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Kgsberg den 2 Jänner 777.

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HöchstzuEhrender Herr CapellMeister,

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Landsmann und Freund

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Gestern erhielt Mittags Ihre angenehme Antwort zum
Dessert,
nach einem

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kleinen Wortwechsel mit dem Briefträger, der sich die Freyheit nahm
ihn
sie

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eher als ich zu erbrechen; – weil ich meinen eigenen Namen nicht recht lesen

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konnte und die Aufschrift eines
Licent-
Buchhalters mich irre gemacht hatte.

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Noch denselben Abend besuchte mich unser liebe Prof. Kreutzfeld zum Neue

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Jahr in
Galla
mit silberbesponnen Knöpfen, die Farbe des Tuchs war
entre

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chien et loup
schien aber übrigens von sehr
modern
en Geschmack zu seyn.

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Ich hab ihn zum ersten mal in seinem u meinem Leben so galant gesehen; er

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freute sich so herzlich über Ihren Brief, daß er von lauter Ringen redte, und

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Schriftstellern, die darüber geschrieben haben sollten und vielleicht noch

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darüber schreiben möchten, wobey er auf sich selbst mit dem Finger zeigte. Scheint

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Ihnen nicht auch, HöchstzuEhrender Freund, ein solches Gespräch am

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Neujahrstag sehr
ominös
zu seyn? –

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Vor einer Viertelstunde verläßt mich
Penzel,
der sich die Erlaubnis

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genommen hatte in meiner Abwesenheit mit meiner ältesten Tochter Schlitten

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zu fahren. Ich hatte heut frühe einen Handbrief von dem
Mignon
eines

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deutschen Fürsten an ihn erhalten, den er mir zuschickte, und wußte seine

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communionem bonorum
nicht beßer als mit Ihrer freundschaftl. Antwort zu

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erwiedern. Nachdem er mir laut zu verstehen gegeben hatte, daß es ihm behagte

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für
unsern gemeinschaftl. Freund
erklärt zu werden; fieng ich an, ihm mein

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ganzes Herz über die Plage des heutigen Tages auszuschütten und wie ich

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das Joch dieses neuen Jahres bereits hätte fühlen müßen. Ich fand bey dem

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wüsten Menschen kein Gehör; er fiel mir um den Hals, redte von dem

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gestrigen
Champagner,
ohne an den heutigen Wein zu denken, den er zu sich

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genommen hatte – erbot sich zu hundert
Don Quixote
Streichen, die mir nicht

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in Sinn kamen, sagte zu allen Ja! Ja! mit starren Augen – An statt, wie

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Eli, den Wein zu verbannen, bewunderte ich mit dem ersten Cammerdiener

S. 279
des Königs Darius die wohlthätige Stärke deßelben (
III.
Esr.
III.
) und

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dachte an die Worte des Königs Samuel, die ihn seine Mutter lehrte (
Prov.

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XXXI. v.
6. 7.) und entschloß mich, selbst zu schreiben, so gut ich konnte –

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Das, was mein
Optimus Maximus,
wie ich
P.
im Scherz nenne, schreiben

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sollte bestand darinn: daß die christliche Liebe von sich selber anfängt. Sie

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haben mich, HöchstzuEhrender Freund, durch einen Gedächtnis Fehler zum

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Buchhalter des
Licents
gemacht. Vielleicht wären Sie im stande mir zur

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Stelle des gestern Nacht plötzlich verschiedenen
Licent-
Raths Blohm
zu

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verhelfen, als der einzigen, auf die ich seit vielen Jahren
speculi
rt, weil sie

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mir am meisten angemeßen zu seyn scheint, ohne daß ich mir die Möglichkeit

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dieser
Vacantz
zu erleben geglaubt habe. Erlauben Sie mir, Ihnen meine

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ganze Lage
und
Denkungs Art
zu entdecken. Ich bin seit 767 Uebersetzer

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gewesen und zwar eigentlich ins
französische
, nicht ins
deutsche
unter

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Magnier,
dem es um den
Verstand
und nicht die
Schreibart
zu thun war;

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denn letztere verstehe ich nicht einmal in meiner Muttersprache, geschweige in

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ausländischen. Mein Gehalt ist wie Sie vielleicht aus gedruckten
Documenten

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wißen von 16 bis zu 30 rth erhöht und zuletzt wider zu 25 erniedrigt und

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(welches ein großes Wunder) dabey erhalten worden. Der seel. Blohm hat

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als
Garde-Magazin
zwar eben so viel, genüßt aber
freye Wohnung
und

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einen Antheil an den so genannten
Voyen
Geldern, der sich des Jahres auch

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auf 100 rth und drüber beträgt. Der Besitz eines eignen Hauses hat mich zu

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Grunde gerichtet und dies nebst meiner Bibliothek u Familie ist meine einzige

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Habseeligkeit. Durch eine freye Wohnung und den Zuwachs eines kleinen

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Emoluments
würde also meine Verfaßung wider auf einen ziemlich
soliden

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Fuß gesetzt werden können. Es ist mein wahrer Ernst gewesen mit

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Entäußerung meiner Bibliothek, die mein liebstes Hausgeräth ausmacht, mir Gewalt

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anzuthun, und wenigstens ins Reine zu kommen und meine Kinder erziehen

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zu können, an die ich von meinem Gehalt nicht einen Schilling wenden kann.

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Trotz aller meiner natürl. Feigheit hab ich einen großen Hang zu

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gewaltthätigen Entschlüßungen. Diesem unglückl. Hang zu folge schrieb ich an die

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Gen. Adm.
um Urlaub zu Abwartung meines Bücherverkaufs zu erhalten,

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gerade zu: daß der Teufel über kurz und lang alle die Nichtswürdigen holen

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müste und würde, welche die besten Bißen den Kindern des Landes vor der

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Nase entzögen. Sie hat diese
licentiam poeticam
nicht geahndet, als durch Ihr

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Stillschweigen auf meine
drey
Briefe, die ich in 10 Jahren an Sie geschrieben.

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Diesen Mittag vertraue ich mich meinem
Director,
der mich sr.

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Freundschaft würdigt, mit allen mögl.
Clausuln,
daß ich mir die
Vacantz
wünschte

S. 280
ohne um selbige anhalten zu
können
noch zu
wollen
. Dieser genommenen

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Abrede und Vertraulichkeit ungeachtet muste ich diesen Abend mit
eigener

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Hand
schreiben:
Le Sr Hamann Secretaire-Interprete de cette Direction

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sollicite vivement cette place
– Wie mir dabey zu Muthe gewesen, können

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Sie leicht erachten, und das noch dazu
par la
voye d’un Postscript
.
Es

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wäre mir leicht gewesen dieser Kleinigkeit entübrigt zu seyn, habe aber diese

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Mortification
willig übernommen –

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Mein Freund P. sollte Ihnen also in seinem Namen schreiben, daß ihm just

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eben so viel an meiner eigenen Erhaltung und Zufriedenheit gelegen wäre, als

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an seiner eigenen; daß es mit seiner Sache gute Weile hätte, wenn Sie im

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stande wären für mich selbst einen Schritt oder Gang zu thun – – und daß

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Sie unserer beyder wegen nicht mehr unternehmen sollten als es Ihre

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Umstände und die im Mosaischen Rechte gegründete Muße des ersten Ehejahres

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gestatten; weil selbst die christliche Liebe von sich selbst an fängt und keinen

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andern Maaßstab als diesen kennt.

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Um seine seelige Träumereyen von einer Braut mit 12000 rth nicht zu

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unterbrechen, hab ich lieber einen taumelnden Brief Selbst unternehmen

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wollen und mir das Vergnügen machen Ihnen wenigstens zu sagen, daß ich

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in Ihrer eilfertigen Antwort den
leibhaften
Sohn meines alten Freundes

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und würdigen Reichardt wider erkannt und genoßen habe. Je mehr Sie ihm

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nacharten; desto mehr Anlage werden Sie gewinnen, nicht nur ein großer

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sondern auch ein
glücklicher
Mann auf der Welt zu werden; und beynahe

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kann ich auf den Argwohn, daß Sie meinem Gevatter
Claudius
blos

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deswegen so gut sind, weil sein
sonderliches Wesen
, wie in Ihrem

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Morgenliede steht, so harmonisch mit Ihres lieben Vaters ist, und beyder Genie und

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Seele aus
ätherischen Bebungen
zusammengesetzt scheinen, die baß sind

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denn alle cartesianische Wirbel – –

28
Den 28
p
r. und
pass.
hat mir der liebe ehrliche Mann einen Mittag

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gemacht mit seinen Cherubim und Seraphim, als Salomo in Osten und Norden

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nicht erlebt haben mögen, trotz aller ihrer Herrlichkeit und diese Episode würde

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alle dramatische ausstechen, wenn ich diesen Abend zu einem epischen Schwunge

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aufgelegt wäre. Es freut mich vom Grunde meiner Seele, daß er
nolens

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volens
Seinen Willen an Ihnen erlebt oder Sie vielmehr
nolens volens
für

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den
wahren Schöpfer Ihres zeitlichen Glücks
diesen alten würdigen

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Mann zu verehren schuldig sind, wie ich es Selbst thue
in petto
wahrer

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Freundschaft. Haben Sie mich nicht in Verdacht, daß ich es mit den
Lebenden
halte,

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und eine politische Partheylichkeit im Schilde führe; oder im trunknen Muthe

S. 281
eitel hundert und tausend rede. Meine briefstellerische Muse schüttet Ihr ganzes

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Herz vor Betrübnis aus und hält es mit dem dritten (und der war Serubabel)

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sagende: „Der Wein ist ungerecht, der König ist ungerecht, ungerecht sind die

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Weiber (leider! auch Ihre liebenswürdige Juliane, daß Sie einen zolllustigen

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Sünder den heil. u Aposteln gleich schätzt) ungerecht sind alle Menschenkinder

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und alle ihre Theorien sind ungerecht – aber die Wahrheit waltet und bleibt

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und herrscht in
secula seculorum.

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Ob das auch Ihrem Schwindel zuträglich seyn wird, so eine magische Faust

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und so manche apokryphische
Citationen
zu lesen? und doch wünscht ich

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wenigstens
noch eine Zeitlang wenigstens die Ehre eines apokryphischen

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Heiligen in den Augen Ihrer lieben Gemalin zu erhalten. Leider! ist der

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Schwindel eine Krankheit, die ich von meinen beyden Eltern geerbt. Von

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Kopfschmerzen weiß ich Gottlob! wenig und je älter werde desto mehr nimmt

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meine Lust und Freude auf Gottes Erdboden zu wallen zu; allen Ärgernißen

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zu trotz, die man in diesem Jahrhundert bey allen drey Ständen erlebt bey

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allem Ruhm der Philosophie, der schönen Künste und feinen Sitten.

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Mein Entwurf ist gemacht. Kein gut Wort will ich verlieren. Um meinen

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Operations-Plan
fortsetzen zu können, fehlts mir an Land Charten von Ihrem

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Horizont oder vielmehr dortigen
Terrain.
Erlauben Ihre Geschäfte,

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HöchstzuEhrender Freund! Ihre Gesundheitsumstände, Ihre Gemüthsneigungen,

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nach
Maupertuisi
schem Grundsatze ein
minimum
für mich zu thun, oder

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nicht: beydes wird mir lieb seyn, wenn Sie sich nur wohl befinden, und je

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länger je mehr fortfahren als ein vernünftiger Mann das menschliche Leben

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zu brauchen und zu verachten. Ich habe weder Lust noch Zeit den verlornen

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Faden meines Briefes aufzusuchen noch fortzufahren. Bey beßerer Muße und

26
Ruhe mehr. Vor Ihren Schwindel weiß ich kein beßer
Recipe
als
Diaet-

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oder vielmehr
Oeconomie
es sey in Arbeiten und Zerstreuungen, im Lieben

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und Leiden und Meiden.

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Weil ich oben vom
Operations-Plan
geredt habe: so besteht selbiger blos

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darinn mir die lange Weile zu vertreiben, weil ich Kartenhäuser wie die

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Kinder nöthig habe und Seifenblasen wie die Newtons zu optischen Versuchen. – –

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Ihren
Papa Benda
hab ich in
Potsdam
gesehen, weil ich in Gesellschaft

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eines
Fagotti
sten, deßen Namen sich mit
M.
anfieng, die Reise von Berlin

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that. Empfehlen Sie mich Ihrer besten Hälfte. Vergeben Sie mein

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nothgedrungnes Geschwätz und Geschmier. Ich umarme Sie mit aller

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Zudringlichkeit eines ehrlichen Mannes und aufrichtigen Freundes und Dieners.

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Johann Georg Hamann.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 200–203.

ZH III 278–281, Nr. 477.