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Kgsberg am Michaelistage 79.

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Geliebtester Freund,

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Ich habe mich seit einiger Zeit mit dem Schwindel geqvält; im übrigen

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steht alles in meinem Hause Gottlob! wohl. Einlage giebt mir Anlaß ein

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paar Worte zu schreiben, wiewol ich Ihnen nichts Neues zu melden weiß.

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Von Kraus unserm Landsmann habe erst ein einziges Briefl. aus Göttingen

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erhalten und warte längst umsonst auf eine Antwort der meinigen. Die Frau

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Consistor. Räthin habe neulich besucht bey Gelegenheit eines Besuchs aus

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Morungen. Der junge Skubich, der hier im
Colleg. Frid.
ist, hat bey

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Ueberbringung der Einl. meinem Sohn Michael gestern einen Besuch abgelegt; und

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so machen es die Jungen wie die Alten. Sie haben wol keine Muße dazu;

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unterdeßen fehlt es auch dem fleißigsten Zuhörer nicht an langer Weile. Wenn

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Sie mir auf allen Fall schreiben, so melden Sie mir doch, mit
wem
unser

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Landsmann nach G. gegangen; denn ich weiß es noch diese Stunde nicht –

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Heinckens Briefe über die Stumme und Taube ist eins von den besten

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Büchern, die ich von der letzten Meße gelesen, und läuft auch in Ihr Fach.

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Versäumen Sie doch nicht den Mann kennen zu lernen, damit Sie mir etwas zur

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Ergänzung des Schriftstellers bey Ihrer Zurückkunft erzählen können. Habe noch

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wenig von der Ostermeße meine Neugierde befriedigen können. Bey K. ist nichts

3
u bey
K
H. fehlts an allem, sogar an Semler u den physiognomischen Reisen.

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Mein Landsmann, Gevatter, und Erz- oder vielmehr Goldfreund zu

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Weimar ist an seinem Geburtstage den 25
pr.
mit dem 4ten Sohn und Gevatter

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u Freund Asmus den 2
huj.
mit der 4ten Tochter erfreut worden. Wir fahren

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jetzt also alle drey vierspännig – Ich bin den 27
pr.
in mein 50stes Jahr

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getreten und habe mir an selbigem Blut gelaßen und darinn bestand die ganze

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Feyerlichkeit. Meines Sohnes Geburtstag ist vorgestern in Gesellschaft der

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Mlle Stoltz, Pr. Kreutzfeld und Brahl, aber ohne einen Tropfen Wein noch

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Blut begangen worden. Mit dem hebr. Alphabet u
Ernesti Initiis
habe zugl.

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den Anfang
gemacht
. Was meine alte verwünschte Muse anbetrift, so wartet

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sie mit Schmerzen auf das P. Georgi
Alphabetum Thibetanum
und hoffe in

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24 Stunden so gelehrt zu werden als es mir just vor jenen 7 Jahren mit unsers

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lieben
Bayeri Museo Sinico
gieng –
vt repente sic poeta prodirem,
wie mein

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alter Schooßdichter sagt. Und hiemit Gott empfohlen zum
baldigen

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Widersehen
. Währender Zeit bitte sich dann und wann, so oder so, zu erinnern Ihres

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alten Freundes

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Johann Georg Hamann.


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Empfehlen Sie mich allen guten Freunden. Hans Michelchen,
Lisette

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Reinette,
Lehnchen Käthe, Marianne Sophie
in petto
thun ein gl. ein jedes

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nach seiner Art. Einnehmer u Nachbar Lauson, von dem ich Mundlack zu diesem

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Brief holen werde, soll nicht ermangeln den Vorschuß seines Andenkens baar

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zu machen.


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Adresse mit rotem Mundlackrest:

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à Monsieur / Monsieur Lindner / homme de lettres / à /
Berlin
.

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Abzugeben in des HE
D. Kurella
/ Hause auf dem Werder / in der alten Leipziger

28
Straße. /
par fav.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.

Bisherige Drucke

ZH IV 116 f., Nr. 566.