581
169/2
Kgsb. d. 5 Febr. 80. des Morgens.

3
Liebster bester Freund

4
Aufs Gerathe wohl schreib ich diesen Brief ohne zu wissen,
ob
u
wie
er

5
abgehen wird. Er betrift eine Stelle
p.
6 meines
Mst.
die ich im Abschreiben

6
aus dem Stegreif hinzugefügt u. im Kleck nicht steht.
„Anstatt
ist es
Recht
zu

7
tödten
, wollte ich setzen:
Er
treibt das Vorurtheil des Altertums

8
u der Gewohnheit aus durch
ein
Vorurtheile der Eigenliebe
u

9
Neuheit oder der
eignen
E
mpf
rfindung
.
Durch Nachschlagung der Stelle

10
im Matthäus
gerieth
ich auf den Begriff vom tödten. Ich wünschte aber lieber

11
meinen ursprünglichen Gedanken hergestellt zu sehen oder
ipsissima verba

12
als ein
ανακολουθον
: „
Vorurtheil der Eigenliebe
,
und
Neuheit oder

13
der
eigene
n
r
E
mpf
rfindung
gegen das Vorurtheil des Alterthums

14
und der Gewohnheit
!“ Wählen Sie Selbst; aber in einem oder dem andern

15
Fall will ich die
Allgemeine deutsche Bibliothek
B.
XXXIX.
St. 1.

16
S. 263 ausdrücklich citiren, wodurch also 15 Noten werden. Lachen Sie mich

17
nicht aus – Noch eins in der Stelle bey Hermes: anstatt
kleinen
Nachdruck

18
der Affectation lieber
feinen
. Noch eins
p.
3 hatte ich ursprünglich gesetzt:

19
gele
leidende Gelehrigkeit, Gehorsam des
Kreutzes
der Nachfolge (der Nachahmung

20
oder
in
ästhetischer
Nachahmung
)
Wählen Sie Selbst! Ueberlasse auch Ihnen wo

21
Sie können durch
Interpunction
oder Schwabacher Schrift den Verstand zu

22
erleichtern, hoffe nicht daß mein Styl Ihnen so schwer zu
punct
iren seyn wird

23
als mir Trescho seiner wurde.

24
Das Sinngedicht des
Oncles
steht im 2
Bande
des Brockes. Zu den

25
Memoires Anecdotes de la
C. et du C.
de France
kann kommen
p.
108.


26
Des Abends.

27
Ευρηκα, ευρηκα
nach vielem Suchen in der gantzen Stadt das
Eloge
des

28
Mylord Marshall.
Ich habe die
Mlle Emeté
mit dem Kalmücken Stepan

29
verwechselt. Also nicht Kalmücken sondern: Janitscharen-Muse –
besonders

30
vornehmlich wenn sich die Liebeserklärung von einem allerheiligsten Vater

31
Abt herschreibt. Ich möchte lieber Pater Abbas sagen. Weil
Abbé
auch ein

32
Titel
ehemals
für Fürsten war.

33
Vergessen Sie doch nicht, Gevatter Prälat, die äußere u innere
Titulatur
an

34
den Statthalter in Erfurt, wenn ich den Kützel bekommen sollte an ihn zu

35
schreiben. Ich mag niemanden gern schuldig bleiben – auch vergessen Sie

S. 170
nicht das verlorne Kind in Leipzig. Hartung ist Bräutigam wie es heist mit

2
einem schönen u noch reichen litthauschen Mädchen.
Habeat sibi.

3
Morgen so Gott will halte meinen ersten Kirchgang in diesem Jahr;

4
Mittag bey Hippel. Nachmittags muß Kindelbier geben;
Mlle
Stoltzin hat sich

5
anmelden lassen u ist reisefertig nach Curl. Die Scherflein werden zum
Dom.

6
Reminiscere
mit dem Kananäischen Weiblein ankommen.


7
d. 7 –

8
Ich fühle noch die Last und Hitze des gestrigen Tages, und weiß nichts

9
hinzuzusetzen
als den Wunsch, daß Sie mit allen den Ihrigen gesund sein mögen,

10
mir bald gute Nachrichten davon ertheilen können, mich bestens Ihrer

11
Gemalin meiner verehrungswürdigen Gevatterin empfehlen u mir die Arbeit

12
die ich Ihnen mache, mein Geschmier zu errathen, nachzuflicken u. zur Welt

13
zu bringen, nach Ihrer alten bewährten Freundschaft vergeben, in Ansehung

14
meiner gehäuften Schulden aber, bis zu meiner
Besserung
Gedult haben u

15
von dem besten Willen diesseits versichert leben. Ich ersterbe der Ihrige

16
Johann Georg Hamann.


17
Adresse:

18
Herrn / Herrn Herder / General-Superintendenten / zu /
Weimar
.
franco
. Halle

Provenienz

Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 10787, Nr. 3).

Bisherige Drucke

Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 42: 16. October 1859, 331.

ZH IV 169 f., Nr. 581.

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
169/2
Kgsb. […] Morgens.]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Kgsb. d. 5. Febr. 80 des Morgens.
169/6
„Anstatt
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Anstatt „
169/7
tödten
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
tödten
169/7
Er
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Er
169/9
E
mpf
rfindung
.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Erfindung
.“
169/9
eignen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
eigenen
169/10
gerieth
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
geriet
169/13
E
mpf
rfindung
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Erfindung
169/19
–20
Kreutzes […] in]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Kreutzes in
169/20
Nachahmung
)
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Nachfolge.
169/24
Oncles
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Oncles
169/25
C. et du C.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
C et du C
169/27
Eloge
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Eloge
169/28
Mylord Marshall.
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Mylord Marshall.
169/31
Abbé
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Abb
é
e
169/32
ehemals
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ehmals
169/33
Titulatur
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Titulatur
170/9
hinzuzusetzen
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
hinzusetzen
170/14
Besserung
]
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Besserung,
170/18
Herrn […] Halle]
Geändert und hinzugefügt nach der Handschrift; ZH:
Herrn / Herrn Herder / General-Superintendenten / zu /
Weimar
.
franco
.