88
            
        215/6
Ge
Ehr
liebtester Freund, 
7
Ich wünsche Ihnen zu einer glückl. Nachhausekunft vieles Glück; v habe 
8
Ihnen deswegen schon heute ein mündl. 
Compliment
 machen laßen. Das 
9
schlimme Wetter hat mich daran gehindert Ihnen selbst aufzuwarten. 
10
Beylagen hat Ihr Bedienter selbst bestellt, weil er sie meinen Händen nicht 
11
anvertrauen wollte. Sie werden die Thorheiten des meinigen dafür mir 
12
gleichfalls nicht anrechnen. Er ist unterwegs Ihnen die Zeitungen zu bringen v sich 
13
das kleine Buch vom Schachspiel wieder auszubitten. Ueber eine artige Frau, 
14
die uns auf Befehl des Mannes bewillkommen muß, kann man Vater v 
15
Mutter, geschweige Wort v. Wetter vergeßen. Ich bin solchen Versuchungen 
16
nicht ausgesetzt sondern schmäuchele mich jetzt mit der Hofnung bald eine 
17
Taradeicke
 Pferdewagen 
kleine Reise 
zu
 nach Ihnen zu thun; im fall 
meine
 unsere 
Taradeicke
18
eher von Riga kommt als ihre 
Equipage
 vom Schmidt. Nach einem 
19
ergebensten Empfehl an Dero GeEhrteste Eltern habe die Ehre mich Dero ergebensten 
20
Diener zu nennen. Leben Sie wohl v. schlafen Sie gesund! 
Provenienz
 Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.
 ZH merkt zu den Briefen 85–102 an: Die Briefe, meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar. 
Bisherige Drucke
 ZH I 215, Nr. 88.