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207/10
Unsere ersten Besuche haben sich einander
liquidi
rt. Ich kam gestern eben
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S
so naß zu Haus, und tröpfelte von aus- und inwendig, wie die Herrn
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Lateiner sagen,
bene potus et lotus.
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Ew. Hochwolgebornen sende endl. dies solange behaltene
Eloge
zu Hause
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und füge meine beyde versprochene Scherflein bey; mit der Bitte aber Ihre
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juristische Sorgen nicht durch meine orthographische unterbrechen zu laßen.
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Ich habe gestern
Rosaliens Briefe
von der Verfaßerin des Fräuleins von
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Sternheim zu lesen bekommen, und arbeite an meiner engl. Uebersetzung so
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grimmig, daß ich fast Hofnung habe diese Woche mit dem ersten Kleck fertig
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zu werden. Leider geht es mir aber wie den Leuten, bey denen der Durst mit
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dem Trinken zunimmt. Bitte also Ew. Hochwohlgebornen die physiognomische
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Reisen
bey Gelegenheit
nicht zu vergeßen, und da
Pütter
auch etwas über
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die Orthographie geschrieben, wünschte ich sehr eine kleine Vergleichung mit
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den Scherflein anzustellen, gesetzt daß selbige auch so wie die gestrige von
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20000 zu 4000 ausfallen sollte.
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Ey
Sultzers Leben
! so wären der guten Dinge und meiner unverschämten
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Bitten drey. Für den gestrigen unartigen Morgen wünsch ich (Sie merken
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wohl wem?) einen eben so artigen Mittag und daß der Wein heut so schmecke
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als gestern der Schlaf – uns beyden aber gute Nachfolge, unsere respective
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Sorgen zu versäufen und zu verträumen, als Kinder unsers lieben
Pere Abbé
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de S. S.
Empfehle mich zum baldigen Widersehen als Ew.
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Hochwolgebornen ergebenster Diener
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Johann Georg Hamann.
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Den 3
Aug.
80.
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.
Bisherige Drucke
ZH IV 207, Nr. 597.