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Königsberg. den
31. März 1759.

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Herzlich lieber Bruder,

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Brief
nicht überliefert
Dein Brief macht mich unruhig. Ich kann die Ursache davon nicht verstehen,

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Erkläre mir selbige und schütte Dein ganzes Herz gegen mich aus, wenn Du

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Dich meines Raths bedienen kannst und willst – Du siehst zu viel auf

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Nebendinge. Vertraue Gott, und ob es Dir gleich sauer wird mit Deinem Ackerwerk

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und Pfluge, so laß es Dir nicht verdrüßen. Das ist Dein Wille gewesen, da

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Du ein Amt gesucht und Gottes Ordnung im Schweiß Deines Angesichts.

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Ich habe Dich immer gewarnt, Dich nicht zu überhäufen –
wenn Du und

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auch Menschen und die liebsten haßen sollten, so müßen wir nichts gegen unser

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Gewißen thun, und die Leuchte deßelben muß Gottes Wort seyn. Wie lange

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hast Du gearbeitet und Du siehst schon auf Belohnung. – – Ich schäme mich

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dieser Stelle in Deinem Briefe; bitte doch Gott, daß er Dich mit Seinem guten

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Geist regiere und führe. Lerne doch durch anderer Erfahrung klug werden. Du

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hast einen Feind mehr wie ich. Es fehlt Dir nicht an Hochmuth, so vergraben

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er auch unter der Asche bey Dir liegt; aber denke daß der Geitz, die Liebe des

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Goldes und dergl. Kleinigkeiten, eine Wurzel alles Uebels sey. Gieb auf gar

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zu merkl. Ausbrüche deßelben Acht, so viel kann Vernunft und Klugheit thun,

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ja so viel sollte Dich Dein Eigennutz selbst lehren. Das Herz, das Innere

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davon zu läutern ist allein Gottes Werk.

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Was könnte meine Gegenwart Dir helfen, wenn ich auch da wäre. Sind

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Dir die Stunden so überlästig, die Du aus Liebe zu mir übernommen hast.

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Weiß ich, ob ich wiederkommen werde. Kann ich nicht eher als mein Vater

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sterben? Gott Lob! Der befindt sich sehr leidlich. Mit P.
Carius
werde

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Thrl. Alb.
Albertsreichsthaler, 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt; wichtiges internationales Zahlungsmittel im Ostseeraum
abmachen; und Du kannst es abrechnen. Die
Peruque
kostet doch 3 Thrl. Alb.

S. 313
Melde mir doch, ob Du meines Freundes Briefe an mich gelesen. Man ist

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sehr neugierig meine Antwort zu lesen; man wird sich sehr betrogen finden.

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Sperling
Mt 10,29ff.
Wenn ich nicht einen Gott glaubte, ohne deßen Willen kein Sperling vom

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Dache fällt, der unsere Thränen uns versprochen selbst abzuwischen und sich

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waschen
Joh 13,5
nicht schämt den Seinigen die Füße zu waschen – wie würde ich ohne diesen

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Glauben fortkommen. Ich würde hundert thörichte Dinge anfangen, mich

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irre machen und dem großen Haufen auf der großen Straße nachlaufen –

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jetzt bin ich ruhig, erwarte was mir Gott noch auflegen will und hoffe, daß

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er mir die Last jeden Tages wird tragen helfen. Was willst Du für Dich selbst

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thun? hast Du nicht Zeit gehabt für Dich selbst zu arbeiten und nichts gethan.

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Seinem Nächsten aus Liebe gegen Gott dienen, wenn auch Zeit, Ehre, Geld

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und Gut darüber untergehen sollte – – das heißt für sich selbst arbeiten; weil

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unser Lohn alsdenn groß seyn wird.

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Unser lieber Vater verlangt sehr nach Deine Briefe. Du weist am besten,

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wie er sich sonst meine ehmals gewünscht hat. Vergiß ihn doch nicht – Erkläre

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Dich näher oder laß mir mehr Zufriedenheit in Deinen Briefen finden. Gott

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sey Dir und uns allen gnädig. Ich empfehle Dich Seiner Obhut und der

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Regierung Seines guten Geistes. Danke Gott, daß Du arbeiten kannst, und

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daß er Dich brauchen will zu Seinen Lämmern um Dich dadurch zu Seinen

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Schaafen geschickter zu machen. Einen herzlichen Gruß von unserm lieben

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Vater. Ich umarme Dich und ersterbe Dein treuer Bruder v Freund.


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Adresse mit Rest vom roten Lacksiegel J. G. H.:

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à Monsieur / Monsieur Hamann / mon très cher Frere / à /
Riga

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (54).

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 364 f.

ZH I 312 f., Nr. 141.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
312/18
wenn Du und
]
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955):
lies wohl
wenn
Du
uns

Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): wenn
Du
uns
conj.