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Madame,
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Mr. votre Epoux
Johann Gotthelf Lindner
Vous voilà enfin avec Mr. votre Epoux au comble de vos voeux! Je
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vous en felicite sincerement. L’interet, que je prends à votre
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contentement repond à votre attention de m’en faire part. Le coeur d’un si
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honnete homme que mon ami a merité, Madame, Votre foi et le bonheur,
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qu’il goutera dans cette alliance. Je Vous embrasse tour à tour, Vous,
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mon aimable amie et mon cher Lindner en pensée. L’idée de Votre
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vapeurs de Suisse
Schwindel? Schweiß? außerhalb von Hamann nicht redensartlich überliefert?!?
satisfaction et de vos fetes m’a donné de vrais vapeurs de Suisse. Au reste,
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Madame, mes sentimens sont au moins aussi vifs que les desirs de Mr.
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votre Epoux, dont Vous Vous plaignez mal à propos n’en Vous deplaise.
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Au lieu de le corriger de sa malice, je lui voudrois bien du mal de faire
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queue à vos charmes. Le plaisir pique au jeu et la beauté du terrein
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reveille le laboureur. Vous, autres belles, laissez vos amans sur la bonne
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bouche; et vous vous plaignez à tort s’ils font leurs choux gras de vos
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friandises après le benedicité du pretre qui consacre la victime et convie
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le jeune epoux à la bonne chere. Le titre de Maman Vous agrée, Madame
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et vous dedaignez d’en faire les frais. Comme l’ainé de vos fils, je Vous
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demande, ma Mere mignonne, bientot une petite soeur, qui m’amusera
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à mon retour.
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Ne Vous degoutez jamais, charmant couple! de la vertu; c’est à elle
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que Vous etes redevable de cette volupté, qui comme un doux Zephyr
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ridera les flots de votre vie à venir. Dieu sera propice à vos souhaits, si
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vous vous opiniatrez de vous en rendre dignes par une tendresse et
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fidelité, qui ne demente pas le noviciat de Votre amour. Aimez-moi, je Vous
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en supplie, le souvenir de votre amitié me donne des fremissemens, dont
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la jouissance Vous berce. Que mon cher Lindner est
hureux
! Vos soins,
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Madame, retabliront sa santé et les douceurs d’un mariage si bien assorti
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remettront son esprit dans son assiette.
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J’ai été Madame cette semaine à Mietow pour l’amour de Votre frere.
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Il etoit parti et de retour je n’ai babillé qu’une petite heure avec lui et
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le plus sur votre compte. Il vous rend justice et applaudit de bon coeur
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au choix et à la resolution de son frere. Ses affaires lui firent tourner la
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tete; c’est une malade de qualité qui ne manquera point à etablir sa
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renommée et à faire meme sa fortune; s’il y reussit. Ce seroit un coup
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de la Providence pour faire valoir ses talens en depit de ses rivaux.
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Mdme la Comtesse
Apollonia Baronin v. Witten
Pour moi, ma très chere amie, je suis içi à mon aise. Mdme la Comtesse
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est une femme de beaucoup d’esprit. La devotion et l’ambition lui
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tiennent lieu des qualités plus grandes. Elle est l’ame de sa famille, jamais
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desoeuvrée elle emploie quelquesfois son tems à la bourgeoise et aux
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bagatelles du menage. Son gout pour la lecture est un petit brin fanfaron et
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en general fou de colifichets. Elle fait des jolis vers sur un theme d’eglise;
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Mr. le General
Christopher Wilhelm Baron v. Witten
mais au bout de l’aune faut le drap. Mr. le General lui doit son education
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et ses moeurs. Voila le plus grand merite d’une femme, et qui seul la rend
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respectable. Malgré huit couches son teint se sent encore de la fraicheur
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de jeunesse et sa beauté est appetissante. Dieu veuille Vous faire la meme
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grace, ma bonne Maman! Après ce petit soupir je Vous baise les mains
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et me recommande à votre bienveuillance. J’y pretends par l’amitié la
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plus sincere et tendre, avec la quelle je serai toute ma vie Votre très
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humble valet
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de Grunhof ce
28 Fevr. 1754.
Hamann.
Madame,
nun haben sich Ihre und Ihres Gatten Wünsche endlich erfüllt! Ich beglückwünsche Sie dazu aufrichtig. Die Teilnahme, die ich Ihrer Zufriedenheit entgegenbringe, entspricht Ihrer Aufmerksamkeit, mich davon zu unterrichten. Das Herz eines so ehrbaren Mannes wie meines Freundes hat Ihr Zutrauen, Madame, und das Glück verdient, das er in dieser Verbindung genießen wird. In Gedanken umarme ich Sie beide, meine liebe Freundin und meinen lieben Lindner. Der Gedanke an Ihre Zufriedenheit und Ihre Feierlichkeiten hat mich wahrlich in Schweizer Schwindel versetzt. Im Übrigen, Madame, ist mein Empfinden mindestens ebenso lebhaft wie die Wünsche Ihres Herrn Gatten, über die Sie sich – ob es Ihnen gefällt oder nicht – zu Unrecht beklagen. Anstatt ihn von seiner Schalkhaftigkeit zu befreien, wünschte ich ihm viele Schwierigkeiten, wenn er um Ihre Reize ansteht. Die Lust kommt auf den Geschmack und die Schönheit der Gegend lässt den Landmann erwachen. Ihr Schönen, lasst eure Liebhaber hoffen; und ihr beklagt euch zu Unrecht, wenn sie eure Leckerbissen nach dem Tischgebet des Priesters, der das Opfer segnet und den jungen Gemahl zu guter Speise einlädt, gut gebrauchen können. Mutter zu sein gefällt Ihnen, aber Sie verschmähen die damit verbundenen Kosten. Wie Ihr ältester Sohn verlange ich von Ihnen, meine liebe Mutter, bald eine kleine Schwester, die mich bei meiner Wiederkehr erheitern soll.
Liebreizendes Paar! Werdet der Tugend nicht überdrüssig; ihr schuldet Ihr diese Wollust, die wie ein sanfter Zephyr die Wogen eures zukünftigen Lebens kräuselt. Gott wird eure Wünsche begünstigen, wenn Ihr euch anstrengt, euch durch Zärtlichkeit und Treue, der das Noviziat Eurer Liebe nicht widerspricht, als würdig zu erweisen. Liebet mich, ich flehe Euch an, die Erinnerung an eure Freundschaft lässt mich erzittern, ihre Freude wiegt Euch. Wie glücklich mein lieber Lindner ist! Eure Zuwendung, Madame, wird seine Gesundheit wiederherstellen und die Annehmlichkeiten einer solch passenden Ehe werden seinen Geist wieder beruhigen.
Ich bin diese Woche, Madame, um Ihres Bruders willen in Mietau gewesen. Er war nicht da und als er zurückkam, habe ich nur ein Stündchen mit ihm geplaudert und meist über Sie. Er gibt Ihnen Recht und begrüßt die Wahl und den Entschluss seines Bruders von ganzem Herzen. Seine Geschäfte haben ihm den Kopf verdreht; das ist eine erlesene Krankheit, die es nicht verfehlen wird, sein Ansehen zu festigen und ihn sogar reich zu machen; wenn er damit Erfolg hat. Das wäre ein Akt der Vorsehung, der seine Talente seinen Rivalen zum Trotz geltend machen würde.
Was mich betrifft, meine liebste Freundin, fühle ich mich hier wohl. Die Gräfin ist eine sehr geistreiche Frau. Ihre Frömmigkeit und ihr Ehrgeiz dienen als Ersatz für größere Vorzüge. Sie ist die Seele ihrer Familie, sie ist niemals untätig und verbringt ihre Zeit manchmal wie eine Bürgerin mit den Kleinigkeiten des Haushalts. Ihre Vorliebe für die Literatur ist ein klein wenig prahlerisch und überhaupt verrückt nach Kinkerlitzchen. Sie schreibt hübsche Verse über ein kirchliches Thema; aber alles hat irgendwann ein Ende. Der Herr General verdankt ihr seine Bildung und sein Benehmen. Das ist das größte Verdienst einer Frau, das einzige, das sie ehrbar macht. Obwohl sie acht Kinder zur Welt gebracht hat, riecht ihr Gesicht noch nach der Frische der Jugend und ihre Schönheit ist appetitanregend. Möge Gott Ihnen dieselbe Gnade erweisen, meine liebe Mutter! Nach diesem kleinen Seufzer küsse ich Ihnen die Hand und empfehle mich Ihrem Wohlwollen. Anspruch darauf erhebe ich aufgrund der aufrichtigsten und zärtlichsten Freundschaft, mit der ich mein ganzes Leben sein werde Ihr ergebenster Diener
Grünhof, den 28. Februar 1754. Hamann.
Übersetzung von Joscha Sörös
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (4).
Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 15 f.
ZH I 64–66, Nr. 24.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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hureux ]
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Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies heureux |