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HöchstzuEhrende Freundin,
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Es that mir schon etwas leid heute vor 14 Tagen unsern sichern Freund zu
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Ihnen gebracht zu haben; aber vorigen Mittwoch, als ich 2 Boten erhielt, diente
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es mir zu großer Beruhigung, ohn daß ich Ihre Entschlüßung hätte vermuthen
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können ihn Selbst zu besuchen.
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Ich wollte mich eben den Tag drauf zu Tische setzen, als man mir ein
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Leichen
billet
brachte, vermuthlich durch ein Misverständnis – vom Hindersin. Auf
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diesen blinden Schreck erhielt ich einen Einschluß vom HE
Comm.
Rath
Wulff,
S. 89
der sonst die Gelegenheiten aus Graventihn als Nachbar besorgt. Der schwarze
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breite Rand machte mich auch stutzig – endlich war es ein kaufmännisches
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gedrucktes
Circulair
Schreiben aus Lübeck von der Wittwe meines alten Freundes
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Karstens, den ich auch diesen Monath verloren, der aber noch vor seinem Ende
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für sein Andenken im Gehöft und Garten gesorgt. Auch dem armen Mann wird
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die Ruhe wolthun. Nach der schrecklichsten Gicht an Händen und Füßen war er
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epileptischen Anfällen ausgesetzt gewesen.
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Bald drauf kam endlich Pr. Kraus und gab mir einiges Licht, daß unser
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Freund nemlich durch ein Blutspeyen, wovon ich gar nichts gehört hatte, der so
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großen Gefahr ausgesetzt worden war. Da ich an meiner seel. Mutter
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Erfahrungen gnug erlebt: so hoffe ich ihn auch noch zu sehen, und daß er noch als
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Decanus
meinen Sohn, unserer noch neulich genommenen Abrede gemäß wird
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einschreiben können, welches ich mir wegen des gegenwärtigen
Recto
rats seiner
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erwählten medicinischen Facultät aus einem kleinen Aberglauben in den Kopf
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gesetzt. Ich bin auch seinetwegen ein wenig beunruhigt worden, wegen eines
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schlimmen Fußes, und da ich ihm neulich Pulver gegen die Schärfe schicken
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muste, ohne mir die Veranlaßung merken zu laßen, auch selbst seinen Haasen
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mit den 4 Karpen deshalb nicht hat überbringen können.
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Lindner ist heut vor 8 Tagen abgereist – und zwar nach Berlin zum Prof.
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Meierotto, von deßen Unterredung mit dem Könige am 20 Jänner 82. ich einen
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sehr merkwürdigen Aufsatz gelesen habe in Winkops Bibliothek für Denker im
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2ten Stück. Ich erfuhr erst zu
meiner großen Beruhigung
bey meiner
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Zuhausekunft von Ihrem Besuch diese Nachricht seiner Bestimmung.
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Ich habe vor 8 Tagen die
Douce-amère
süß-bitteren Stengel
– oder
Je
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länger – je lieber Cur
angefangen, welche mir schon unser liebe Doctor in
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Wien im August empfohlen, die erste Woche zu 2 Qventchen, seit gestern zu 4
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und die künftige Woche zu 6. Mein Uebel besteht in einem eckeln u beschwerl.
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Ausschlage im Gesicht, am Halse und zum Theil am Kopf und an den Hüften.
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Meine gewöhnliche Erhitzungen, die ich zwar so oft als mögl. aber doch nicht
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immer durch eine Umkleidung abwarten kann, sind wol der Grund des Uebels –
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und ich vermuthe nun auch eine angeerbte
Disposition,
weil ich mir besinne daß
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mein Vater mit einem ewigen Juden beschwert war und ihn eine Art von
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Neßelsucht, die seinen ganzen Leib mit großen Blasen bedeckte, befiel, aus der keiner
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seiner Aertzte klug werden konnte –
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Für das mir überschickte
Quodlibet
danke ich recht herzlich. Es hat mir eine
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seelige Viertelstunde gemacht, und ich habe dafür meinen Freund Jacobi, den
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ich für den wahren Verfaßer halte, im Geist umarmt. Eine Stelle erinnerte mich
S. 90
sehr lebhaft an das
au revoir
des seel. Lindners und eine andere Stelle ist ein
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heller Commentar über eine Gesinnung, die ich meinem Sohn wünschte
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deutlicher zu machen, als es mir bisher möglich gewesen, für den ich auch diese
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Bogen vom Verfaßer zu erhalten hoffe. Auch
Decker
ist der Verleger seines
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Etwas, das Leßing gesagt
, das ich allenfalls Sie es nicht gelesen nebst
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einem Briefe von Ihm mittheile, den ich noch nicht beantwortet habe.
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Es geht mir mit der Freundschaft, wie mit dem lieben
Caffé,
den ich ebenso
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lebhaft trinke als haße. Enthusiasmus und Mistrauen sind
jedes
beide Gift in
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ihrer Art aber eins zugleich das beste Gegengift des andern. Dazu gehört
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freylich ein guter Magen, und etwas grobe Fibern in den
Eingeweiden
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So lang es noch Menschen giebt, und so lange wir es selbst sind, wird es uns
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an Freunden nicht fehlen.
Der Brunn des Lebens
so wol als der
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Freundschaft
thut aus Ihm entspringen
,
Gar hoch vom Himmel her, aus
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Seinem Herzen
. So sing ich alle Sonntage und hatte auch gestern gesungen
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vor Empfang Ihrer gütigen Zuschrift.
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Bleibt der Centner mein Gewinn
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Fahr der Heller immer hin!
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Gesetzt daß dieser October auch ein Sterbemond für mich seyn und ich den
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dritten verlieren sollte: so ist ein
abwesender
auch noch Freund, und vielleicht,
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ja oft mehr als ein gegenwärtiger.
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Fritzchen Stockmar ist die Morgengesellschaft meiner Kinder und besucht
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selbige fast alle Tage seit dem 15
huj.
Seit vorigen Donnerstags habe den Prof
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der Politik und Moral nicht mit meinen Augen gesehen, ohngeachtet er weiß
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daß ich nicht ausgehen kann, und ich ebensowenig meine Magd (Gans) zu
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unserm kranken Freunde schicken mag, ohngeachtet meiner Bitten und seines
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Versprechens bald widerzukommen. Laß ihn nur kommen, damit ich ihn
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fragen kann; aus welchem Kapitel der Moral oder der Politik er sich unsichtbar
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macht.
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Meine Leute decken – und ich habe mich müde und hungrig geschrieben – wie
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Sie sich müde und satt gelesen – Empfehle mich und die Meinigen in der Hofnung
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das Uebrige bald mündlich zu ersetzen. Ich ersterbe mit den aufrichtigsten
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Gesinnungen meiner Ergebenheit gegen Ihr ganzes Haus
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Ihr
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Schicke auch meinen Pestalozzi mit wegen
alter treu verpflichteter und
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des hinten angebundenen von Müller,
verbundenster Freund und Diener
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dem Bruder meines Schweitzers.
Johann Georg Hamann.
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den 27 8
br
83.
S. 91
Adresse mit rotem Lacksiegelrest (Kopf des Sokrates nach links):
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à Madame / Madame Courtan / née Toussaint
/ Nebst 2 Büchern.
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Etwas das Leßing gesagt hat / Ein Commentar zu den Reisen
der / Päbste
,
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nebst Betrachtungen v. / einem dritten – den
m. ich
/ b. G. s. –
Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.
Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 444 f.
ZH V 88–91, Nr. 718.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
90/10 |
Eingeweiden ]
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Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Eingeweiden. |
90/37 |
den 27 8 br 83. ]
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Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas; ZH ließ die Zeile aus. |
91/3 |
der / Päbste ]
|
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: der Päbste |
91/4 |
m. ich |
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: |