532a
S. 515
den 19
7
br.
78.

2
Ich weiß die
horas matutinas
des heutigen
Nativität
Festes nicht
frommer

3
anzuwenden als mit einer Antwort auf Ihr erstes und
leztes
, welches
den
3

4
huj.
erhielt
gegen
Abend, da
Mlle
St. eben bey mir war,
K
raus
r.
ebendaher

5
kam; daher ich beyden
d
Ihre
Einl. auf der Stelle austheilen konnte. Den Tag

6
drauf überreichte der Selma, aber
NB.
offen
aus gutem Grunde, ohne

7
darein geguckt zu haben. Die übrigen Einl. las
eb
noch
beym Schlafengehen

8
und habe keine einzige abgeben können, als die an Fr.,
NB
versiegelt
.

9
nachdem mein siebenmal misbrauchter Name sorgfältig war auf der Aufschrift

10
ausradirt worden
Die übrigen 3 von den 7 liegen noch
in statu quo
– und

11
ich bin nicht im
stande
solche, Ihrem Verlangen gemäß, zu
distribui
ren
.

12
G. besuchte mich vor den Ferien und wollte seine Eltern
besuchen;
entdeckte

13
mir auch seine Absicht wo es mögl. nach Warschau selbst zu gehen.

14
Einige Wochen nachher erhielt die Nachricht, daß er in
letzten
Zügen läge

15
und habe nichts gewißes in seinem
Logis
erfahren können. Pr. K† hat sich

16
allenthalben öffentl.
erklärt, daß er keine Briefe von Ihnen annehmen würde,

17
im Fall es Ihnen einfallen sollte an Sie zu schreiben.
CH.
K. hat aus dem

18
bereits erhaltenen das gröste Geheimnis gemacht und
erbost dann zu S. eine

19
Hausisolation nach Ihrem Schritt ausstehen müßen. Ihre bey dem

20
letzten deponirte Bücher sind sogl.
sequestrirt
worden u B. ist nicht mehr

21
Hofmeister, hat mich auch nach 2 Wochen nicht wieder gesehen, ich ihn auch

22
nicht. Ihr Wechsel ist durch alle Gläubiger die Sie darauf
assignirt
verrathen

23
u das Geld
gl.
in Beschlag genommen u dem
gouvernement
ausgezahlt

24
worden. Allso fallen alle
Ihre
Aufträge von selbst weg und überhaupt

25
wißen Sie meinen Unstern zu Aufträgen, geschweige zu solchen – Kr. ist

26
reisefertig nach Berl. und hat mir die Einl. zurückgeliefert, förmlich

27
entsagend dem T‥ und all seinen Werk und all seinem Wesen. Ihr Eifer in der
Verdrus-

28
Sache
ist
lächerl.
als wenn Ihnen der Himmel ein
Monopol
gegeben
und
alles

29
Waßer auf Ihre Mühle zu
ziehen.
Uebrigens ist es schlechterdings

30
unmögl. daß ein ehrl. u vernünftiger
M
sich Ihrer Angelegenheiten

31
hier
annehmen
kann,
als bis Sie mit den
militair
u.
civil
Gesetzen

S. 516
ausgesöhnt sind. Der Rächer des 1. Gebots der 2ten Tafel ist kein
Philosophe de

2
S.S.
für deßen Engel und dienstbare Geister Sie gegenwartig gar nicht

3
sicher seyn können. Es geht Ihnen aber wie „einem der mitten im Meer

4
schläft und der oben auf dem Mastbaum schläft; – und in seinem Herzen

5
sagt: Wann will ich aufwachen daß ichs mehr treibe.“

6
Mendelsohn
hat die ganze Judenschaft hier aufgeboten sein geschencktes

7
Buch hier einzulösen; niemand aber hat es auffinden können. Den 2
Julii

8
habe
Bernoulli
hier besucht, der Himmel weiß mit welchem Herzen. Er

9
geht über Warschau
u.
wollte sich bey
Prof
DuBois
nachstens

10
erkundigen. Seit kurzem soll Ihr armer Vater, (dem ich es als einem Landpriester

11
nicht verargen kann, um seine
150 rth. wie
Augustus
um seine
Legion
zu jammern)

12
an Ihren würdigen Nachfolger des
Recrouten
wesens
à costi
geschrieben

13
haben, doch noch nichts von dem Innhalt dieses Briefes erfahren können.

14
Den 27
Augs.
habe einen Bruder des Morgens um 4 Uhr begraben

15
laßen und sehr
sorgenf.
climacteri
sch mein 49 Jahr angetreten.

16
Ehrenreich hat auch seinen Sohn begraben laßen mit allem Pomp der Todtenköpfe

17
welche
vermuthl.
die
dafür
hergegeben.
Εαν ὁ Κυριος θελησῃ και ζησωμεν
– hoff

18
ich ein
Denkmal
der Bruderliebe
zu
vollenden
Quod non imber edax, non

19
Aquilo impotens Possit
– Ich bin noch niemals so reich u arm gewesen als

20
gegenwärtig, habe 10 rth zum Begrabnis von
Prof
aufnehmen müßen

21
und selbige noch nicht abgetragen; noch kein Klafter
Holtz
zum Winter

22
eingekauft – und seit Ihrem Abschiede an keinen Menschen in der Welt

23
geschrieben als gestern und heute nach Polen. Alle Ihre Briefe sind richtig

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eingetroffen, die Einschlüße des Geh. R. v. K. sogl bestellt worden;

25
Auf der Post hat man Ihre Hand immer
erkannt
. Br. u Zitt. haben Ihnen

26
längst
geantwortet unter
addresse
des Prof
du Bois
u
sich alle Mühe gegeben.

27
Auch die Bestimmung dieses Briefs hat man sogl. errathen. Und hiemit

28
göttlicher Obhut empfohlen bis auf
beßere
Zeiten.
Lav
ist nach Berl.

29
diese Woche durchgegangen und hätte Sie gern
zu
sm Nachfolger
à
100 #

30
vorgeschlagen,
wenn
– Sie nicht so gut versorgt wären, anderer
Wenn’s

31
zugeschweigen.
Viuat S. Selma!!!!!!!

32
Die Liebe Gottes des
Vaters
, die Gnade † † und die Gemeinschaft des

33
guten Geistes
sey mit allen vorläufigen
Ονησιμοις,
ihren Gläubigern und

34
Bürgen,
Correspondenten u Correspondentinnen
ppp in secula seculorum

35
Amen!


36
Adresse mit schwarzem Lacksiegelrest:

37
An / Freund
P.
/ zu /
Gleboka
bey
Cracau.

Provenienz

Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: Penzeliana II.

Bisherige Drucke

Bernhard Gajek: Zwei unbekannte Briefe Johann Georg Hamanns. In: Jahrbuch des freien deutschen Hochstifts (1986), 34–60 (danach ediert auch ZH).

ZH IV 515 f., Nr. 532a.