470
253/27
Kgsberg den 14
Oct.
76.

28
Gott seegne u erhalte Ihre und meine Freude an meinem lieben Pathen

29
August Wolffgang Siegmund!

30
Allerliebster Gevatter und Freund,

31
Ich lag schon den 6
Sept.
zu Bett an einem bloßen Flußfieber
u
hatte mir

32
eben Ihre:
Auch eine
Philos
.
p
von meinem Hänschen geben laßen, u. neben

33
mir gelegt um sie zu lesen, als ein Besuch vom Lande mich daran hinderte

S. 254
und kurz darauf Ihr schwerhaltiger Brief ankam. Nachdem ich mich vom

2
Innhalt deßelben ein wenig erholt hatte, ließ ich mir gleich mein Schreibzeug

3
geben um nach Morungen Ihrer Frau Schwester einen
Extract
zu schicken.

4
Ich merkte aber, daß es mit dem Schreiben nicht recht fort wollte und erinnere

5
mich allerhand lächerliche
Quid proquos
in meiner
Relation
begangen zu

6
haben. Demongeachtet glaubte ich daß ich würde im stande seyn etwas zu

7
genießen, ließ daher meine Leute mit dem Eßtisch näher rücken; aber auch hier

8
schlug meine Erwartung fehl. Den Tag drauf ließ es sich zum Gallenfieber

9
an, und darnach zu einem viertägigen, von einer gantz besondern Art, wie alle

10
Fieber dies Jahr seyn sollen. Gestern habe meinen schlimmen Tag gehabt,

11
aber während der Kälte beynahe außer dem Bette mich aufhalten können,

12
und scheine jetzt auf gutem Wege zu seyn –

13
Compere Matthieu
hat mir den 16
Sept.
geschrieben
daß Sie bereits mit

14
Ihrer Familie aufgebrochen u. Unter weges wären; also
Willkommen in

15
Weimar
! Erfreuen Sie mich doch bald mit Nachrichten, wie es Ihnen,

16
meiner lieben Gevatterin, und Ihren Kleinen dort gefällt, ob die Luft Ihnen

17
beßer thut als den Darmstädtern, und ob Sie beßere Aussichten bey Ihrer

18
gegenwärtigen Lage –

19
Daß ich mich immer mit der dollen Grille
gequält
und daran geweidet am

20
Gevatter Schmause in Bückeburg persönl. Antheil zu nehmen, werden Sie

21
sich kaum vorstellen können noch es sich träumen laßen, wie ich bey Tag u

22
Nacht darüber phantasirt.
Beyl.
sollten die Brücke seyn nach Berl. u von da

23
weiter zu kommen. Um dies zu verstehen will ich in der Geschichte meines

24
Catalogi
fortfahren.

25
So lange ich noch an den Lindnerschen Büchern arbeitete wurde mein

26
Vorsatz gestärkt, dies selbst in meinem Leben zu thun, welches ich glaubte keinem

27
Freunde zumuthen zu können, nach meinem Tode, weil mir dergl. Arbeiten

28
erschrecklich sauer werden und ich sehr ungeschickt dazu bin. Bey meiner eignen

29
Unordnung hab ich noch mehr Mühe gehabt zu überstehen. So bald ich aber

30
fertig war, fanden sich andere Ueberlegungen, die moralische Unmöglichkeit

31
mich aller meiner solange u mühsam gesammelten Bücher ohne großen

32
Verlust u Nachreue zu entschlagen. Ich änderte meinen Plan also früh gnug blos

33
den Ballast los zu werden und besonders schlechte Ausgaben, uncomplete,

34
beschädigte Werke und solche neue Schriften, deren Fortsetzung mir

35
kostbar fallen dürfte, oder die ich in einer beßern Gestalt bey beßern Umständen

36
mir allemahl wider anschaffen könnte – worunter auch manche gute Bücher

37
sind, die wegen zufälliger Umstände mir verhast waren. Z. E. Winkelmanns

S. 255
Werke, weil ein Stück mir daran fehlte über die hercul. Entdeckungen.
Guasco

2
de l’usage des Statues
weil er mit einem alten Griechen zusammengebunden

3
war und den ich leider Gottes! für 2 fl. einige gl. zum Glück an Prediger
Le

4
Fort
los geworden, der einen
Ducaten
für die Durchsicht der ersten
Lettre

5
perdue
nicht annehmen wollte, dem ich aber für seine Uneigennützigkeit keinen

6
Dank schuldig bleiben
wollte
mag –

7
Um den Verkauf wenigstens halb rückgängig zu machen, fiel ich erstl. auf

8
die Idee, kein einzig Buch ohne
baare Bezahlung
gehen zu laßen, weil dies

9
allein schon viele Käufer abschreckt.

10
2. suchte ich ausdrückl. Urlaub in Berl. auf eine Art daß ich selbigen nicht

11
erhalten konnte und mich zugl. wegen einer nicht erhaltenen Antwort auf

12
meinen ersten Brief zu rächen, da die
Gener. Adm.
sonst jedem Besucher

13
Resolution
ertheilt, man aber auf mein billig Gesuch nicht die geringste

14
Reflexion
gehabt hatte. Zu diesem Schritte wurde noch wegen meiner

15
gegenwärtigen Lage mit u bey der
Direction
angetrieben u fast tägl. Oel ins Feuer

16
gegoßen.

17
3. Als ein
DEVS ex machina
langte Ihr Brief 3 Tage vor dem
Termin

18
an, der mich von aller Verbindlichkeit des öffentl. angekündigten Verkaufs

19
dispensi
rte; weil mir der Both eines Freundes auf meinen Kern von Büchern

20
als eine Entscheidung der Vorsehung beruhigte, erfreute und tröstete

21
4. Zugl. meine gegenwärtige, in allem Betracht
wohlthätige
,
heilsame

22
und
wunderbare
Krankheit. Ich hatte schon 14 Tagen etwas in meinen

23
Gliedern gefühlt und keinen Appetit zum Eßen gehabt, mich Mittags

24
hingelegt
und
um etwas zu genüßen von meinen Leuten genöthigt werden muß,

25
legte mich aber erst den 5
Sept.
und glaubte mit einem Flußfieber abzukommen.

26
Zugl. befiel mein gantzes Haus, meine Magd und meine Hausmutter recht

27
schwer, die sich noch nicht erholen kann und ein gantz leichtes Fieber fast ohne

28
Kälte noch
Hitze
des Nachts bekommt. Gemeine Leute nennen es das

29
Reckfieber. Mein viertägiges war am Anfange von eben so wenig Kälte, die

30
niemals recht zum Schaudern gekommen ist, und die Hitze verwandelt sich gleich

31
in Schlaf u Ruhe ohne sonderl. Durst. Demohngeachtet war ich nicht im

32
Stande aufzustehen noch mich aus dem Bette zu rühren. Wie es etwas

33
stärker wurde, befand ich mich auch stärker zum Aufstehen. Nichts als Galle und

34
Unreinigkeiten, die uns beyden noch tägl. durch alle
Excretiones
der Natur
in

35
unglaublicher Menge abgehen und gar kein Ende nehmen wollen. Nachdem ich 14 Tage

36
Saltze gebraucht in Pulvern und Tropfen, und dem Apotheker meine Gebühr

37
entrichtet, bin ich gegenwärtig auf
Rhabarber
und
China
eingeschränkt. Mit

S. 256
letzterer bin ich reichl. aus Engl. versorgt worden und die erste ist ein

2
Hausmittel für meine Kinder, womit ich mich bey
Materiali
sten versorge. Von

3
Kopfschmertzen wurde gleich die ersten Tage befreit und von Schmertzen

4
überhaupt. Lesen hab ich nach Herzenslust können, aber nicht die Feder ansetzen

5
als zur Noth meine Arbeiten von der
Direction,
die mir so geläufig wie ein

6
Butterbrodt sind bis auf wenige Ausnahmen, wenn es
Injurien-
Sachen giebt

7
die mich ärgern. Gestern hab ich zum ersten mal mein Fieber auf dem Stuhl

8
abwarten und bis gegen
das Ende
der Kälte mich auf meinen Beinen halten

9
können. Wenig Durst, einen
Wohlgeschmack am Eßen
und eine
Wollust

10
daran, doch ohne Gefräßigkeit hab ich in meinem gantzen Leben nicht gehabt

11
als seit dem Ausbruch des Fiebers. Mein Kopf ist Gottlob heiter, mein

12
Gemüth leicht gewesen; die Hitze kam immer gegen den Abend
u
gab mir den

13
sanftesten Schlaf u die ruhigsten Nächte, die ich auch noch genieße und auch

14
mitten am Anfange des Uebels immer erträglich gewesen sind, woran es

15
meiner Hausmutter ungl. mehr gefehlt hat und die immer vom Tode redte

16
und mich mehr beunruhigte, als ich meinethalben war. So leicht ihr Fieber

17
ist und ungeachtet sie schon länger als ich auf den Beinen bin, scheint sie doch

18
mehr als ich zu siechen, zu leiden u sich langsamer zu erholen. Bey meinen

19
Kindern ist es Gottlob! nur bey fieberhaften Anwandelungen geblieben. Als

20
ich gestern vor 8 Tagen zum ersten mal auf meiner alten Stelle bey Tisch saß,

21
sah ich daß mein Sohn während unserer Krankheit verwahrloset worden war

22
und unten 2 Zähne lang herausgewachsen und weil die vordern nicht

23
ausgerißen worden, ganz einwärts und schief gewachsen waren. Ich habe mir

24
diese Kleinigkeit sehr zu Gemüthe gezogen; er hat aber Lehrgeld für seine

25
Schwestern gegeben, daß wir ihrer Zähne beßer warten werden.

26
Wie ich meinen ersten Brief nach Berl. geschrieben hatte, war ich so

27
zufrieden diesen
gewagten Streich
ausgeführt zu haben, daß ich mich für

28
meine gantze Arbeit in meinem Geist belohnt zu seyn glaubte und mich um

29
meine Bücher nicht weiter bekümmerte. Antwort konnt ich gar nicht absehen;

30
aber vermuthen muste ich deshalb förmlich zur Verantwortung gestellt zu

31
werden. Der gantze Erfolg bisher hat darin bestanden, daß den 19
Sept.
des

32
Abends als ich eben im Fieber lag, eine Kutsche vor meine Thür kam und der

33
HE
Dir.
in mein Zimmer, der wie ich nachher vernommen, den 29sten

34
Geburtstag seiner Gemalin an eben dem Tage mit einem von
Lauson
verfertigten

35
Bändchen
p
sehr feyerlich begangen hatte und von einer
Satyre
sprach die ich

36
an die
Gen. Adm.
geschrieben hatte und von unangenehmen Verfügungen,

37
deren sie sich gegen mich enthalten wollte. So viel erfuhr ich von der

S. 257
Resolution,
die sie deshalb an ihn hatte ergehen laßen, zugl. meldte er einen

2
Privat
brief vom
Chef Mr. de la Haye de Launay
mit einigen
Commission
en

3
erhalten
zu
haben,
die aus
ein paar
Dictionnaires
von meinen u ein paar

4
Lindnerschen Bücher. Die erstern wieß ab wegen eines bereits getroffnen

5
Vergleichs mit einem Freunde
wegen meiner
über meine
Bücher, u die übrigen
Commission
en

6
verwieß ich an
Lauson
weil ich mich nicht rühren und um nichts bekümmern

7
konnte – und nach einigen Klagen über seine
schlaflosen Nächte
, die
seine
ihm

8
zur Natur geworden sind
p
fuhr er ab. Ich versicherte ihm daß mir keine

9
Verfügung so unangenehm seyn konnte als meine zehnjährige Lage, und daß

10
mir noch immer
ein Schritt
und der
letzte
übrig bliebe
ppp.

11
Weil mir immer vor der Arbeit graute, einen Ausschuß anzustellen und ich

12
meine Krankheit nicht vorher gesehen noch von Folgen geglaubt hatte; so

13
war der 9te
Sept.
der traurige
Terminus
dar, und ich war durch falsche

14
Nachrichten wegen der Kosten, die ich wenigstens bestreiten wollte, besorgt. Im

15
Lindnerschen Hause und meines wißens aus des Hofraths Munde selbst hatte

16
gehört, daß die bloße Druckerkosten sich über 200 fl. belaufen sollten. Erst

17
nach der
Auction
habe erfahren, daß sie blos über 100 fl. ausmachen
u
die

18
Erben haben geglaubt daß mein Antheil mit dem
Legat
aufgehen würde und

19
ich eben keinen Nachschuß allso besorgen darf. Also auch diese falsche Unruhe

20
hat aufgehört; meine Kosten belaufen sich ungefehr gegen 50 fl. Die Erben

21
haben nicht mehr als ungefehr 1000 rth gemacht und also nach Abzug der

22
Kosten blutwenig Vortheil. Außer der ersten
Classe
u der sechsten sind einige

23
Hauptwerke u rare Bücher um nichts fortgegangen z. E.
Clerici
u
Hammondi

24
N. 7. für 2 fl. Die
Socinianer à
6 gl 18 gl.

25
Ihr habt, allerliebster Freund und Gevatter wohl gethan, daß Ihr euch

26
meines Trübsals angenommen habt – nicht daß ich das Geschenk suche,

27
sondern ich suche die Frucht, daß sie überflüßig in Eurer Rechnung sey
Philipp IV.

28
Ich nehme also Ihre güldene
arrham
mit hertzlichen Dank an und hatte mich

29
in das Netzchen über der Karte verliebt, noch ehe ich wuste, daß meine liebste

30
Gevatterin, die liebe Sechswöchnerinn es mit Ihren eignen Händ
chen
en

31
gewebt hatte. „
Sieh Mutterchen.
“ sagt ich beym ersten Anblick, „wie niedlich

32
die Dinger aufgeflochten sind. Wir wißen mit allen dergl. Sachen nicht so

33
Bescheid“ –

34
So willkommen mir Ihr frommer Einfall gewesen ist, „ein süßer Geruch,

35
ein angenehm Opfer der Freundschaft und Liebe“; eben so
hertzlich und

36
ernstlich verbitte ich alles übrige
. Die Absicht ist vollkommen erreicht; der Kern

37
meiner Bibliothek ist nicht nur erhalten, sondern auch vermehrt,
concent
rirt –

S. 258
und die
Fictio Juris
Ihres
Condominii
von meiner Bibliothek wird mir

2
selbige schätzbarer machen und aufmuntern sie in beßerer Ordnung zu erhalten,

3
und mit mehr Sorgfalt zu verwalten.

4
Ihr frommer Einfall hat mir auf eine
doppelte
Art
Beruhigung verschaft

5
1.) meinen Gründen vom Verkauf abzustehen das Uebergewicht gegeben.

6
Ungeachtet meine unvermuthete Krankheit allein alles hatte rückgängig auch

7
vor den Augen der Welt
hätte
machen können, ohne mir dem bittern

8
Vorwurf, das Publicum geäfft zu haben, auszusetzen und mich eines unüberlegten

9
Widerspruchs in meiner Denkungs- und Handlungsart und eigensinnigen

10
Contrastes, nach dem Urtheil des Hiesigen elenden
Publici
u meiner dahin

11
gehörigen Freunde, schuldig zu machen; so sind doch 2 Geistl. der reformirte

12
Oberprediger
Crichton, Entrepreneur
einer elenden Leih
Bibliotheck
und der

13
französische Prediger
Lefort,
unbillig gnug gewesen, sich immer nach meinen

14
Büchern zu erkundigen, daß der ehrliche
Penzel,
dem die Last anheim gefallen

15
Lausons
u meine Arbeit allein zu vollenden u der
Biblio
Auction

16
beyzuwohnen, in Verlegenheit gesetzt worden ihnen zu antworten.
Penzel
hat sich

17
um die
Hiesigen
Erben so verdient gemacht, daß sie ihm wider unser aller

18
Erwarten 7 # gl. beym Ende der
Auction
aus Erkenntlichkeit aufgedrungen

19
und einen
Termin
zur Bezahlung der 80 rthl die er an Büchern für sich

20
behalten zugestanden haben und das Glück ist ihm in seinem Ankauf sehr

21
günstig gewesen, daß er dabey mehr Vortheil hat als von der baaren

22
Erkentlichkeit.

23
2) war es mir eine große Beruhigung einen Nothpfennig zu erhalten, weil

24
meine
Casse
niemals so seicht gewesen ist als eben damals, da ich wegen

25
Kosten u Folgen u allerhand besorgt war, auch nicht eher als zum Anfang des

26
nächstens Monaths etwas an Zinsen erhalte. Bey allem meinem leichten

27
Gemüth u Vertrauen auf die Vorsehung lebt man doch mit einer gewißen

28
Ängstlichkeit u Unruhe, wenn man eine Haushaltung hat, u eine Denkungsart wie

29
die meinige, der das Bewustseyn von Schulden unerträglich ist. Alle meine

30
Maasreguln gehen darauf hinaus, dieser traurigen Lage vorzubeugen, und

31
selbige nicht erst abzuwarten; denn ich habe mehr häusliche und im eigentl.

32
Verstande keine fremde Schulden; aber die Monade meines Hauses ist mir

33
ein Spiegel des
Vniuersi,
diese
Combination
der Ideen
interessirt
mich für

34
das Schicksal des
Publici
und stellt mir die Verlegenheit aller ehrl. Leute die

35
darinn leben müßen, so lebhaft vor, daß eine Aussicht meines eignen Glücks

36
und mehrerer immer zusammenfließen, und mich wechselsweise zur
Gedult

37
und zur
Verzweifelung
dahin reißen. Diese politische Kannengießerey

S. 259
gehört zu meinen geheimen Grillen und Versuchungen; daß unser Haupt
sub

2
tutela
eines verdorbenen Magens steht, der ohne Verdauungskräfte

3
unersättlich ist und die Waßersucht des kranken Körpers nicht anders als einen kalten

4
Brand nach sich ziehen kann. –

5
Ich habe auf meinem Siechbette die neue Apologie des Sokrates mehr als

6
einmal durchgelesen und den Entwurf zu einigen
freymüthigen Briefen

7
ausgehekt mit dem Motto:
intabescantque relicta
!
So bald ich mich werde

8
ein wenig erholt haben, will ich Hand ans Werk legen und versuchen, ob ich

9
mein Ideal im stande seyn werde herauszuholen und darzustellen, womit ich

10
die
Axt an die Wurzel des Baums mit faulen Früchten zu
legen
gedenke.

11
Die ersten Briefe sollen meinen
Catalogum
und einige Ideen über

12
Freundschaft dießeits und jenseits dem Grabe betreffen die übrigen den
Neopseudo

13
Socratismum.
Wie lieb wär es mir, wenn ich zur Oster Meße fertig werden

14
könnte. Aber es liegt noch alles so roh, so verwickelt – ich wünschte noch so

15
viel Hülfsmittel vorher brauchen zu können – so viel Lücken auszufüllen –

16
daß ich weder Anfang noch Ende in der Hauptsache recht absehn kann.

17
Die Lemgoer Bibliothek habe fast gantz durchgelaufen um die von Ihnen

18
angedeutete Stelle zu entdecken, aber umsonst.
Penzel
hat erst mit dem 3ten

19
oder 4ten Theil angefangen, alles von ihm ist
sub No
13. Bey dem ersten

20
Stück unter dieser Ziffer scheint ein Fehler zu seyn. Ich habe sein
Exemplar

21
gehabt wo er alles vor jedem Bande genau aufgeschrieben, bis auf das Geld

22
was er für jeden Beytrag erhalten – aber nicht die geringste Spur gefunden.

23
Da ich von Natur mistrauisch bin, und der
Schein
gegen den Mann spricht:

24
so ist mein Umgang mit ihm, trotz aller meiner Neigung für seinen
offenen

25
bis zur Unvorsichtigkeit
aufrichtigen
Character, immer sehr wachsam und

26
behutsam gewesen, um so mehr da er die Schlüßel seiner Selbsterkenntnis

27
jedem selbst überreicht und einhändigt. Er ist diese Woche in Kanters

28
Buchladen gezogen um selbigem vorzustehen. Vor 14 Tagen hat er ein sehr

29
gnädiges Handschreiben von seinem Landesherrn erhalten, dem er mit einem

30
gelehrten Trotz
und
edelm Stoltz
geschrieben hatte. Aus der

31
Vertraulichkeit, mit der ich gegen ihn bisher gestanden, kann ich Ihnen nicht anders als

32
versichern, daß er ein Mann von einer eben so
großen und seltenen Anlage

33
des
Kopfs
als
des
Herzens
ist, dem
Schicksale
und
Hauskreutz
, das er

34
mir in Ansehung seiner beyderseitigen Eltern anvertraut hat, eine Erfahrung

35
und Klugheit erworben haben, die seiner schüchternen Mine u sorglosen

36
Unvorsichtigkeit im Umgange gar nicht anzusehen sind. Es giebt gewiße Leute

37
die ihren Verstand blos für die Gesellschaft und zum Reden brauchen; andere

S. 260
die ihn mehr zu ihren Handlungen anwenden und albern im Reden, aber

2
nicht in Erkenntnis sind. Den Einfluß des Glücks in seine Gemüthsart gesteht

3
Penzel selbst und auch in diesem Stück sympathisiren wir mit einander. Es

4
ist mir lieb ihn bey Kanter in einer neuen Lage zu sehen und die Zeit wird

5
mehr lehren. Mit Vorlesungen wär es weiter nicht recht gegangen, da die

6
erste Neugierde erkaltet ist und er sich manche heiml. Feinde zugezogen.

7
Besonders ist Kant immer wider ihn gewesen und hält ihn für einen

8
niederträchtigen Menschen, weil er seinen Soldatenstand so ruhig bisher ertragen.
Stark

9
ist sein eben so vertrauter Gönner, den er im Hertzen nicht schätzt u zum Theil

10
übersieht, so wie er jetzt mein
einziger vertrauter Freund
ist.

11
Prof. Kreutzfeld
überbrachte mir den 16
Sept
sein
Diplom
als Nachfolger

12
des seel. Lindners, und war den Tag drauf gleich als
Prof. de cap a pie
d

13
ausstafiert. Er scheint zu seiner neuen
Sphae
re geboren und gemacht zu seyn.

14
Bisher hat er mich fast tägl. besucht und das Engl. worinn ich ihm die

15
Anfangsgründe beygebracht und dazu Lust gemacht habe war der
medius

16
terminus
unserer Freundschaft und Bekanntschaft, die sich bisher erhalten und

17
mir viel Zufriedenheit gemacht hat, weil ich ohne Umgang nicht leben kann.

18
Vergeßen Sie ihm nicht den 2ten Theil Ihrer Urkunde, die Sie ihm

19
versprochen – Seine
Disputation
wird
de fictionibus
handeln.


20
Den 15
Oct.

21
Gestern kam Pentzel meldete mir seinen neuen Posten im Kanterschen

22
Laden angetreten zu haben u brachte mir 5 #
ad rationem
meiner verkauften

23
Bücher u glaubte daß sich der Rest noch auf 10 erstrecken würde
deductis

24
deducendis.
Den heutigen Morgen habe im Bett mit dem Spangenbergschen

25
Leben des Zinzendorfs angefangen, von dem mir viel Unterhaltung

26
verspreche und das längstens meine Neugierde gereitzt –

27
Der dritte meiner Freunde ist mir untreu geworden und wird vermuthl.

28
zur Ostermeße mit einer Uebersetzung von Arth. Youngs politischen

29
Arithmetik erscheinen, die er auf
Green’s
und Kanters Empfehlung übernommen

30
und wozu ich ihn vorgeschlagen. Bey unserm genauesten Umgange überfiel

31
mich öfters ein Schauer über die große Ähnlichkeit mit dem seel. Kirchen R.

32
Buchholtz,
der ein Bruder seiner Mutter gewesen. An Talenten jenem ersten

33
wenigstens gleich, wo nicht überlegen, aber ein heimliches, schleichendes,

34
unerklärliches Etwas – das gl. einer todten Fliege die besten Salben verdirbt.

35
Ein Hang zur Unordnung, die mir in meiner eignen Lage und bey anderer

36
ihrer unerträglich ist, und worinn
Pentzel
der gröste
Antipod
ist, über deßen

S. 261
Pünctlichkeit, Genauigkeit im Worthalten, im
calculo
seiner Ausgaben und

2
Einrichtung seiner gelehrten Wirthschaft nichts in der Welt geht – Er hat mir

3
zehnmal versprochen
Silhouetten
von meiner Familie zu machen, hat aber so

4
wenig Gefühl von seinen Worten als von seinen Handlungen – Denke noch

5
die
Crisin
abzuwarten, da ich schon eine an ihm erlebt und die gegenwärtige

6
theils eine Folge davon theils seiner Bedürfniße ist. Er wollte an dem Preiß

7
über die Urkräfte der Seele Antheil nehmen und glaubte die ganze Arbeit

8
bereits im Kopf fertig zu haben, und stellte sich die Arbeit ziemlich leicht für
,

9
seine Gedanken aufs Papier zu bringen. Meine Leichtgläubigkeit und

10
Neugierde bewogen mich ihn dazu aufzumuntern, weil es mir gar nicht mögl.

11
war ihm seine Ideen auszuholen. Diese Grille unterbrach unsere welsche

12
Uebungen im Ariost, die wir mit viel Eifer u Geschmack getrieben hatten. Er

13
gab immer vor an seiner Abhandl. zu arbeiten und immer Hoffnung,

14
nächstens mit zu Ende zu seyn. Er wurde darüber krank an Körper, Gemüth und

15
Kopf. Ich zog mir diesen Umstand sehr zu Hertzen und da er mit einem Artzte

16
versorgt war auch aller Pflege von der Wittwe
B.
genoß, die unendl. mehr

17
Gutes an ihm thut als ich es ihr zugetraut hatte u ihr eigener Mann ihm

18
jemals erwiesen hatte: so besuchte ich ihn unermüdet ihn aufzumuntern,

19
aufzurichten, zu warnen – und da er mir alle seine Papiere anvertraut hatte,

20
die mir beym ersten Anblick viel versprachen, und worinn der
leichte
Schwung

21
seiner Schreibart mich bey den ersten Zügen selbst bezaubert hatte: so fand ich

22
doch nichts, nach näherer Untersuchung nichts oder wenig dahinter – und daß

23
alles falsche und unzeitige Wehen der Autorschaft gewesen waren, von denen

24
sich keine Frucht geschweige Reife derselben absehen ließen – Da er meinem

25
Sohn ein wenig Geographie beybrachte und er ein Augenzeuge meiner eignen

26
Autorkrämpfe gewesen war und ich eben so viel Aufmerksamkeit auf meine

27
eigene
Phaenomen
en als seine Eindrücke und stumme Urtheile darüber

28
angewandt hatte – da ich mein eigen Ideal nach Wunsch erreichte und er meine

29
Warnungen an sich erfüllt sahe: so laß ich dem Spiel der Leidenschaften bey

30
ihm und mir den Zügel. Er hat sich bey der Uebersetzung zum Schatten

31
abmacerir
et. Ich habe ihm Winke gegeben, alle Hülfsmittel verschaft, aber sein

32
Nein ist Ja, und sein Ja ist Nein – Leidenschaften die er selbst nicht kennt

33
geben ihm eine solche Ueberspannung und unermüdliche Erschlappung,

34
wovon er
selbst
nicht Herr ist.
Penzel
der mit ihm in einem Hause
logirt
u

35
durch den ich ihm eine gr. Grammatik die er meinem Kinde geliehen, kürzl.

36
zurückgeben ließ, hat mir gesagt, daß er beym Empfang derselben Thränen

37
vergoßen. So viel von der kleinen Welt, in der ich lebe und von dem Guten

S. 262
und Uebeln derselben. Der Umgang mit dem
Stockm.
Hause und den dazu

2
gehörigen
Pertinenzien
ist mir ganz verleidet und mir ist niemals recht wohl

3
dabey gewesen.

4
Der Zuwachs meiner Bücher sind
Justini Opera, Irenaeus, Epiphanius,

5
Stobaeus, Saluianus et Vincentius, Le Moine Varia sacra,
der aber mit

6
2
Theil.
nicht ganz ist,
Irenaei Fragmenta
– Mehr
Patres
habe nicht

7
bekommen können, so gern ich auch gehabt habe.

8
Lutheri Colloquia p
so voller Druckfehler sie auch sind, haben mich für

9
10 gl. weidlich unterhalten,
Cherbury, Campanellae Philosophia p
Geschenkt

10
habe erhalten seit kurzem vom
Secr. Arndt,
in Petersburg das dortige neue

11
Journal
,
so mit diesem Jahr angefangen u seine
Uebersetzung
der
Kayserl.

12
Verordnungen zur Verwaltung des
Gouvernements.
Hartknoch, der noch

13
immer krank seyn soll hat sie mir durch einen nach Hellmstädt

14
durchgehenden jungen Lenz
expedirt,
deßen Bruder sich in Weimar vielleicht noch

15
aufhält.

16
Nun, liebster Gevatter und Freund! ich bin wirklich ein wenig verlegen,

17
was ich meinem lieben kleinen Pathen für ein Andenken schaffen oder stiften

18
soll. Gold und Silber hab ich nicht, und daß ihm damit
nicht
gedient ist, hat er

19
bereits bey unserer ersten Bekanntschaft im Geist gewiesen. Gott thut alles

20
fein zu seiner Zeit – und muß uns die Worte selbst in Mund legen, die Er zu

21
erfüllen Lust und Kraft überflüßig hat. Mein kleiner lieber Bückeburger und

22
meine kleine liebe Wandsbeckerin werden mir daher immer im Sinn und

23
Gemüth schweben, so oft ich Gott um
s
Seinen Seegen für meine leibliche

24
3 Kinder anruffe. Ihre würdige Frau sey Ihnen gleich sieben Söhnen – wie

25
ein fruchtbarer Weinstock um dem Haus herum, Deine Kinder wie die

26
Oelzweige um Deinen Tisch her. Siehe also wird geseegnet der Mann, der den

27
HErrn fürchtet. Der HErr wird Dich seegnen aus Zion. –

28
Seitdem ich selbst Kinder habe, steh ich keinen Gevatter mehr und habe

29
keinen meiner hiesigen Bekannten oder Freunde dazu gebraucht, sondern diese

30
Stelle selbst mit meinen Hausgenoßen vertreten. Ein Wink von Ihnen hatte

31
mich auf
Claudius
aufmerksam gemacht, daß ich Gelegenheit suchte seine mir

32
durch sie bekannt gewordene Zuneigung zu erwiedern. Weil er mit einer

33
Gleichgiltigkeit und Zurückhaltung sich einließ und wir im Geschmack an

34
Bauermädchen halbschlächtig waren – ich auch auf seine Verbindung mit

35
Bode ein schwärmerisches Vorurtheil geworfen hatte, und ich das

36
Räthselhafte seines Characters durch einen Sturmlauf näher aufzuschließen im

37
Schilde führte: so fanden sich hier lauter
individuelle
Beziehungen, die

S. 263
anderswo nicht so paßend waren. Ungeachtet in keinem andern Lande eine

2
GewißensEhe oder wie man meinen
Fuß zu leben
nennen will, so
gesetzmäßig

3
als
in Pr. ist: so scheint doch wirklich selbige gewißen Leuten anstößiger zu

4
seyn als Hurerey und Ehebruch, weil Modesünden über Gesetze und Gewißen

5
sind. Ungeachtet meiner großen Zufriedenheit, in der ich lebe und die das

6
gantze Glück meines Lebens ausmacht, fühl ich diese Seite des bürgerl.

7
Uebelstandes lebhafter als irgend einer jener weisen Leute. Eben dies

8
Bauermädchen, deren vollblütige, blühende Gesundheit, und eben so vierschrötige,

9
eigensinnige, dumme Ehrlichkeit und Standhaftigkeit so viel Eindruck auf mich

10
gemacht, daß Abwesenheit und die Versuche der höchsten Verzweifelung und

11
kältesten Ueberlegung
pp
nicht haben auslöschen können – diese Magd, die

12
Kindesstelle an meinem alten unvermögenden gelähmten Vater vertreten,

13
und die er
mehr
als eine leibliche Tochter geliebt, und mit sterbender Hand

14
ein gleiches
Legatum
mit unsern Anverwandtinnen verschrieben – würde

15
vielleicht als meine Ehefrau – ich weiß nicht was – seyn – Nicht aus Stoltz,

16
dazu bin ich zu dankbar, sondern weil ich die
innere Ueberzeugung
habe,

17
daß diese Lage ihre eigene Glückseeligkeit mindern und
vielleicht
dem Glück

18
ihrer Kinder nachtheilig werden könnte. Doch dieser bereits in das 17te Jahr

19
laufende
Roman meines Lebens
und die Erhaltung vom
Gespenst meines

20
armen Bruders
, der keinen Finger mehr ansetzt sondern bloß lebt um zu

21
eßen, zu schlafen und zu spucken sind für mich wahre Zeichen und Wunder,

22
eben so unaussprechl. als unbegreifl. Plane einer höhern unsichtbaren Hand –

23
und der Stoff zu den Leiden und
Anis
die keiner kennt als der sie auflegt und

24
der sie trägt.
Tantum
– Verzeihen Sie
aegri somnia;
morgen ist mein

25
schlimmer Tag. Ich umarme Sie mit Gevatterl. Treue und Dankbarkeit, küße Ihrer

26
würdigen Hälfte die Hände. Gott seegne den kleinen Säugling und

27
Tutterpapper. Meine Lehnchen macht es nicht beßer, und gedeyt Gottlob! dabey.

28
Au revoir! Au revoir.

Johann Georg Hamann an Johann Gottfried Herder, zunächst Fortsetzung von ZH 470, dann Abschrift der Schreiben an die Generaladministration vom 18. August und 1. September 1776.

Provenienz: Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 10787, Nr. 1).

Bisherige Drucke: Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 202–206.

Digitalisat:
Hamann-Handschriften in der Jagiellonenbibliothek, Krakau.

434/8
Von Hamann später als Begleittext an Herder mit anderer Tinte in den breiten Platz zwischen Anrede und Text gesetzt:


9
den 15
Oct
des Abends.

10
Habe eben ein
Paquet
von Hartknoch seines Verlages ohne eine

11
einzige Zeile zum
Avis
erhalten. Die Fortsetzung war dabey von Ihrer

12
Beylage; ich möchte sie aber gerne Kreutzfeld geben, der mir aufpacken

13
muste und darauf zu warten schien. Weil ich 2
Exempl.
habe vom

14
ersten Theil, worunter eins auf gutem Papier ist: so will ich das von

15
Hintz erhaltene als des Verlegers Geschenk ansehen, und mir von ihm

16
eins in Ihrem Namen auf gl. Papier mit dem ersten ausbitten. Ist’s

17
nicht recht? Vergessen Sie mich nicht. Keinen Heller mehr zur
Arrha

18
Quer am Rand:
Gott mit Ihnen allesamt klein u groß. Amen!


19
Ksberg le 18
Août
76.

20
I

21
Mrs,

22
J’ai été depuis 767 interprete excedé de travail et malgré la

23
deduction de 5 Ecus par mois executée sur mes appointemens

24
par l’Etat de 772 je suis maintenant condamné à faire encore

25
les corvées d’un mechant Copiste. Fortifié pendant la Decade

26
de mon Martyre dans la resolution de sacrifier tout à la volonté

27
de DIEU et du ROI et à la disgrace de ma Patrie, dix fois plus

28
maudite par l’un et l’autre, je suis enfin reduit à debuter par la

29
vente publique de mes livres et finirai par le cri de mes 3 enfans,

30
que je vois perir faute
d’education –

31
J’ai l’honneur de Vous presenter Mrs le Catalogue de ma petite

32
Bibliotheque combiné avec celui d’un Ami, que j’ai aimé comme

33
mon
Pays
et qui après avoir langui assez longtemps de la

34
consomtion
et de
l’hydropisie
mourut de la
gangrene
, graces à la

35
politique des
Medecins –
Vous me ferez la grace de m’accorder

36
une dispense continuée des corvées du Bureau de la Direction, au

37
moins pour les heures d’après midi pendant la vente de mes livres,

38
dont le terme dependra en partie de Votre
resolution,
comme aussi le

39
Signal de defier mon Sort malgré ses dents et celles de Ses Complices.

S. 435
Que le Diable, qui comme un grand vent de delà le Desert les

2
a amené, emporte lui-même ce melange d’insectes, le rebut de

3
leur terre et plus le fleau de la notre que les dix playes d’Egypte.

4
Une poignée de foutues betes nous mettra tous au niveau du S. Job,

5
assis sur les cendres et tenant un test pour s’en gratter, comme je

6
tiens cette plume d’une oye, jadis auxiliaire du Capitole – –

7
Le coeur des Sujets aliené, leur esprit avili, leurs moeurs

8
verolées, leur industrie et commerce entravés et emmenottés, leur

9
bourse coupée: quelles autres sources resteront aux Finances du

10
MONARQUE, si non le bel ouvrage de Penelope. La GLOIRE de

11
SON NOM ternie, la VERTU de SON REGNE fleur
delisée
, la

12
SAINTETÉ de SA VOLONTÉ traduite par les indignes rivaux

13
de SA
MUSE,
pour avoir été la duppe d’un Serpent Sophiste,

14
toutes les vanités du Siecle expireront dans un:

15
QUANTUS ARTIFEX PEREO!


16
et un
Quinquennium
vaudra mieux que toutes les Editions

17
Variantes et Traductions Panglosses d’Anti-Machiavel –

18
Que le PHILOSOPHE DE SANS-SOUCI soit persifflé par Mrs

19
les Abbés et Missionaires du GOUT et du BON SENS autant que

20
le DIEU des ORTHODOXES est crucifié par les Pontifes et

21
Scribes de Sa
Residence;
mais que le ROI DE PRUSSE VIVE in

22
secula seculorum, comme le PERE, le SAUVEUR et le GENIE de

23
SON PEUPLE, comme l’AINE, le PROTOTYPE et

24
l’ORIGINAL des DIEUX de la Terre, comme les DELICES du GENRE

25
HUMAIN! – Que le dessert de SON REGNE ressemble à la

26
nôce de Cane et que le bon vin soit gardé pour la bonne bouche

27
de la POSTERITÉ et de Ses Maitres-d’hotel, malgré l’yvresse

28
du Public contemporain –

29
S’il faut mourir de faim, de rage et de
desespoir,
que le reste

30
d’une vie plus infame que la fin de mes pendards d’ancetres soit

31
vice cotis cruentae
,
c’est-à
dire, une pierre à aiguiser le rasoir,

32
qui fera la barbe des Maltotiers Manceaux, Normands et

33
Gascons; car toute la suffisance de leurs tours de baton se reduit à

34
un abus profane du Monarque le plus jaloux de la GLOIRE de

35
SON NOM, de la VERTU de SON REGNE et du FIAT de SES

36
VOLONTÉS, fussent – elles aussi contradictoires et
extrêmes
que

S. 436
le Ciel et la Terre – Tant mieux pour celui, que reussira de

2
dechiffrer les hieroglyphes du Grand Oeuvre de l’Art Royal ou de

3
trancher le Noeud Gordien, fatal aux Memoires secrets pour servir

4
à l’Histoire philosophique et poetique de Perse – Et
ad
haec quis

5
tam idoneus
, dit S. Paul 2 Cor. 2. 16.

6
Hormis la religion due au Maitre-Autel et à mon foyer je suis

7
avec la derniere soumission la plus parfaite etc.


8
II.

9
le 1 Sept.

10
Quoique Vous ne m’ayez pas daigné d’une reponse ni payé le

11
moindre égard à ma
premiere
Lettre du 2
Fevr
. 72 je me suis

12
emancipé de Vous demander le 18 du d
er
une dispense

13
extraordinaire pendant l’auction de mes livres. En consequence de

14
cette seconde Lettre j’ai l’honneur de
Vous
prevenir, que les

15
heritiers de mon ami defunt ont fixé la vente publique de sa

16
Bibliotheque au 9 du cour. parceque le louage de la Maison va expirer

17
le 1 du mois prochain.

18
Vous verrez, s’il Vous plait, Messieurs par les brochures

19
cy-jointes, que mon cas est devenu public malgré moi et je me flatte

20
que je serai en etat de justifier la propriété des mes
termes
et de

21
mes
mesures
, dont la précision et
l’énergie
a été le scandale

22
inevitable de quelques Censeurs aussi idiots que prosemtueux et mechans.

23
Un apprentissage assez
précieux
de dix années, que j’ai

24
sacrifié avec mes yeux et ma santé
plutôt
dans Votre Service que

25
dans celui du ROI – la devotion et la perseverance, avec laquelle

26
j’ai été le Souffleur de Vos plus grands Heros, qui se sont

27
signalisés dans ma Patrie par leurs exploits de brutalité et de
lachete

28
– la
naïveté
du rôle, que Vous me forceriez peut etre à jouer

29
encore malgré la stupidité de mon caractere – enfin un monde de

30
miseres, progressif du mal au pire et sourd pour les formules

31
communes et regles ordinaires, ont tant rassassié ma curiosité

32
philosophique et patriotique, que je suis saoul de vivre et d’être

33
plus longtems sur le même pied.

34
Mrs.

35
Joh. G. Hamann.


S. 437
Beyl. waren die
Lettres perdues
u. die
Cochenille.


2
Am Rande der ersten Seite:

3
Gott mit Ihnen
allesamt
klein u. groß. Amen!

Provenienz

Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 144–147.

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 185–194.

ZH III 253–263, Nr. 470.