auch

27
nöthig, denn es ist Gott zu klagen, wie linde u. leise man zu unsrer Zeit

28
einhertreten muß, um nur Raum zu gewinnen, wo man sprechen kann. Ich habe

29
mir vorgenommen, keine Rec. zu lesen, bis ich soweit bin, außer, was mir in

30
Briefen zukommt u. ich also nicht umhin kann zu lesen. Das
Ubrige
soll meine

31
Fr. sammeln u. als Siegelbewahrerin u. Kammerherrin des ganzen Hauses

32
solange in Beschluß nehmen, bis das Scherbengericht vielleicht eine Stimme

33
zur Fortsetzung gewähret. Gehen indeßen sollen die Briefe u. wenn ich nicht

34
unrecht berichtet bin, soll die erste Auflage bald fort seyn. 1 Mos. 49, 22. bin

35
ich freilich vom Hebr. abgegangen u. andern Uebersetzungen (ich glaube den

36
70. u. dem Araber, ich habe den Theil der Polyglotte nicht bei der Hand)

37
gefolgt; im Grunde aber kann mit einer härtern Construction das
בנוֺת צערה

S. 243
eben das sagen, wie denn Mendelsohn eben so übersetzt hat, der doch immer

2
dem Masorethischen Text hat treubleiben müßen. Ich habe ihm, d**a er mir sein

3
Buch geschickt hat, die Briefe geschickt, u. bin begierig, ihn drüber zu hören.

4
Die Stelle aus den
Maccab.
fällt mir selbst nicht bei; ich schrieb aus dem

5
Gedächtniß u. werde sie suchen. Mich dünkt, einmal ein Götting.

6
Weihnachtprogr. darüber gelesen zu haben. – Ein fleißiger Candidat hieselbst hat sich an

7
die Klaglieder gemacht
an
in einer Uebersetzung u. Anmerkungen u. mich um

8
eine Vorrede ersucht. Ich habs gethan, mehr um den jungen Leuten Muth zu

9
machen u. Fleiß unter sie zu bringen, als der Sache selbst wegen. Alles was

10
Candidat ist, ist hier im Todesschlafe. Mit erster Muße fange ich eine Art

11
seminarium
mit ihnen an, in dem ich mir aber völlig freie Hand vorbehalten,

12
so viel oder so wenig zu thun, als mein Muth oder andre Geschäfte zulassen;

13
ich hoffe davon, da ichs insonderheit auch auf Schulen abgezweckt habe, guten

14
Erfolg u. auch für mich Freude. – Mein
Endw
Plan zum
seminario
für

15
Landschulmeister
circulirt
jetzo bei meinen geistl. HErn. Collegen des Ob.

16
Consistor.,
welches ich gern geschehn laße, da ich überhaupt die Sache nicht

17
betrieben habe u. den Plan gar nicht machen wollte. Die Ursache dieses

18
Circuli
rens ist so lächerl. u. giebt eine so hübsche Flickidee von der hiesigen

19
Verfaßung, daß ich sie Ihnen hinschreiben muß. Unter der Vormundschaft findet

20
sich ein edler, christl. Mann, der jezige erste Minister, der ein dergleichen

21
seminarium
errichten will, dazu aus der Lausnitz einen frommen Mann

22
verschreibt, darüber mit dem jetz. Präsidenten des Ob.
Cons.
damaligen

23
Vicepräsidenten, allein u.
exclusive
committi
rt wird u. die Landschaft bewilligt

24
200 thl. dem
Inspectori.
Dieser kommt u. da er nichts als Buchstabiren zu

25
lehren taugt, auch mit den 200. nicht gnug hat, so macht er durch eben den

26
Minister, daß er
Inspector
vom Waisenhause wird, eine Mägdleinschule zu

27
halten bekommt; anbei aber die 200 thl. behält, u. an das
Seminarium
weiter

28
nicht gedacht wird, als daß die jungen Leute in gewißen Stunden zu ihm

29
gehen, u. hören sollen, wie er die Mägdlein buchstabiren lehrt u. ihnen die

30
Ordnung des Heils in Tabellen an die Tafel malt. Sie gehen nicht, u. kein Hahn

31
kräht weiter. – Vor 2. Jahren beim Ausschuß des Landtages kommt wieder

32
das Projekt auf: es werden neue 200. thl. bewilligt (an jene aus Kraft des

33
HE
frommen
Ministers nicht gedacht) u. nun soll ich den Plan machen.

34
Ich entschuldige mich leichtsinnig, werde aber höflichst dazu
committi
rt u.

35
nach 2. Jahren reiche ich ihn endlich beim
Con
sist. ein. Der Präsident bringt

36
mir höfl. ein Pack ältrer Acten mit, ob ich die nicht einsehn wollte; ich sehe

37
sie durch, finde aber, weil von dieser Anstalt ein einzelnes Rescript ohne

S. 244
weitern Verfolg da war, gar nichts in meinem Plan zu ändern u. thue, als ob

2
eine ältere Commißion nicht da wäre. Der Präsident
vot
irt also,
„ad

3
votandum singulatim“
u. ich, der noch immer die Sache nicht begreife u. mir gar

4
nicht einbilde, daß der
fromme
Mensch noch immer so viel Jahre die 200. thl.

5
eines
Seminarii
genieße, das nicht da ist u. nie
dagewesen
, wundre mich,

6
laße es mir aber gern gefallen; bis mir eben gestern einer meiner Collegen das

7
Verständniß öfnet u. ichs nun abwarte, was aus dem schönen Brei wird.

8
Natürlich hob mein Plan
all
diese ganze Lumpencommißion auf dadurch daß er an

9
sie, als ob sie nicht in der Welt wäre, nicht dachte, u. dies Institut mit

10
Gymnasio, Ministerio,
Stadtschule auf eine Art band, daß, wenn es zu Stande

11
kommt, es nicht leicht wieder verfallen u. die jungen Leute insonderheit durch

12
eignes Dociren in den untern Classen nützlich werden müsten. Soll aber jener

13
Brei herangekleckt werden, so sage ich mich von aller Direction drüber los u.

14
laße den ersten frommen Minister u. den Ob. Cons. Präsidenten

15
fortpräsidiren. Verzeihen Sie, daß ich Sie mit solchen Sachen unterhalte: sie sind aber

16
Zeugniße all unsrer Anstalten. Man baut überall Schweinställchen u. ja

17
jedes insbesondre daß niemand drauf Aufsicht habe u. wiße, daß es morgen

18
wieder einfällt – –

19
Ziehens
Mscr.
behalten Sie in Gottes Namen; auch als ein Denkmal, daß

20
der Deutsche Merkur, u. die Fr. Gen. Sup., seine Poetische Muse an diesem

21
gottlob seligen Propheten zusammengeschrieben haben. Hier ist dasselbe

22
Urtheil über ihn ergangen,
w
das bei Ihnen gefällt ist; über seine
Mscr.
habe ich

23
mir durch andre Mühe gegeben, aber
b
noch vergebens. Doch verzweifle ich

24
nicht, weil es scheint, daß es die Wittwe theils aus Armuth, theils der Ehre

25
ihres Mannes zu schonen, als ein Sibyllinsches Buch zurückhält. Ist die

26
Prophetische Zeit vorbei, so fällt sein Werth doch, u. man wirds haben können.

27
Das Buch Chevilah ken
n
e ich
nicht;
ich hielts für nicht
s
, als einen

28
fortgehenden hieroglyphischen Sinn der Bibel, doch scheint mir Ihre Meinung

29
wahrscheinlicher, weil ers ausdrücklich in die ersten Zeiten der Welt bringt, u. auch seine

30
Weltperioden aus Namen vor der Sündfluth hernimmt. Mich solls freuen,

31
wenn ich etwas davon erjage — Ueber die Hieroglyphik darinn
dachte
hatte
ich wie

32
Sie Neugierde, zumal es mir zum erstenmal meine Frau Abends mit so heller,

33
klarer u. zuverläßiger Stimme vorlas u. versicherte, daß das Alles so seyn

34
müste. – – Doch gnug der
humilium,
meine Muse:
altiora canamus
also

35
ein Neues Papier her.


S. 245
Den 18. Dec.

2
Machen Sie sich fertig, lieber H., Ihren alten Bekannten u. Verehrer,

3
Merk, nächstens mit seinem Haupte erhöht u. vielleicht bald als

4
Cammer-Präsident oder dgl.
im
Darmstädtischen durch die Zeitungen ausgeruffen zu

5
vernehmen. Dem Geh. R. Moser ist sein Bruder
der Cammer-Präsident
daselbst

6
im Schicksal gefolgt: man sagt, daß Merk bei dem Allen seine Hand insgeheim

7
durch den Erbprinzen, der Mosern eigentl. gestürzt hat, mit im Spiel gehabt;

8
wenigstens ist soviel gewiß, daß er sogleich nach dem Sturz dem Volk vom

9
Erbprinzen in grosser Vertraulichkeit, da beide zusammen in Einem Wagen

10
gefahren, gezeigt worden, auch sogleich zu einer Geldnegotiation in Cassel,

11
wo man für Gelde von den verkauften Amerikanern sich nicht zu lassen weiß,

12
gebraucht worden. Zu diesem Glück! hat ihm Niemand als der hiesige Herzog

13
u. sein Vertrauter Göthe geholfen, denn voraus konnte ihn der Erbprinz auf

14
den Tod nicht leiden. Sie haben ihn, so hier als gewiß auch dort, vor den

15
einzigen kapabeln Menschen im ganzen Darmstädter Lande ausgeschrieen, ihn

16
als die reinste, uneigennützigste Seele
(hem! heu!)
vor aller Welt erklärt u.

17
haben mit ihm auch nach ihrer Zurückkunft hieselbst noch eine geh.

18
Staatsunterredung auf der Grenze gehabt, wobei sich denn Merk, der vorher der

19
berühmte Recensent des Merkurs war, sogleich von dieser ihm jetzt

20
unanständigen Arbeit losgesagt u. also jetzt
in cameralibus
u. Negotiationen

21
Darmstädter Landes arbeitet. Die Art, wie der
2te
Moser seinen Abschied erhalten,

22
ist der seines Bruders gleich. Der Landgraf hat ihn fragen lassen, ob er nicht

23
vor so u. soviel Jahren
s
das
u. jenes an seinem Bette gesagt. Da dieser gesagt:

24
er erinnere sich dessen nicht, hat er ihm zur Antwort geben lassen „er sei ein

25
Lügner“ u. die natürliche Folge war, daß er seinen Abschied nehmen muste.

26
Die Sache war drauf angelegt u. zum Gelderpressen oder Borgen, worauf es

27
allein angelegt ist, ist kein beßerer Spitzbub in der Welt, als Merk – – weh

28
dem armen Lande! u. hinten nach, weh ihm selbst! – Auf die Ministers gehts

29
allenthalben her. Im Münsterlande hat
Fürstenberg
, ein ungewöhnl. edler,

30
guter u. arbeitsamer Mann, dessen Anstalten
s
Sie
dem Ruf nach kennen

31
werden, den Tag nach der Wahl des Kaiserl. Coadjutors seinen Abschied

32
erhalten,
d
(er war Gouverneur u. der vornehmste Gegner dieser infamen
Wahl)

33
In Trier hat La Roche, der Verf.
de
r
s
1ten
Th
der Br. über das Mönchswesen,

34
deßgleichen mit der freundlichsten Mine des Churfürsten, als ob er ihm das

35
gleichgültigste Papier überreiche,
den Abschied
bekommen u. da die ganze Stadt

36
darüber in Rage gekommen, hat der Churf. darüber sein Gewißen vorgewandt,

37
daß Einer, der solche Briefe schreibe (den 2ten
Th.
will
La-Roche
gar nicht

S. 246
geschrieben haben) nicht in seinen Diensten seyn könne. Seine Frau ist die Verf.

2
der Sternheim u. der Br. Rosaliens, die hier Bode herausgegeben. Ich bin

3
neugierig, ob der Statthalter in Erfurt sich erhalten wird: er scheints sehr

4
darauf anzulegen u. läßt gehen. – Ihren Br. hat dieser erhalten u. mir davon

5
geredet. Er
scheint
ist vielleicht in Verlegenheit zu antworten, oder der Br.

6
ist nicht zur Antwort, denn sonst thut ers gleich: er dachte an sie mit der

7
Hochachtung u.
Liebe,
wie immer, u. schien mir damals, von Mosers u.

8
Fürstenbergs Exempel voll u. von der Ehre ihres Märtrerthums angesteckt zu

9
seyn. Er war ordentl. aufgebracht über die Frage der Berliner, von den

10
Vorurtheilen
p
u.
– wollte, man müßte ihnen keinen Pardon geben, wornach

11
er doch selbst nicht handelt, auch wohl kein Mensch in Geschäften handeln

12
kann. Mich dauerts in der Seele, daß mir damals die Zeit
un
fehlte, mich

13
über die Frage, etwa in 3. Platonischen Gesprächen zu erklären – vielleicht

14
thue ichs noch. Die Schrift Ihres Königs über die D. Literatur werden

15
s
Sie gelesen haben, ein
Comisches
Meisterstück; eine schöne Parallele der

16
meinigen. Hier ist diese: nehmen Sie sie nach dem Zweck, der in den letzten Reihen

17
erklärt ist, auf. Ich will ein Ex. an Moser u. Eines a
us
n Görz schicken, um

18
vor diesen beiden Leuten, die ich durch meine Nachläßigkeit unendl. beleidigt,

19
wieder auf einige Art höfl. zu erscheinen. Mich soll wundern, ob der König

20
etwas von ihr vernommen; hören Sie etwas davon, so theilen Sies mir doch

21
mit. Das Ende seiner Schrift ist mir das merkwürdigste von Allem; wollte

22
Gott, daß der alte Moses wahrgeredet hätte. Er endet mit einer Prophezeiung

23
– – denn in der That wollte ich, er schriebe nicht mehr, lebte aber noch einige

24
Jahre für Deutschland. Da die heil. Theresia todt ist, fürchte ich, der Kaiser,

25
dems überall juckt, werde nicht ruhen u. wehe dem armen Deutschl. – doch

26
wir sind in der Hand der Wächter, u. wer weiß in solchen Sachen, was gut ist.

27
– Von Starken ist lange gesprochen, daß er nach Darmstadt einen Ruf als

28
Oberhofpr. habe u. solange vom Erbprinzen aus der Schatoull besoldet

29
werden soll, bis Benner stirbt u. er deßen Stelle erben soll. Ein schöner

30
Nachfolger meiner – wie freue ich mich, daß ich an der Erbietung nicht Theil nehmen

31
dorfte
! um nicht gar zuletzt noch unter Merk zu stehen,
hallelujah.
Meine

32
Theolog. Br. sind jetzt zu Ende u. ich hoffe, daß die 2. letzten Theile, die aber

33
auch nur Skiagraphie sind, die ersten überwiegen werden. Ich habe jetzt Ruhe

34
nöthig, wenns hienieden Ruhe giebt. Einige Tage habe ich gegen den

35
verhaßtesten Plan unter der Sonne „alle KirchenKapitale unsers Landes zu Einem

36
zu machen“ den unser Ob.
C-Präsident
ausgeheckt u. mit den schändlichsten

37
Vorstellungen über die jetzige Administration begleitet hat, arbeiten müßen.

S. 247
Ich bin noch nicht fertig u. fürchte, wir werden nie mehr herzl. Freunde

2
werden. Es ist der kindischste Geist darinn,
dem
der eher die Ruthe, als

3
Beantwortung verdient, u. mit nichts, als dem dümmsten Banquerout des ganzen

4
Kirchen-Etats sich endigen könnte – – Ich fürchte meine
ruhigsten
Zeiten

5
hier sind vorbei; doch wer weiß, die Vorsehung hat überall ja die Hand im

6
Spiele. Gebe mir doch Gott einmal den Wunsch der 4ten Bitte „getreue

7
Nachbarn u. deßgl.“ er ist der wahre Zaun unsres Wohlseyns auf Erden –

8
Gottfr. u. Wilhelm,
primus et tertius,
haben eine Zeitlang gekrankt;
frater

9
secundus et quartus
sind wohl und der Bruder
quintus
befindet sich in seinem

10
unsichtbaren Reich auch gut:
ich
wir hoffen, er wird ein glückl. Maienkind

11
werden. – Daß meine Schwester mir nicht geantwortet, thut mir leid: es ist

12
keine gute Anzeige. Gott helfe dem armen Weibe, denn Ihr kann doch im

13
Grunde kein Mensch helfen. – An Fischern antworte ich in einigen Reihen.

14
Mich hats
herzl.
gefreut,
seine Hand zu sehen
u.
seine Stimme wieder zu

15
hören: er ist noch, was er war. – Leben Sie wohl, liebster H. u. feiern Sie die

16
glückl. Feiertage. Ich will im Geist bei Ihnen seyn u. mich an Ihrer Andacht

17
freuen. Meine Frau grüßt u. umschließt
sie
herzlich. Meine Buben küßen

18
Ihnen die Hände. Glückl. Ausgang des A. u. Eingang des N. Jahres Ihrem

19
ganzen
Hauß
,
Korb
u.
Übriges
mit eingeschloßen. Erfreuen Sie mich bald

20
mit einem Briefe, u. fragen Sie nicht darnach, was Sie schreiben oder zu

21
schreiben haben. Es schreibt sich immer, wenn man will u. Lust hat; u. wenigstens

22
ists doch Papier u. Handschrift von Ihnen. Adieu, Adieu, Gott befohlen – –

23
Ihr   treuer
H.


24
Prof. Eichhorn in Jena glaubt auch, daß es ein Buch Chevilah gebe, auf

25
der dortigen
Bibl.
ists aber nicht.

26
Haben Sie Temple’s
M
Histor.
u. Moral. Denkw. gesehen – ein schönes Buch.

27
Haben Sie
Rousseau juge de Jean Jaques
noch nicht gelesen: so schaffe ichs

28
Ihnen sehr leicht.

29
Auf das vielgelobte geheime Buch
des erreurs et de la verité
warte ich noch

30
immer; u. vielleicht ist am Ende doch nichts
dahinter

31
Nächstens schreibe ich Ihnen von einer Utopischen K.
Vereinung
die in

32
Deutschland
in petto
ist. Möser in Osnabr. hat einen gedruckten Brief

33
darüber geschrieben, 1. Bogen stark, voll Geist u.
Laune
nach seiner Art, der alles

34
beinah drüber sagt, was gesagt werden kann –

35
Leßing höre ich ist bei Gleim gewesen u. beßer. Claudius ist für mich, wie

36
gestorben.

S. 248
Lavat. Offenbarung ist angekommen u. soll wegen der schönen Kupfer dem

2
Gottfr. zum H. Christ verehrt werden. – – Wenn ich Ihnen einiges doppelt

3
geschrieben, so verzeihen Sies; ich habe den vorigen Br. vor Monatsfrist

4
geschrieben u. jetzt nicht übergelesen. Adieu.

5
H.


6
3. Druckfehler habe ich bemerkt in der Preisschrift:
fein
für
fern
, zu Athen

7
für
zu Athem
kommen u. noch irgendwo Einen; ich weiß sie aber nicht zu

8
finden.

Provenienz

Erste Hälfte (HKB 607 [IV 241–244]): Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 209–210.

Zweite Hälfte (HKB 607 [IV 245–248]): Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 21).

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 172–174.

Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 162–169.

ZH IV 241–248, Nr. 607.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
241/15
(Fin. 1780)
]
Hinzugefügt nach der Handschrift. Vermutlich von Herder nachträglich eingefügte Datierung.
241/28
michs
se
doch
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
michs doch
242/18
ihn
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ihm
242/21
gut;
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
gut,
242/30
Ubrige
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Uebrige
243/33
frommen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
frommen
244/4
fromme
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
fromme
244/27
nicht;
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
nicht,
244/31
dachte
hatte
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
hatte
245/4
im
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
am
245/5
der […] Cammer-Präsident]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Cammer-Präsident
245/21
2te
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
2te
245/23
s
das
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
das
245/30
s
Sie
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Sie
245/32
erhalten,
d
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
erhalten,
245/32
Wahl)
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Wahl).
245/33
de
r
s
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
des
245/33
Th
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Th.
245/37
Th.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Theil
245/37
La-Roche
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
La Roche
246/7
Liebe,
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Liebe
246/10
u.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
u
246/15
Comisches
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
comisches
246/31
Meine
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
– Meine
246/36
C-Präsident
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
C.Präsident
247/14
gefreut,
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
gefreut
247/14
herzl.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
herzlich
247/14
u.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
und
247/17
sie
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Sie
247/19
Hauß
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Hause
247/25
Bibl.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Bibliothek
247/26
M
Histor.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Histor.
247/30
dahinter
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
dahinter.
247/31
Vereinung
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Vereinung,
247/33
Laune
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Laune