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Königsberg den 30
Novbr.
777.

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Höchst zu Ehrender Herr und Freund,

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Den 22 Sept. erfreute Uriel Penzel mich und Hänschen Michelchen, der mit

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eben der Woche sein achtes Jahr beschloß, mit Ihrem
Coheleth
– Er hat eben

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die Windblattern überstanden und mich
d
noch
diesen Mittag versichert, daß er

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zum Hebräischen große Lust
hätte

S. 388
Den 23 Oct. erfreute mich unser Freund
HE.
Nicolai
mit einem Briefe aus

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Leipzig und der Versicherung Ihres Andenkens.

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Den 3 huj. überraschte mich HE
Isaac David
auf der Loge mit einem

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mündlichen Gruß von Ihnen und Ihrem guten Reisegefährten; da ich eben Ihren

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Phädon zu lesen angefangen
hatte

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Um Sie zu überführen, daß ein freundschaftlicher Rath, bester Mendelssohn!

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nicht bey mir verloren ist: so meld ich
Ihnen
daß ich keinen
Caffé
des

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Nachmittags mehr trinke und des Morgens mich auf 4 kleine Taßen, anstatt der

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gewöhnl.
großen eingeschränkt
habe

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Auch in meiner litterarischen Neugierde habe Ihre Winke befolgt. Tetens

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in einem einzigen Tage mit Haut und Haar verschlungen, de Broßes, die

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Bremer Beyträge
p
durchgelaufen. Sethos hat mir deutsch und französisch

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geschmeckt; ich widerruffe daher mein erstes Urtheil und vermuthe, daß

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außer andern
ich damals der Gelehrsamkeit dieses liebenswürdigen und

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bescheidenen Schriftstellers nicht gewachsen gewesen bin. Gefallen und nicht

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gefallen hängt bisweilen eben so wenig von uns ab als Seyn und Nicht

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Seyn. Das vom Verf. des Universums mir zugedachte Exemplar ist mir endlich

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auch geworden. Aber den Titel von 2 engl. Büchern, den Sie mir empfohlen,

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habe ich gantz vergeßen. Eins war von
Harris
.
Mein Freund Löwen wird so gut

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seyn sich selbige in seine Schreibtafel einzutragen. Auch der engl. Bunkle ist

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diesen Herbst ausgeblieben.

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Nun viel Frucht und Gedeyen von Ihren Wallfahrten für Ihre Gesundheit

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und Geschäfte! Eine über Berlin nach dem ersten besten Bade würde mich

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auch verjüngen. Die Möglichkeit der Ausführung wird mit der äußersten Noth

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erst zeitig und reif werden. Daß Sie ja keinen Tag versäumen sich nach meinem

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Wohlbefinden bey
HE
Ephraim zu erkundigen, oder vielmehr Zeuge und
Genoße

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deßelben zu seyn! Gott erhalte Sie mit Ihrer lieben Frau und lieben Kindern

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und gebe Ihnen so viel Freude, als ich mir auf meine alte Tage wünsche und

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weißage! Mein Hans michelchen empfiehlt sich aufs dankbarste Ihrem

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Andenken und seinem künftigen Freunde, Ihrem kleinen Rabbi – samt seinen

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beyden Schwestern. Prof. Kreutzfeld und die hypochondrische Hälfte meiner

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Seele, Kraus, haben seit der langen Zeit daß ich an Sie schreiben wollen

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und auch wirkl. geschrieben habe, Außflüße Ihrer Ergebenheit aufgetragen.

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Bitte um ein gleiches an unsere dortige gemeinschaftl. Freunde und bin mit

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Hertz und Hand

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Ihr aufrichtig ergebenster

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Johann Georg Hamann.


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Adresse:

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Herrn Moses Mendelssohn / zu /
Berlin
.


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Auf dem Adressblatt von David Friedländer notiert:

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Durch Dero ergebensten Diener /
D.
Friedlaender

Provenienz

Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 96/1051.

Bisherige Drucke

ZH III 387 f., Nr. 516a.

Zusätze fremder Hand

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David Friedländer