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S. 222
Kgsb. den 13 7br. 80.
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Herzlich geliebtester Freund,
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Gestern bin ich mit der Abschrift meiner Uebersetzung fertig geworden, die
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18 Bogen in
fol.
beträgt. Mein alter Freund Lauson u HE
Prof
Kant haben
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selbige durchgesehen; jetzt bekomt sie Kreutzfeld, um selbige mit dem Engl. zu
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vergleichen, und dann vielleicht der neue Hofhalsrichter, wenn er Zeit u
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Lust hat. Zuletzt werd ich noch selbige durchlaufen, welches alles in mögl.
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Kürze geschehen soll. Den 21
Jul.
fieng ich die Uebersetzung an u kam den
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7
Aug.
zu Ende. Den 29
ej.
konnte ich erst zur Copie kommen. An unsern H.
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in W. habe vor 14 Tagen geschrieben u Ihren Wunsch der Ankündigung
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aufgetragen.
Asmus
antwortet nicht mehr; vielleicht werd ich doch zum
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Ueberfluß noch einmal schreiben.
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Den 1
hui.
habe vom künftigen
Prof.
Kraus einen Brief erhalten, worinn
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folgende Stelle: „Dem Geistl. in Schwaben sagen Sie, daß meines Wißens
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3 oder gewis 2 Schneider den Humischen Hausgott deutsch gekleidet haben;
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daß er beßer thäte, wenn er das Schneidern Leuten überließe, die sonst nichts
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können und davon leben müßen, und daß er, was ihm zur Erbauung seiner
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Landsleute zuträglich deucht, lieber in einer eigenen Predigt oder einem
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Handbüchlein ans Herz legen soll, als es so verstreuen.“
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Dieser Nachricht zufolge muß ich Ihnen folgenden Vorschlag thun. Da
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die Sache bis zur nächsten Meße Zeit hat: so dächte ich, die Uebersetzung müste
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allenfalls im Meßkatalog angemeldet
wären
, als ein verspätetes Stück, das
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zu Weynachten fertig werden sollte, wie Leßings Briefe zu Johannis, unter
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dem Titel:
Dialogen die natürliche Religion betreffend. Von David
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Hume. Esq. Uebersetzt von einem fünfzigjährigen Geistlichen in
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Schwaben
. Sollten nun wirklich Uebersetzungen diese Meße erscheinen; so
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wünschte ich, daß Sie in Leipzig oder Berl.
Ordre
stellten, mir sämtl. so
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geschwind als möglich zuzufertigen, damit ich selbige mit meiner Arbeit
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vergleichen kann. Erhalten Sie meinen u meiner Freunde Beyfall: so bleib ich
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daheim. Haben Sie aber beträchtl. Mängel, und ich Hofnung dem Werth
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meiner Arbeit ein entschiedenes Uebergewicht zu geben: so steht es bey Ihnen
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den Ueberschlag zu machen.
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Genehmigen Sie diesen Vorschlag: so bitte für die geschwindeste
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Zufertigung der herausgekommenen sämtl. Uebersetzungen zu sorgen, und mir
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allenfalls
die
Addresse
wohin ich das
Mst.
senden soll, mitzuschreiben,
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wenn keiner meiner Nebenbuler fertig geworden wäre. An der Beylage oder
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Anhange werd ich nicht eher anfangen zu arbeiten, biß die Sache entschieden
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ist, und während des Abdruckes wird es immer noch Zeit seyn, selbige
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nachzuschicken. Mein gewöhnliches Bogenmaas werde wol nicht überschreiten
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können.
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Das Engl. Exemplar ist prächtig gedruckt. Groß Octav auf schönem Papier
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und mit stattl. Typen. Ich wünschte auch gutes Papier u saubern Druck, nebst
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einem sorgfältigen u verständigen Corrector; aber klein Format oder wie
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Mendelsohns philos. Schriften; aber
mit einem
breitern Rande, dem Engl.
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ähnlich, daß oben immer zur Seiten die Zahl des Abschnitts stehen kann, und
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jeder Abschnitt muß wenigstens mit einer
neuen Seite anfangen
. Im Engl.
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ist immer gar ein
neues Blatt
dazu bestimmt, und daher manche leere Seite,
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die mir eben nicht gefallen. Die Abschnitte heißen auch im Engl. Theile,
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ohngeachtet das ganze Werk blos die Unterredung eines einzigen Tages in sich hält.
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Prof. Kant wird auch
Termin
halten u diesen Michaelis sein
Mst.
vollenden.
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Er
balanci
rt zwischen Ihnen u Hartung, und wünschte sehr den Druck hiesigen
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Orts.
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Daß mir Ihr lieber Sohn entwischt ist, hat mir sehr leid gethan. Ist Füeßli
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mitgegangen? An Pfenninger habe geschrieben, und ihn bestens empfolen
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dem Kleeblatt, neml. Lavater u Häfeli durch ersteren. Hier liegen
einige
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Exempl
. von den 3 ersten Stücken des christl. Magazins; könnten Sie selbige
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nicht dem
Depositario
abnehmen. Doch vielleicht kann die Sache bey Ihrer
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nächsten Meßreise beßer abgemacht werden, wenigstens durch Ihren Rath.
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Kant sagte mir etwas von einem häusl. Unglück, das Sie mit Ihrer Caße
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gehabt hätten; habe nichts weiter davon erfahren können. Gesetzt auch das
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ärgste; so schenke Ihnen Gott nur Gesundheit, Er kann alles
in triplo
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ersetzen. So wenig Gewinn es für den Thäter seyn wird: so wenig wirklicher
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Schade für Sie. Am Ende dient alles zu unserm Besten.
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Empfehlen Sie mich Ihrer liebenswürdigen Gemalin und Tochter. Theilen
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Sie mir bey Gelegenheit Nachrichten von Ihrem Sohn mit, seiner dortigen
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Ankunft, Zufriedenheit
pp.
Wißen Sie nichts von P‥l. In Zeit von 8 Tagen lief
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hier ein sehr widersprechend Gerücht, daß er ohngeachtet seines dortigen
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Verdienstes u tägl. Umgange in des Pr.
Resid
enten Hause mit Händen u Füßen
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arbeitete hieher zu kommen – und dann, daß er aus W. ausgeführt worden
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wäre. So bald der
würkl. Druck entschieden
ist, werde ich einen Aufsatz
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machen von den Fortsetzungen, die ich
pro honorario
für meine Bibliothek
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ergänzt zu sehen wünschte, damit Sie selbst den Ueberschlag machen können.
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An Ihr baar Geld will ich mich nicht gern vergreifen. Nun Gott seegne Sie,
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mein liebster Hartknoch. Nach einem herzlichen Gruß von Hänschen u
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meinem gantzen Hause an Sie, die Ihrigen (den Reisegefährten mit eingeschloßen)
3
pp
ersterbe Ihr alter Freund u Diener.
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Johann Georg Hamann.
5
Adresse mit Mundlackrest:
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HErrn / HErrn Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga
. / 16 gl
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Vermerk von Hartknoch:
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HE Hamann in Königsberg
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Empf den 7
Sept
1780
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 158–160.
ZH IV 222–224, Nr. 601.
Zusätze fremder Hand
224/8 –9
|
Johann Friedrich Hartknoch |
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
222/22 |
wären ]
|
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: werden |