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Ich kann doch keinen würdigern bessern Zeitpunkt wählen Ihnen, theurster
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Hamann, zu schreiben, ein paar schwache Töne des Danks für Ihren lieben
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Brief u. der Nachricht von Kaufmanns leiden- u. segenvollem, hohen aber
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saurerkämpften Segensvollem Leben zu Ihnen hinüber zu hallen als eben
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den heutigen feierlichen Abend. Ich bin zu St. Klarensegg, einem herrlichen
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edlen Siz am Bodensee der unsere Wohnung werden soll – seit etwa 6 Wochen
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treiben wir, neml. unser Friz, ein Neveu von Fr. Elisa ein talentenreicher, zu
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sehr vielem Guten fähiger, thätiger, lieber Junge von 19 Jahren, 2) unser
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Georg, ein Knabe von 13. ein naives gesundes, rohes Kind der Natur, der
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Sohn eines wackern unbegüterten Bürgers von Wint. u. 3) ich – allhier unsere
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Junggesellenwirthschaft – Kaufmann geht ab u. zu, läßt das ganz neue noch
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unausgebaute Haus oder Schloß einrichten, zurüsten u. wir sind so seine
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unnüzen Handlanger u Stellvertreter. Eben hat er, der theure liebe Hausvater
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nach ein paar mühevollen, auch durch unsere Ungeschicklichkeit u. durch
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Ärgeres (denn wir sind oft von fatalen, unseligen Passionen besessen u. sind faule
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u. böse ungerathene Kinder die wohl einer scharfen Zuchtruthe bedürften)
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sauer u. bitteren Tagen uns wieder verlaßen, sein Weib u. die übrigen lieben
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Seinen im Hegi zu sehen u. neue Lasten mit ihnen u. für sie zu tragen – Ich
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kann nicht anders, ich muß, bester Hamann, Ihnen gleich grade sagen welche
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Wunde der Herr ihm geschlagen, welch unersezbaren Verlust Er über ihn
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verhängt hat. Lieber, Theuerster! Ihr Pathe, das herrliche kraft u. geist volle
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liebathmende englische Kind, das reine frohe holde Engelchen ist von uns
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geschieden, nach 3 Tagen u. Nächten entsezlichen Leidens starb was an ihm
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sterben konnte – aber die Liebe, die Unschuld die himmlische Heiterkeit blieb selbst
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noch auf dem blaßen starren Antliz englisch huldreich ausgedrückt – entzückte
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noch jeden ders sah – u. linderte mit sanftem Balsam die Wunde des tief
28
ge
leidenden, in vielen der ihn umgebenden noch unendl. bitterer leidenden
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Vaters. Der Herr hats gegeben – genommen – sein Name sei gelobt – war
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seine Losung: es wußte noch nicht was Sünde war u. mußte so peinl. leiden,
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das Engelchen (jezt darf ichs so nennen, weils lebte durft ich nicht) leiden
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für u. durch unsere Sünden: aber Gott sei gelobt der ihm Ersaz ist u. sein
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wird – Bitter ists dem liebenden Vater, der alles was er thut, ohnehin nicht
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für sich, sondern für andere, mit Hintansezung seines eigenen, nicht niedrigen
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Vortheils, thut, u. die süßeste seligste Rücksicht auf sein Kind dabei hat, alles
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auf den holden Jungen referirt, in allem des Gedankens sich freut, bald wirst
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du dieß Instrument für deinen Sohn ins Kleine machen laßen, bald ihm mit
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der Natur in den u. jenen, unmittelbaren u nachgeahmten, großen u. kleinen
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Produkten allmählig in frohen Gesprächen bekannt machen – dich freuen
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seines Wachsthums, der Kräfte die in ihm sind – der Gesundheit die – – – u.
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schnell die Blume vom Verderber angefressen – welkt dahin fällt ab – all
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das herrliche, der edle, reine feine Bau den Würmern Preis – wird Staub –
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Aber der Herr wird über dem Staube stehen u. wird ihn beleben – im hohen
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Triumphe edler höher reiner, stärker hervorrufen – die Blume steht neu, steht
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in vollkommenerm Zustand, in erhöhter Würde wieder auf – Leer ists um mich
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u. öde – Ach lieber Hamann! es sind Menschen um den liebevollen, allen mit
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Dulden u. Würken wohlthuenden lieben Vater, die sein angefreßenes,
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wundes, krankes Herz noch mehr zertreten, wie Hunde zerreißen – ach u. es ist ihm
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so seelenlich wohl, wenn auch nur einer ist der aufnimmt seine Liebe – der
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fühlt einen Theil seiner Leiden – u. leider sind sie selten, wenige die reinen
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Antheil nehmen – Ach wenn er so oft in der Nacht erwachte, Sehnsucht fühlte
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nach Gütern die droben sind – die die Welt nicht kennt u. nicht giebt – da
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fühlte er oft um sich, suchte, fand sein Kind, die Engelsseele, im Bettchen
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schlafend oder an der Mutter Brust – u. fühlte Trost u. Labung – Und dieß ist
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dahin, wird ihm nimmer ersezt – nimmermehr auf dieser Erde – der Erstgeborne
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– dahin! – Aber zum Wiederaufkeimen im beßern Leben, in seligerm
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Zustand – Verzeihen Sie bester Hamann, Sie fühlen in meinen kahlen Worten
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unendl. mehr als drin liegt – was sind Worte – u. wer bin ich – dieß zu fühlen
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oder zu fühlen zu geben dem ders nicht schon selbst beßer fühlt. Merkwürdig
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u. tröstlich ists für den guten theuren Vater daß er just noch zu seinem
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vorgeahndeten Ende kommen den lezten reinen ruhigen Hauch auffaßen mußte –
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zwei Tage hatte er dem holden Liebling abgewartet – Arzneien u Pflege
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würkten vortrefflich – aber es war beschloßen im Rathe des Wunderbaren
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der wohl thut wenn er schlägt, des Züchtigungen Segen u. Wonne sind dem
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Treuen. Am dritten Tage mußte der Vater sich losreißen, der innern Stimme
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gehorchen, seine Gegenwart allhier war nöthiger, als er wißen konnte – er
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kam frühe die 5 Stunden daher, gieng Abends späte fort – war kaum eine
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halbe Viertelstunde wieder da, so schied die theure Seele. Acht Tage vorher,
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an seinem Geburtstag gab er ihm die erste Nahrung außer der mütterlichen
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Brust u.
vier
drei Wochen vorher, an seinem eigenen Geburtstag ward ihm
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die Gewißheit daß Gott sein Weib gesegnet, sie ungeacht sie immer noch dem
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Knaben seine einzige Nahrung reichte, zu neuer Mutterwürde gestärkt hatte.
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Den lezten Augstm. in der gleichen Stunde da vorm Jahr die Schmerzen der
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Gebärerin anfingen entscheidend u. heftig zu kommen, verließ er Klarensegg,
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eilte seinem Weib u. Knaben zu, ich begleitete ihn 1 ½ Stund weit, bis zu
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einem Kloster, deßen große herrl. Aussicht uns Beweis war von dem
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Gefühl der Stifter – so verschieden von dem was die jezigen Inhaber sind – Es
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war ein seliger Abend, fast wie der heutige – Rührung u. Liebe u. warme gute
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Entschlüße in meinem eine Zeit her meist abscheul. kalten Herzen u. kaum
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waren wir ¼ Stund weit voneinander so empfieng K. mit seinem treuen
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Schimmel der ihn vollends heimtragen sollte, Ihren lieben Brief an mich u.
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freute sich u. eilte in warmem Liebesgefühl – Sie, bester Hamann, nahe,
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werth u. innig fühlend der Hegi Heimat zu – Den andern Tag war stille reine
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Geburtstagsfeier des lieben theuren Knaben: er gab ihm Brod,
Apf
u. ein
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Süppchen, u. herrl. wars wie ers mit frohem Appetit u. reiner Begierde
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genoß – beschnitt ihm seine Haare, nahm seine Silhuette – zum ersten mal –
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was er dann von Zeit zu Zeit wiederholt u. als Symbol des Wachsthums
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aufbehalten hätte.
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Ich möcht Ihnen gern, liebster theuerster Hamann, unsern künftigen
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Wohnsiz schildern das neue, edle, geräumige Schloß mit 25 Zimmern am Fuß eines
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steilen Berges deßen hohe Tannen u. Foeren Ehrfurcht u. Schauer erwecken;
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ein kleiner Bach rauscht neben uns über Felsen daher, einige kleine
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Waßerfälle brausen bei stiller Nacht bis in unsere Ohren, fruchtbare Reben stehn zur
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Seite u. vorne bis vollends an den See deßen klares Wasser zu allen Zeiten
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in Sturm u. in Ruhe, bei trübem u. heiterm Himmel den schönsten Anblick
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macht. Gegen über kleine anmuthige Hügel mit Dörfern, Schlößern,
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Kirchen, Städtchen, so wie das dißeitige Ufer bedeckt, mit Waldungen gekrönt,
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an deren Fuß Wiesen, u. unten an denselben auf jener Seite meist
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Fruchtfelder so wie auf der unsrigen Weinberge – In blauer Ferne sehn wir hohe
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herrliche Alpen u. näher kleinere Berge mit unzähligen blinkenden Wohnungen
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der Menschen. Ein edler Mann der lange Zeit in Frankreich gelebt, der Welt
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u. ihrer Geschäffte müde war, wählte sich diesen Siz um sein Alter in froher
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Ruhe zu verleben, ließ das neue Schloß in franz. Geschmack bauen – erlebte
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aber nicht seine Vollendung welche seiner Familie, in Besorgung eines wackern
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in Steckborn ¼ Stunde von hier wohnenden Vettern u. nun K. aufbehalten
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war. Still u. rein u. froh ist der Eindruck den der Anblick des Hauses macht,
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ganz
harmonisch mit der ganzen sittsamen Gegend.
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K. wirds wohl thun hier entfernt vom Gewühle der Welt, die, wie es
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einem vorkommt, der Antheilnehmung eines beßerfühlenden Menschen
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täglich unwürdiger, zurückstoßender, unempfänglicher wird, seinen Nächsten,
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seinen Wenigen u. in Hoffnung der Zukunft sich zu leben. Die Welt liegt im
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Argen – erst kürzlich haben wir zu so vielen, vielen alten Proben, schröckliche
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neue gesehen. Einige derer für die K. am meisten gethan, am meisten
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aufgeopfert hatte, für die er am meisten treue, wohlwollende, hoffnungsvolle
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Liebe fühlte, deren er sich in der Nähe u. Ferne, beim Publikum draußen, bei
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Monarchen u. Gelehrten u. s. w. u. wieder in FamilienAngelegenheiten in
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moralischen, phys. ökonom. polit. Verhältnissen mit beispielloser Treue u.
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Thätigkeit angenommen, denen er auf so vielen Seiten Segen sein sollte u.
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wollte, – sind auf die schändlichste Art an ihm undankbar, treulos geworden.
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Diese Leute sind auf einer Seite in die unseelige schriftstellerische
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Berühmtheit – Autorsucht – u. auf der andern in die in Schwang gehende
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sentimentalische Koketterie die da ein Weiblein ums andere gefangen nimmt, das
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Nervlein der Eigenliebe u. andere feinere u. gröbere Nervchen hoch spannt u. sie
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am Ende ohne Befriedung in Mangel u. Oede u. Verzweiflung sizen läßt –
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verwickelt. Des treuen Freundes Stimme warnte, seine Hand bot Hülfe dar,
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ward zurückgestoßen, u. doch wollte man seiner Dienste auch seiner Liebe noch
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genießen, er predigte, rief so lang er sollte,
wie
sein Warnen ward
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überlästig u. der Geist der in der Finsternis der Passionen herrscht, sucht von dem
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an, sich an ihm zu reiben – an ihm, d. i. an den Seinen, seinen Nächsten,
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Anvertrauten – Schon lange hatten sie ihm sein Allernächstes, Allerliebstes,
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seinen zeitlichen Ruhepunkt entweiht, das edelste geraubt, besudelt, ihn im
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Heiligsten betrogen – nun muß er sehen die krummschleichende glatte gleißende
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Schlange mit ihrem Geifer bespeien, alles worauf er zu würken Pflicht hat,
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zerstören sein Werk für das er Nacht u. Tag leiden wachen, kämpfen, sorgen
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Berufs halber
muß
– Alles unter feiner, frommer Maske – der Liebe, der
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Ehrlichkeit mit Sündenbekenntnis u. Betheurung guter Absicht u. vieler
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Achtung u. Verehrung gewürzt – u. er muß schon das mörderische
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Unternehmen des Erzschalkes in den Herzen der unglücklichen, untreuen von ihm
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so treulich geliebten – ob das Marter ist – Hemmung, peinl. Hemmung in
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seinem nicht eigengewählten Kreise – doch ihm wirds wohl thun u. thut ihm
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schon izt wohl, so entsezl. bitter es ist – Ach könnt ich Sie hineinführen, in den
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Abgrund von Leiden – u. ins Mitgefühl – – auch der Seligkeiten die ihm
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dadurch einst – reicher Ersaz – zufließen – Ahndend fühlen Sies vielleicht schon –
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Noch eine merkwürdige Ereignis muß ich Ihnen erzählen, die nichts
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geringeres als Gefangensezung u. strenges gerichtliches Verhör betrifft. Vorm
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Jahr schon als K. von seinem kalten Fieber kaum aufgestanden war, sich
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zuweilen durch einsame Spaziergänge von physischem u. moralischem Drucke
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zu erholen suchte, begegneten ihm einmal einige Arme die ihn um ein
2
Almosen ansprachen. Weil die Leute ihre Taschen u. Säcke voll Brod hatten, so
3
fragte sie K. – u. sonderl. um natürl. Weise die Leute kennen zu lernen, zu
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wissen, wer die seien denen er wohl thue ob würdig oder nicht – warum sie
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bettelten da sie doch Brods genug hätten? Ach jammerten sie, es gehört hievon
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das wenigste uns u zu dem wirds alle Tage ringer. Das Brod ist neml. eine
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oberkeitl. milde Stiftung aus einem gewesenen Kloster, Namens Töß, für
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die Armen auf der Landschaft; ein Amtmann aus dem äußern Rath der
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Stadt Zürich hat allemal 6 Jahre die Verwaltung davon. Exemplarische
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Genauigkeit ist selten, man ist froh wenn sich nur keine grobe Malversazion zeigt.
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K. bestrafte die Leute als Undankbare, Unzufriedene, er habe so viel gutes von
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des jezigen Amtm. Verwaltung gehört – wenn sie gegründete Klage hätten,
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sollten u. dürften sie sich grad u. dreist an ihn wenden: er wollte u. würde
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es selber für sie u. mit ihnen thun – nur wollte er erst die Sache untersuchen,
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das Brod wägen &. Sie versprachen ihm Brod an einen gewissen Ort, zur
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Untersuchung zu bringen. K. ließ die Sache verschloßen, ruhen; wartete lange
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vergeblich. Endlich begegnete ihm das gleiche zum zweiten mal. Ein Mann der
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sich hauptsächlich deshalben mit ihm unterhielt versprach ihm ein Brod an
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einen dritten Ort zu bringen, gerührt, weinend, schied der gute Arme von K. –
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Auch der blieb lange außen. Von ungefähr traf ihn K. wieder, sagte ihm es
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scheine doch seine Klage sei ungerecht gewesen. Ach nein, im Gegentheil, er
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werde ihm bald Proben darweisen können. – Indeßen kam ein HE. Schwager
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von K. der in Zürich Almosenschreiber ist, ein genauer Bekannter u. Freund,
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was man so nennt vom HE. Amtm. zu Töß – der erzählte viel von deßen
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guten Einrichtungen &. K. nahm ihn auf die Seite u. sagte ihm was ihm
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desnahen begegnet sei – er mögt nun von der Nachricht Gebrauch machen, nach
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Gutfinden. Der Gebrauch den er davon machte, war, in einer Stunde da der
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Amtm. auf Besuch im Hegi war, man beiderseits von gutem
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Hegi-Kazensteigler 74.er wohl erwärmt, für einander gespannt war, dem Amtm.
sans
30
autre
zu sagen, er möge sich gewahren, es werde über seine Brödlein geklagt.
31
Der Amtm. ist ein reicher, aufgeblasener, hiziger Kerl, ein gewesener Mezger,
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deßen Vater untreuer Verwaltung wegen ehr- u. wehrlos gemacht worden –
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Er schwieg. Der HE. Schw. Almosenschr. begleitete ihn nach Hause. Im
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Wagen wo sie fuhren kochte beim Amtm. die Nachricht wieder auf – plözl.
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fuhr er heraus es sei kein anderer von dem es komme als HE. K. – dieß ward
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ihm nicht geläugnet – nur suchte HE. Almschr. – da er das wütende Feuer
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sah, ängstlich zu löschen, mochte aber, wie leicht zu erachten, nicht reüßiren.
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Am Auffahrtstag, da K. in stiller, feiernder Liebe bei den Seinen saß, gegen
2
Abend kam ein Brief von HE. Amtm. Hausinformator, einem jungen Geistl.
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in äußerst impertinentem Ton verfaßt – u. von HE. Amtm. bekräftigend
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unterschrieben, des Inhalts daß HE. K. wider ihn ehrenrührige
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Verleumdungen ausgestreut habe, deshalben nun sich legitimiren oder HE. A.
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Satisfakzion schaffen solle – K. antwortete ihm mit ruhiger ausführlicher
7
Erzählung des ganzen Verlaufs u. schloß
es sei also klar
er sei der Zuversicht HE.
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Amtm. werde keiner andern Satisfakzion als dieser geraden, einfachen
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Erzählung bedürfen – darin nichts beleidigendes u. noch weniger etwas
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diffamirendes sich zeige – alles unter einzelnen Personen &. – HE. Amtm. ließ
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antworten mit einer noch impertinenter abgefaßten Aufforderung den armen
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Mann der über ihn geklagt, zu nennen, damit er zur Strafe gezogen werde –
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K. antwortete ihm mit den Gründen die es ihm als einem Menschen, dem der
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Arme in der Wärme seines Herzens seine Gedanken anvertraut, der der
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einzige sei, welcher davon wisse, der unmögl. so lang er menschl. fühle zugeben,
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oder Ursache sein könnte, daß der Mann mishandelt &. würde, – da er kindl.
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unschuldig u. doch vor weltl. Richter strafbar sei, da des Klagens über Druck
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u. Gewalt beim Landmann schon übergenug, – die Strafe des Mannes die
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Unzufriedenheit nicht heben sondern erbittern würde, – da selbst mehrere aus
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dem Orden der bestellten Wahrheitslehrer,
sub rosa
gleiche Klage führen, u.
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doch keiner zum Vorschein komme – & unmögl. machten den Mann zu nennen
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– am besten sei es sich mündl. mit HE. Amtm. zu unterreden – er ritt gleich
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nach dem Boten hin – explizirte sich dem HE. Amtm. meinte ihm die Sache
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begreiflich gemacht, seine Hize, die sich in abscheul. Erbitterung gegen den
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armen Mann, in Drohungen &. äußerte gedämpft zu haben – Kaum meinte
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K. die Sache abgethan, den HE. Amtm. beruhigt zu wissen so kam eine neue
27
u. aber eine neue Aufforderung den Verleumder zu nennen, wo nicht selbst
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für den Urheber gehalten u. als solcher vor M. Gnäd. HE. in Zürch zitirt zu
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werden. Lezteres geschah. Die Gnädigen Herrn wurden durch HE. Amtm.
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berichtet, geriethen in ein abentheuerl. wildprasselndes Strohfeuer, schrien u.
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polterten von Reputazion des Staats, der gemeinen Verwaltung, von Arrest
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in Ketten u. Banden, von Folter, von Ehr- u. wehrlos machen, Bannisiren
33
u. s. f.
in infinitum:
der Hauptgrund war wohl der mit, daß manche der HE.
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sehr begierig gewesen waren das
Lux mundi
K. von dem sie viel gehört, viel
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wunderbares erwartet, u. sehr gern ein Zeichen der Unterthänigkeit,
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Verehrung &. gesehen hätten bei sich zu sehen, seines Weihrauchs zu kosten.
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Sintemal aber solches nicht K. Sache ist,
der
als der nicht gerne
civium
S. 108
potentiorum limina
betritt, so fand sich die Bastartschwester der ächten Selbstliebe
2
sehr gekränkt u. die sämtl. Hochgeachten Herrn sehr bereitwillig alle widrigen
3
sonderl. aus K. lieber Vaterstadt hinüber dünstenden Gerücht u. Gerüchte
4
von Donquischotterie, Schwärmerei, &. aufzufaßen u. sich darnach zu
5
stimmen. Zween Männer waren die noch ein Bißchen moderat stimmten,
6
richtet auch unser Gesez jemanden eh er & – – kurz K. wurde vorgeladen, u.
7
erschien zur bestimmten Zeit vor einer Deputazion von 6 HE. aus den
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Häuptern der Stadt u. aus dem innern Rath, welche sämtl. erstaunten statt
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des Wunderthiers einen Menschen von gesundem treuem, wohlwollensvollem,
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u. vestem Sinne zu sehen, der – so wie schon in den allherumzirkulirten Briefen
11
an HE. Amtm. – kindlich reine Wahrheit so schlicht paßend
ad rem
mit –
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himmlischer Ruhe – aus freier Brust kraft u. liebe voll aussprach. Erstaunen
13
auf Erbitterung, Achtung auf Erstaunen, u. hierauf bei jedem dems gegeben
14
war Liebe – dabei aber große Verlegenheit. Der Buchstabe des Gesezes forderte
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Namsung des Urhebers der unerweislichen folgl. so wahr sie auch war,
16
verdamml. Anklage – forderte Arrestirung des
vor
, der nicht namsen wollte;
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Bestrafung seiner statt deßen den er der
sc.
gerechten oberkeitl. Ahndung
18
vorenthielt, Ehrenerstattung dem hochgeachteten HE. Ehrenmitrath u. s. m. Sie
19
baten, demonstrirten,
deklar
insinuirten K. alles was sie wußten u.
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konnten – Er hatte nichts drauf zu sagen als er könne keinem Unschuldigen
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ein Leiden u. Strafe zuziehen das ihm am allerempfindlichsten – das die
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Frucht der Unbesonnenheit eines Dritten u. Vierten u. auf manche Seiten
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hinaus von den schädlichsten Wirkungen sei. Ich bin politisch strafbar,
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politisch ungehorsam, Sie sind polit. Richter – ich erwarte unterwürfig polit.
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Strafe – moralisch gehts freil. anderst – &. so kams daß K. 14 Tage lang
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arrestirt – aufm Rathaus zu Zürich oben über der Stube wo gemeinen Stands
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Anliegenheiten behandelt werden, Urtheil u. Recht über Gut u. Blut ergeht –
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in honorabler Gefangenschaft harren mußte. Manche polit. Kenntn. seines
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Vaterlands, mancher Anlaß auf seine Nächsten in Zürich wohlthuend zu
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würken, u. die herrl. Aussicht auf den reinen klaren See u. über Stadt u.
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Landschaft hinaus in 7 Reihen herrl. Schneegebirge – waren ihm einige
32
Entschädigung für die Entreißung aus dem häusl. Kreise von dem er nur sein
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treues Weib u. das englische Kind mißte – mit neuem Entzücken wieder
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umarmte – u. gesegnet ward mit Hoffnung eines zweiten Himmelspfandes –
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Gewiß haben noch niemals die Gnädigen HE. so viele u. dreiste Wahrheiten
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gehört als bei diesem Anlaß aus K. Munde. Seine einzige Sorge war auch
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nur die seine Seele rein u. unbefleckt zu erhalten, der guten Sache nichts zu
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vergeben, u. mit willigem Herzen auszuhalten was auf ihn fiele, lieber als
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zuzugeben, daß dem unschuldigen Armen im geringsten was Widriges begegne:
3
u. die Macht an der er sich zu allen Zeiten hält, gewährte ihm sein sehnliches
4
treues Wünschen. Niemand fühlte noch verstand ganz seinen Zweck, sein
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Betragen, aber heilige innere Ruhe belohnte überschwenglich die reine edle
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Treue. Gegen 25 Mk. Silbers u. eine Ehrenerklärung die er selber abfassen
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durfte, auch Unkosten Ersaz ward er quitt.
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Ich muß schließen, bester Hamann! nur noch Ihnen aufs angelegentlichste
9
die Beförderung eines Unternehmens empfehlen zum Besten eines braven
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guten Wint. Bürgers für den sich K. sehr intereßirt, eines Mannes der
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ungemeinen Fleiß Treue u. Sorgfalt für seine Familie u. in seiner Kunst hat,
12
der mit Gefühl u. Sinn arbeitet, eine gute Anzahl anlagenreicher Kinder
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treul. erzieht u. dessen Talent bisher von dem Eigennuz der HE. Buchh.
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gedrückt nie in seiner wahren Sphäre wirken durfte. Er kann u. wird viel u. sehr
15
Gutes liefern, wenn er Unterstüzung findet. K.
macht
wünschte um
16
mehrer Zwecke willen sehr, ihm recht starken Abgang zu prokuriren. Thun Sie,
17
was mögl. ist, bester, ihm hierin zu helfen.
18
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.
Bisherige Drucke
ZH IV 102–109, Nr. 563.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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ad rem mit – ]
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Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: ad rem – mit |