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Königsberg den 30 März 76.
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Ich habe gestern meinen ältesten Freund, den Kirchenrath
Lindner
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verloren, der nach Waßersucht und einer ganzen Zusammenverschwörung von
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Uebeln endlich durch den kalten Brand zu seiner Ruhe hat eingehen müßen;
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gestern um Mitternacht – An allen guten Nachrichten von Ihrer Beßerung,
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liebster Hartknoch, habe herzlichen Antheil genommen. Aber zur Oster Meße
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können Sie nicht kommen und ich weiß auch nicht wie ich meine Rechnung
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mit
Claudius
und
Schmidlin
abmachen soll. Wenn Sie dem
Hintz
deswegen
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Aufträge gethan; so könnte ich das Meinige mit beylegen. Mein Gevatter hat
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Ihnen wie er mir gemeldt noch oben ein 50
Exempl.
geschickt, von denen ich
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nichts gewust und er auch nicht weiß, ob Sie diese Ladung von
Assmus
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erhalten haben. Um Einlage bitte inständigst, selbige zu befördern. Keine hier.
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Briefe sind hier seit langer Zeit mehr zu haben gewesen; wenn ich von Ihnen
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oder Hintz noch einige Exempl. erhalten könnte, wird es mir lieb seyn, da ich
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dort eben keine Liebhaber und Leser
eben
erwarte. Von Herder weiß nicht
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ein lebendig Wort; er hat mir nicht geantwortet. Böse seyn und fleißig mag
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er so viel er will; wenn er nur nicht krank ist. Lindners schweres Lager hat
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mir viel Kummer gemacht, von dem ich jetzt erleichtert bin – Ende gut, alles
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gut. Er hat mich mehr als einmal gebeten, auch nach dem Tode sein Freund
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zu bleiben, und unsere alte Vertraulichkeit ist seit dem Schluß des alten Jahrs
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wieder hergestellt worden. Ich habe immer im halben Schertz zu ihm gesagt:
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daß er mit der Feder in der Hand sterben würde, welches beynahe eingetroffen,
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indem er noch vorgestern als am letzten Tage ss Lebens einige Zeilen mit
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eigener Hand geschrieben und eine unglaubliche Munterkeit und
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Arbeitsamkeit, bey sr. gäntzl. Entkräftung und frühen Todesgestalt bis an
sein
Ende
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behalten, sein Haus im eigentlichsten Verstande bis auf die geringsten
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Kleinigkeiten bestellen zu können. Wenn Ihnen was am Erl. Pr. gelegen ist; so laßen
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Sie es bey Zeiten durch einen Ihrer HEn Schwäger einziehen und abholen.
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Wegen der Abschrift des Bogens, den ich nicht mehr weiß, denke ich den besten
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Vorschlag Ihnen gethan zu haben. Ich kann nicht mehr schreiben u habe
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keinen Menschen dazu. Gott gebe Ihnen bald völlige Gesundheit und erhalte Sie
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zum Besten Ihres werthen Hauses u Ihrem Freunde
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Amen!
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Adresse mit rotem Siegellackrest:
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An / Herrn Hartknoch / in /
Riga
.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.
Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 197.
ZH III 226 f., Nr. 465.