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HöchstzuEhrende Freundin und Gevatterin,

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Die Ueberbringerin Ihres
Billets
drung mit Gründen auf so geschwinde

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Abfertigung, daß ich erst Zeit darnach hatte selbiges gantz durch zu lesen.

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Unter uns gesagt;
alter
irt mich jeder Brief, und ich bin von Natur so

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vorläufig im Antworten, daß eine Bitte darum Oel ins Feuer gießt.

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Meine Absicht ist es wohl nicht gewesen Ihnen zuzumuthen den ganzen

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Band von
Miscellan
een bis auf des HE
Pr.
Hefen durchzulesen: doch

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geschehene Dinge sind nicht mehr zu ändern und ich wünsche nur wohl zu

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bekommen.
Und
das Leben der
Beaumont
wenn Sie es zu Hause haben bitte

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recht sehr, weil ich selbst inständigst darum gebeten worden bin. Das

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zurückgeschickte Leben des
Montagne
hat mir ein paar verdrüßliche Stunden

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gemacht; unterdeßen wünschte ich es doch noch einmal theils selbst anzusehen,

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theils zu einer
Breloque
des ersteren wegen des Contrastes. Ich hielte die

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Uebersendung desselben für einen Misgriff statt meines Bändchens, welches

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ich blos auf den Fall zurück wünsche, wenn Sie es nicht mehr brauchen, und

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zween meiner Freunde darauf warten einer um das Schlangenbad zu

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recensi
ren, der andere wegen der Predigt.

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Heute ist es acht Tage, daß ich unsern theuren HE
Prof.
nicht gesehen, aber

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gehört daß er nicht unpäßlich ist, sondern vermuthl. an poetischen oder

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politischen Grillen laborirt.

S. 172
Vorigen Sonnabend habe von HE Hartknoch Briefe erhalten, die sich

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damit schließen, daß „sein Hänschen auf den Sommer aus Petersb.

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zurückkomt, weil
Fuesli
alsdenn auf Reisen geht. Ersteren will er alsdann nach

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Zürich in die Kunstschule schicken“. Ich bin heute nicht so recht weil ich mich

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des Morgens brav verkältet habe. Das übrige lieber mündlich. Mein ganzes

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Haus Marianchen ausgenommen ist am grauen Luftpulver krank – und mir

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dörfte es auch recht heilsam seyn, mich noch einen Tag einzuhalten. Der

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Mittwoch vor dem heil. Matthias wird sich beßer zum Lebewohl schicken. Wünsche

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daß Ihnen zum morgenden Fest recht wohl zu Muthe seyn mag und habe die

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Ehre zu seyn Dero ergebenster Freund und Diener.

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Johann Georg Hamann

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Den 15 Febr 80.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.

Bisherige Drucke

ZH IV 171 f., Nr. 583.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
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Geändert nach Druckbogen 1943; ZH:
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