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Mein lieber Baron,
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Fahren Sie fort in Ihrer Denkungsart; und laßen Sie sich zum voraus zu
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Ihrem künfftigen Wachsthum Glück wünschen. Ein ehrlicher Mann sey Ihnen
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immer schätzbar! Hören Sie ihn gern, so rauh auch seine Stimme, so
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gerädert auch seine Aussprache seyn mag. Der Nutzen, den Sie von seiner
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Rechtschaffenheit ziehen können, ist ganz der Ihrige. Wer Schmeichler zu entbehren
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weiß, ist werth Freunde zu haben. Ein einziger überwiegt die Schätze Indiens.
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„Wo liegt Indien?“ Wird Ihnen der Herr Hofmeister fragen. Sagen Sie
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nur auf meine Verantwortung:
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„In der alten und neuen Welt.“
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Der Herr Bruder traut mir entweder viel Faulheit oder seinen fähigen
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Kopf zu; daß er mir schon wieder vorschlägt bald zu Ihnen zu kommen. Ich
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denke jetzt mit Gottes Hülfe recht fleißig zu seyn; und Sie würden eben so
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verdrüslich
seyn
aussehen in Ihrem Eyfer auf das Latein und die Historie
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gestört zu werden. Unsere Abrede, mein lieber Herr Baron, war uns nicht
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einander eher zu sehen, biß wir beyde einige Prüfetage ohne wechselsweiser
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Furcht und Schaam auszuhalten im stande sind. Ich traue Ihrem Wort
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ohne eine Handschrifft darüber zu fordern.
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Ich Endesunterschriebener – – – – – Unter uns!
sub rosa
– Dies würde
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eben so poßierlich klingen, als es in das Gesicht fällt ohne Augenmaas eine
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Seite im Briefe einige Zeilen höher
und
oder tiefer als die
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gegenüberstehende anzufangen.
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Brief
nicht überliefert
Ihr Brief, mein kleiner Herr Baron, ist so ordentlich regelmäßig und rein
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geschrieben, daß ich mich schäme meinen eigenen dagegen zu halten. Ich
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schreibe mit meinen dunkeln Augen bey Licht, und zwar noch ohne Brille,
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weil ich mir durch ihren Druck nicht meinen Sinn des Geruchs schwächen will.
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Wie würde ich dies gegen die Blumen und den Wein verantworten können?
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Vermelden Sie meinen unterthänigsten
Respect
an der Gnädigen Frau
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ReichsGräfin und des Herrn
General
en
Excell. Excell.
und sagen Sie die
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verbindlichste Grüße der Fräulein Schwester wie auch Ihrem kleinen
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Chevalier
in meinem Namen vor. Ich bin mit einer wahren Neigung Dero
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ergebener Diener und Freund.
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Riga den
15. Sept: 1758.
Hamann.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 36.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 297 f.
ZH I 249 f., Nr. 114.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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General en ]
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Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Generalen |