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Wolgeborner Herr und Freund,
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HöchstzuEhrender Herr und Freund,
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Der kleine Claudius ist erst gestern Abend mit dem Schiffer Voß aus Lübeck
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angekommen. Der wahre Gesichtspunct der Bibellehre war auch bey Empfang
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Ihrer angenehmen Zuschrift vom 18. Juni nicht zu haben, sondern kam später
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an. Um alles auf einmal abzumachen, wollte ich nicht eher antworten. Der
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erste kostet 3 fl. 21 gl. die andere kleine Schrift 12 gl. = 4 fl. 3 gl. welche Herr
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Stadtrath Wirth seinen
Neveu
nicht
ohne ausdrückliche Assignation nicht
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auszahlen wollen. Den Empfang der 5 fl. 5 gl. bescheinige hiemit auf Nicolai’s
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dritten und vierten Band. Die Frau Kriegsräthin werden aus dem ledigen
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Töpfchen zu ersehen geruhen, daß ich den Inhalt zu seiner Zeit gleichfalls mir
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zugeeignet, ohne recht zu wißen, ob mir selbiger auch wirklich zugedacht gewesen,
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weil ich keine ausdrückliche Assignation dazu erhalten – und daher auch
durch
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keinen ausdrückl. Dank zu einer Erörterung der Frage Anlaß geben will.
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Herder hat mir ein Paar Predigten, eine Cantate bey der Geburtstagsfeyer
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der Herzogin nebst dem 2ten Theil der Hebr. Poesie zugeschickt, welche alle zu
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Diensten stehen; doch wünschte ich das letzte Buch am baldigsten wider zurück.
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Der Blattern wegen, von denen sein Haus heimgesucht worden und die er selbst
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nicht weiß gehabt zu haben, gieng er über Braunschweig nach Hamburg.
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Während dieser Reise überstanden seine Kinder glücklich ihre Krankheit, nur
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seine Frau wurde von einem jungen
Aemil
entbunden. Von Klopstock, den
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er hat von Person kennen gelernt, meldt er mir eine neue Sammlung von
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Oden
an.
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HE. Friedrich Heinrich Jacobi zu Pempelfort bey Düßeldorf hat mir sein
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Etwas, das Leßing gesagt
mit einem sehr freundschaftl. Briefe überschickt.
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Mein Sohn ist den 4 Sont. nach Trin. eingesegnet worden und hält sich seit
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den 24
Julii
zu Graventyn auf. Kömt er nicht mit dem 20
huj.
wo der ihm
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zugestandene Termin von 4 Wochen ausgelaufen seyn wird, so setz ich mich auf den
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Postwagen nach Preuß Eylau und hole ihn. Für ihn habe ich
Campers
kleine
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allerliebste Schrift über die beste Form der Schuhe u Möhsers Beyträge
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ausgenommen, für mich selbst den 2ten Theil von Obereits Natur und Heiden oder
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Steinbart. Habe aber noch nichts ansehen können und will warten bis es
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wenigstens geheftet seyn wird.
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Des HE von Mosers
Doctor Leidemit
besteht aus Betrachtungen und
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Gedanken, die mir eine sehr erbauliche Sontags Lectur gewesen sind. Was aus dem
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Roman werden wird, läßt sich aus dem ersten Theil nicht absehen, deßen
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pädagogische Caricaturen eben nicht viel absehen laßen.
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Vom
Horus
habe kaum die Vorrede ausstehen können. Man schreibt es hier
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durchgängig dem
D.
Bahrdt zu. Ohngeachtet der günstigen Recension, die man
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hier
dem HE. Regierungsrath Gr. zuschreibt, ist es eine Misgeburt
à la
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Boulanger, und noch was ärgers.
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Irwings merkwürdiger Versuch über den Ursprung der Wißenschaft scheint
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einen sehr gründlichen Widerleger an Velthuisen gefunden zu haben, von deßen
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Betrachtungen ich aber nur die
Fortsetzung hier habe
auftreiben können.
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Vergeben Sie mir mein unerträgliches Geschwätz. Ich habe mich heute müd
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und matt gelaufen um alle Exemplarien unterzubringen – und bin überdas in
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meiner gegenwärtigen Lage von innen und außen nicht imstande einen
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vernünftigen Brief zu schreiben. Bitte also mit diesem Analogon fürlieb zu
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nehmen. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin unter Voraussetzung der
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vollkommensten Gesinnungen, womit ich die Ehre habe zu seyn
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Kgsberg den 16 Aug. 83.
Ew Wolgeboren
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ergebenster Diener
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Johann Georg Hamann.
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Adresse mit Siegelrest:
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Des HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren / Hiebey 2 Bücher und ein
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lediges Töpfchen. Von des HEn. Stadtrath Wirth Wolgeboren heute Vier fl.
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3 gl. empfangen.
Dominica IX post Trin.
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Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers, mit stillschweigenden Änderungen Arthur Henkels (unten werden nur semantisch abweichende Änderungen vermerkt). Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.
Bisherige Drucke
ZH V 68 f., Nr. 709.
Textkritische Anmerkungen
Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch
geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind
vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden
vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter
Quellen verifiziert werden konnten.
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Oden ]
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Druckkorruptel; ZH: O den Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Oden |
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Campers ]
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So ZH. Im Typoskript Ziesemers: Lampens |