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Bester Hamann! Eben kommt Herr Christoph Kaufmann u sagt mir, daß,
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da von ihm Bericht u. Rechenschaft
in puncto
der Existenz meines
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Individuums bei ihm gefordert worden, ich solle selbst auftreten um wegen meines
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Thun u. Lassens, Seins u. Werdens bestimmt treulich u. ohne Gefährde Red
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u Antwort zu geben. Berichte also hiemit, daß ich hier noch in der Schweiz
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u. in Kaufmanns häuslichem Kreis lebe, u. lebenslang, wenn nicht ein sehr
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böser Feind, da Gott für sei!! mich wegkapert, darin zu leben gedenke. Dabei
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ist mein Wunsch u. Absicht als Mensch, nicht als Philanthropist, u. nur in so
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fern es zur Menschheit gehört, nüzt u. frommet als Theolog, Humanist, als
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Theilnehmer an Hausväterlichen, Landwirthlichen Geschäften, als Mitwärter
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K. eigener u. angenommener Kinder – in meinem schwachen Maase, zu
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existiren, unter gutem Rath u. treuem Beistand allerlei unächtes in Straßburger,
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Lothringer u. Sächsischer Luft eingehauchtes, meine Konstituzion zieml.
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fatal infizirendes Zeug auszuschwizen u. so für das was einem Menschen so
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eigentlich innerlich u. überall
wohl
macht nach u. nach empfänglich zu werden.
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Mein bisheriges Schicksal war erstl. Kaufmannschaft od. Krämerei bei
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meinem Vater der mich von großmüthiger Prävenzion für m.
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scientifischen Anlagen u. Kenntnisse vollgepfropften, von aller Anleitung zu sicherm
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Gang auf dem Weg des menschl. Lebens, so in als auswendig entblösten
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Jungen vom 15.
ten
bis ins 24.
te
Jahr zum vermeintl. dereinstigen Wohl
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seiner 6 jüngern Kinder mit dringendem Zureden in seinem Kattun u.
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Bäurinnenkleidungzeug-Ausschnitthandel, wider meine Inklinazion, als welche
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immer aufs Lesen u. Schreiben u. Rechnen (noch allenfalls) gieng, vesthielt.
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Es that in die Länge je länger je minder gut u. ich machte mit einigen mir
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ähnlich welt- u. selbstkenntnislosen von allen Seiten – u. am meisten von
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sich selbst Prodigien erwartenden schwindelnden Jungen philanthropinische
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Projekte. Mir wäre es dabei wie meinen mankirten, bis dato noch in den
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Sphären der
selbst
self conceited
esten, schwindelndsten Projektmacherei
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flatternden Associ
é
s, gegangen, wenn nicht eine Hand mich ergriffen hätte, an der
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ich sicht- u. unsichtbarlich geleitet durch die dünstige windichte, Ebb u. Fluth
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ohn Unterlaß wechselnd philanthropinische Wirthschaft mit halbblauen Auge,
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oder wenigstens mitm Leben davon kam. Mein Vater starb am Michaelistage
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1778 an einem seiner Tribskonstituzion nach unausbleiblichen Schlagflusse.
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Ein ehrlicher, seinen Einsichten, was man so nennt, getreuer Mann ohne
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einige künstliche oder unkünstliche Delikatesse auf keiner Seite. Meine Mutter
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führt den von jeher fast ganz auf ihrer Aktivität u. Loquacität allein
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beruhenden Handel oder Kram fort. Von den 6 Geschwistern die ich habe sind das
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3 älteste, Mädchen, die aber
we
einer mit Frucht u. Nuz verknüpften
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Verpflanzung u. obschon in hohem Grad nöthigen Umwandelung eben so
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entwachsen u. unfähig als ungeneigt dazu sind. Zwei Knaben von 12–13 Jahren
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u. ein noch jüngeres Mädchen sind die übrigen. Mir lag ob u. an diese letztern
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meiner Mutter abzunehmen also gerad aus mit ihr zu theilen. Dem zu folge
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ist die kleinste Schwester in Zürich bei ein paar stillen, guten fleissigen, treuen,
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frommen Jungfrauen in Kost u. Zucht; der jüngere Knabe kommt zu einem
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lieben, wackern Herzensfreunde von K. der Tag u. Nacht drob kämpft daß
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er zum Wohl mehrerer durch ihn allein glücklich subsistirender Familien,
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obschon mit Aufopferung seines eigenen Vortheils in allen Stücken, – Kauf- u.
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Handelsmann sein muß: der ältere zu einem guten Freund dieses lieben
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Edlen, nur 2 Häuser von ihm. Der Mann heißt Eberhard Gaupp in
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Schafhausen, u. ich bin so glücklich erwarten zu dürfen daß er mit mir, statt meiner
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u. für die vorhandene Bestimmung m. Bruder besser als ich Vaterstelle an
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ihnen vertreten werde. So viel von meiner wenigen über alles Verdienen so
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wie über alles Erwarten glücklichen Person.‥ Den Wohnsiz von dem ich
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Ihnen schrieb haben wir nicht bezogen; wachende Mächte haben K. in zeiten
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gewinkt von dem Manne sich zu trennen, der seit dem als Schurke öffentlich u.
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bekannt worden, sonderl. durch einen der häßlichsten Bankrotte ob welchem
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nun die Kreditoren selber einander scheuhlich in den Haaren liegen.
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Wahrscheinlich aber ist uns ein anderer stiller, herrlicher Plaz am Bodensee bestimmt,
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den wir bald in Besiz nehmen u. froh das Feld bauen werden davon wir alle
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genommen sind. Uebrigens leben wir hier von aller grossen gelehrten,
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politischen u. galanten Welt sehr isolirt, entbehren seligl. all ihre Reichthümer
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Weisheiten u. Herrlichkeiten, fragen u. wissen auch sehr wenig was in ihr
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vorgeht – sonst aber wenn man ein wenig den Kopf aus unserer natürlichen
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freien Tonne, in die kunstvolle Tonne der Welt hinausstreckt so findet man
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des Unwesens was in der ganzen Welt herrschet, auch in der Schweiz alles
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vollauf. Zum Pröbchen, so beseufzen die HE. Schweizerkaufleute nichts so
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sehr als daß die fatalen Amerikaner nicht sich stille gehalten, das unsanfte
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Joch der
Merepatrie-Marâtre
fein geduldig aufgenommen haben, wodurch
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dann der jezige Krieg der freilich die französische u. alle mit derselben
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verbundene Handlungen in keine gute Umstände sezt, entstanden u. den guten
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Herren manchen Profit entzogen. – – Doch was hilfts von Dingen erzählen
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die nun nicht anders sein können, die mit dem ganzen Gange des jez.
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Zeitalters Eins – bekannt genug u. nichts desto erfreulicher sind. Selig wen das
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nicht anfechten darf. Leben Sie recht glücklich, bester Hamann. Mit herzlicher
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Liebe u. Verehrung Ihr ergebenster
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Hegi 9 Brachm. 1779.
Ehrmann.
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Inlage an Kanter
mußte
K. um seiner Brüder willen wegen bürgerlicher
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Verhältnissen in denen sie mit Buchh. Steiner stehen durch HE Hamann zu
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bestellen übernehmen. Nicht gerne that ers, indem er wohl fühlt wie wenig
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solche Commissionen sonderl. wenns Leute betrifft denen man allerlei
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unschuldige Freuden zu danken hat, angenehm u. erfreul. zu verrichten sind.
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Bittet indes, bester Hamann, Sie möchten thun hiebei was Sie können u.
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wenigstens des Effektuirten halber doch ja baldige Nachricht ertheilen.
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Adresse mit rotem Lacksiegel:
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Herrn Joh. Georg
Hamann
/ königl. Packhofsverwalter /
Königsberg
/
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in Preußen.
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Vermerk von Hamann:
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Erhalten den 26
Junii
79.
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Geantw den 7
Aug
–
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Einl an HE
Dir
Kanter an HE Friedrich den 7
Julii
abgegeben.
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Einl an die Gräfin v Kayserlingk abgegeben den 4
Sept
79.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.
Bisherige Drucke
ZH IV 88–91, Nr. 559.