215
116/25
Königsberg den
10
Octobr.
1761.

26
HöchstzuEhrender Freund,

27
Michelsferien
ab dem 29. September
Es ist mir eingefallen ein paar Wochen halbe Michelsferien zu halten, weil

28
selbige heute zu Ende gehen; so erlauben mir Zeit und Umstände an Sie zu

29
schreiben.

30
Ich habe die letzt aufgetragenen Bücher im Laden für Sie auslegen laßen;

31
Beherzigungen, Griselini,
Luther. ante Lutheranismum,
eine Abhandl. vom

32
Abendmal in eben dem Geschmack. Wegen des deutschen Lazarus erinnere

33
nochmals, daß viel
Gedult
und
Demuth
dazu gehört um ihn ausdauren zu

S. 117
Haff
Brackwasserbereich an der Küste
können, und daß nur
Stellen
sind, die man aber
treffen
muß; wie das
Haff

2
Börnstein
Bernstein
nicht lauter
Börnstein
auswirft, Stücke für das Kabinet, andere für die

3
Werkstäte. Zu Ihrem Jesaias habe noch einen
Jeremias
,
Joel
und
Hosea

4
gefunden, die ich auch für mich selbst ausgenommen, von
Burscher
. Ich hoffe

5
daß wir beyde mit diesen Ausleger zufrieden seyn können. Sein Styl scheint

6
mir ein wenig weitschweifig – Ihr Student ist vor 14 Tagen abgegangen mit

7
einer Französinn und möchte wohl mit diesem Briefe eintreffen. Letztere hat

8
einige Kleinigkeiten an Sie.

9
Collaborator
Hilfslehrer
Löbenicht
Stadtschule in Löbenicht, einem Stadtteil von Königsberg
Mein Bruder ist diese Woche
Collaborator
im Löbenicht und soll zugl. die

10
Pauperhaus
Internat für arme Kinder, das zur Stadtschule gehört.
Aufsicht des Pauperhauses, wie ich gehört, bekommen. Hindersen hat für

11
seinen Pathen gesorgt. Er schickte
für seinen
an meinen Vater, um einige

12
Zeilen von sr. Hand zu haben, selbige dem Magistrat vorlegen zu können.

13
Wir bekamen ein Qvartblatt, auf dem folgendes geschrieben war


14
Nec quia …
Hor.
epist.
1,1: „Und auch wenn du es aufgibst, des unbesiegten Glykon Gliederstärke erreichen zu wollen, so wirst du doch nicht hindern wollen, daß frei dein Körper von Gichtknoten bleibt. Fortschritte zu machen ist auch recht, wenn man nicht weiter darüber hinaus kann.“
Nec quia desperes inuicti membra Glyconis

15
Nodosa corpus nolis prohibere chiragra

16
Est quodam prodire tenus, si non datur vltra.


17
Eben dies Deutsch. Wenn Sie neugierig sind, die Uebersetzung von diesen

18
Lucas Weg zur Glückseeligkeit
Lucas,
Sicherer Weg zur wahren Glückseligkeit
, Bd. 1, S. 39f., dort lautet die Übersetzung: „Zwar Glycons Sieg und Kraft erreicht dein Körper nicht; / Doch heiltest du darum ihn nicht von Schwulst und Gicht? / Ist dir zum letzten Ziel, gleich Muth und Kraft benommen, / So kannst du gleichwohl doch zum ersten Ziele kommen.“
Zeilen zu sehen, so blättern Sie in Lucas Weg zur Glückseeligkeit; da wird sie

19
unten in den Noten vermuthlich in die Augen fallen. Ich erschrak und begriff

20
nichts, warum er diese Stelle gewählt. Nachdem ich mich ein wenig erholt,

21
konnte ich in einer halben Stunde für Lachen nichts anfangen. Die Stelle

22
steht
Horat. Epist. I.
1. Ich habe jetzt mehr Vertrauen als jemals, daß meine

23
Einsicht von seinem Charakter, und meine darnach eingerichtete

24
Verhaltungsart, nicht fehl schlagen werden. Diese kleine Veränderung ist mit so viel

25
Nebenverwickelungen für mich verknüpft gewesen, die mich recht sehr

26
beschäftigt haben, sich aber nicht beschreiben laßen. Dem Ansehen nach, scheint

27
ihn mehr Gnade als
Rache
der Vorsehung auf diese unterste Stuffe gesetzt

28
zu haben. Da es uns an Kostgängern nicht fehlt, so habe mein Bestes thun

29
jungen HE.
den Söhnen von
Otto Salomo Wegner
müßen, um ihn so wohl als sn. jungen HE. unser Haus zu vereckeln. Jetzt

30
werde mich auf neue
crises
wohl auch gefaßt machen müßen.

31
Plato
Platon
D. Lilienthal
erlaubte mir erst diesen Mittwoch den
Plato
abholen zu

32
können. Weil er mir aber wieder vermuthen den Gefallen gethan ihn mir vorigen

33
Sonnabend selbst ins Haus zu schicken: so habe diese Woche schon einen sehr

34
glückl. Anfang in den 2
Folian
ten gemacht. Hohe Zeit, liebster Freund! Ich

35
hätte den Plato
halb ausschreiben können
ohne ihn gelesen zu haben –

36
Cratylus
Plat.
Krat.
428c.
Wundern Sie sich darüber nicht. Gestern sagte
Cratylus,
daß Sokrates ihm

S. 118
alle seine Meynungen gestohlen hätte, noch eh er den Mund aufgethan. Ich

2
ersten Tetralogie
Die antike Anordnung der Werkes Platons bestimmt neun Tetralogien; die erste umfasste die Dialoge Euthyphron, Apologie, Kriton und Phaidon.
bin mit der ersten
Tetralogie
schon zu Ende, die sehr schätzbar für mich ist,

3
weil sie seine Reden vor dem Tod in sich hält.
Fischer
hat selbige apart

4
ausgegeben, und ich hab sie mir angeschaft. Er verspricht alle Jahr ein klein

5
Bändchen von 4 oder 5
Dialog
en. 56 sind. Ich wünschte wenn einige Gelehrte

6
zusammentreten und diese Ausgabe beschleinigen möchten. So würde sie

7
Berl.
Berlin
vollkommener und geschwinder zustandekommen. In Berl. wurde mir eine

8
Thlr.
Taler, meist ist der 24 Silbergroschen entsprechende Reichstaler gemeint, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze.
Oehlert
nicht ermittelt
Ausgabe für 6
Thrl
. angeboten. Weil mir Oehlert aber ein Mann wie unser

9
Moldenhauer
nicht ermittelt
Moldenhauer vorkam, mochte ich mich nicht einlaßen, anderer

10
Unbeqvemlichkeiten nicht zu gedenken. In Dantzig
editio optima et rara
für 35
Thrl
. Da

11
meine Umstände mir 3 oder 5 schwer machen: so nahm meine Zuflucht zur

12
Altstädtschen Bibliothek
seit 1737 in der Altstädtischen Lateinschule
Altstädtschen Bibliothek. Ich brauche sie so lange als ich will. Es ist die

13
Aldina
Schrift aus der Offizin des Buchdruckers Aldus Manutius (1449–1515) in Venedig.
Platon,
Opera
(Venedig 1513).
Zueignungsschrift an Pabst Leo X.
Papst Leo X. (1475–1521) erteilte Aldus Manutius (1449–1515) das Privileg, griechische und lateinische Ausgaben zu publizieren.
berühmte
Aldina,
wo in der Zueignungsschrift an Pabst
Leo X.
die bekannte

14
Stelle von dem Eyfer dieses Buchdruckers steht, daß er für jeden Druckfehler

15
Ducaten
Goldmünzen (in ganz Europa gängig)
einen
Ducat
en zahlen möchte. Unterdeßen, sagt er, ich in anderer Augen wie

16
Marsilii Ficini Uebersetzung
die von
Simon Grynäus
herausgegebene Übers.
Ficinos
der
Platonis Opera
erschien 1546 in Basel.
ein
Hercules
arbeite, komm ich mir selbst wie ein
Sisyphus
vor.
Marsilii

17
Ficini
Uebersetzung von
Grynaeo
herausgegeben
ex officina Frobeniana

18
verknüpfe hiemit. Dieser Uebersetzer ist viel zu abergläubisch gewesen, als daß er

19
das geringste von seinem Autor verstanden haben sollte; und er hat ihn im

20
eigentl. Verstande
diuinum Platonem
genannt
nennen können. Schenkt

21
mir Gott Gesundheit und Ruhe; so kann ich mir den angenehmsten Winter

22
von der Welt versprechen. Ich habe keinen Autor mit solcher
Intimität
(ich

23
weiß meine Empfindung nicht beßer auszudrücken) als diesen gelesen. – Und

24
ich wünsche mir mehr als jemals Glück, daß ich die Sokratische Denkw. zum

25
Grund meiner Autorschaft gelegt. Am Plan ist nichts zu ändern; an der

26
Ausarbeitung noch sehr viel. Ehe ich mich daran mache, muß ich auch den

27
Xenophon
Xen.
mem.
Xenophon
kennen. Die Wolken sind das, was sie seyn sollen.
Eingebung
und

28
Gelehrsamkeit
sind zwey stoltze Pferde, zwey Hengste, die ich hier zum

29
Gespann gemacht. Die
Kunst
kann nicht mehr übertrieben werden, als ich es

30
hier gethan; wer Lust hat es von dieser Seite zu beurtheilen. Das
Genie
kann

31
nicht unbändiger seyn, als ich es mir hier erlaubt. Zwey so entgegengesetzte

32
Gesichtspuncte zu vereinigen, ist nicht jedermanns Ding. Sie erhalten eine

33
Abschrift von dem Urtheil in den Hamb. Nachr. und es hat mich nicht anders

34
als schmeicheln können in der grösten Wuth von einem Feinde auf die feinste

35
Art gelobt zu werden. Er thut mir nicht weniger Ehre, als daß er den

36
Thespis
Thespis
, dessen schlechter Ruf, wie er für Ziegras Polemik zugrunde liegt, vielleicht auf die Anekdote bei
Diogenes Laertius
(1,1,59) zurückgeht, wonach Solon ihn des nutzlosen Fabulierens bezichtigt habe.
Häfen
Mehl
Verfaßer der Wolken unsern
Thespis
nennt, der sich mit Häfen das Gesicht

37
besalbt und an statt des Karren den Dreyfuß einer Pythischen Priesterinn zu

S. 119
seinem Sitz erwählt. Ich kann mit dieser Genugthuung zufrieden seyn, und

2
bin solchen Kunstrichtern immer geneigter als – –

3
Auf die Woche fangen wills Gott! wieder meine Arbeiten an. Mein

4
arabisches
vgl.
HKB 198 ( II 55/11 )
Wolfi Curis philologicis
Wolf,
Curae philologiae et criticae
arabisches, und der zweyte Theil von
Wolfii
Curis philologicis,
in dem eine Pause

5
machen müßen, weil Prof. Kypke in sein neues Haus gezogen.
Giannoni

6
bürgerl. Geschichte von Neapel habe in der Zeit gelesen. Ein Rechtsgelehrter

7
Juris ciulis und canonici
Bürgerliches Recht und Kirchenrecht
der die Geschichte des
Juris ciuilis
und
canonici
zu seinem vornehmsten

8
Augenmerk macht. Der erste Theil ist nur heraus. Kanter denkt die übrigen

9
zu verlegen. Vier starke Qvartanten möchte es betragen und nur ein Werk

10
für große Bibliotheken. Der Autor hat im Gefängnis sterben müßen. Er führt

11
einen Einfall, den ich auch einmal gehabt, als eine gelehrte Meynung an, daß

12
die Sicilianer den Reim von den Arabern v von jenen die übrigen Italiener

13
v. s. w. gelernt.
Thomas Campanella
hat ein sklavonisches Liedchen gewust, in

14
dem auch gestanden haben soll, daß die Spanier von den Moren reimen

15
Gemmingen
Gemmingen,
Briefe
gelernt. Ein guter Freund wollte mir versichern, daß Gemmingen in sn. Briefen

16
eben dies sagt. Ich kann mich darauf nicht besinnen, weil ich seine Gedichte

17
mehr als se. Briefe gelesen. Als eine historische Nachricht würde ich diese

18
Meynung sehr zweifelhaft machen; für ein
bon mot
mag es gut genung

19
seyn.

20
Henriette
Lennox,
Henriette
Die Henriette der Fr. Lenox habe mit viel Vergnügen gelesen. Es ist eigen,

21
daß sie so wohl als die neue Heloise, als die beyden wichtigsten Romanen den

22
neuen philosophischen Lehrsatz von der
universal
providentz angreifen, und

23
bestreiten.

24
Die kleinen Versuche im Denken und Empfinden haben mir beßer gefallen,

25
vielleicht hat die bloße Eitelkeit an diesem Beyfall Antheil. Es mag damit

26
seyn wie es will, so fallen sie sehr ins Auge, und es sind einige Züge drinnen,

27
die meinen alten Freund wieder kenntlich gemacht haben. Ich habe daher

28
Gelegenheit genommen, selbst an ihn zu schreiben, um mich für sein Gedicht zu

29
bedanken, und zum Theil seines Bruders wegen, der unser Tischgast ist und

30
meinen Stubenburschen
Vgl.
HKB 217 ( II 124/7 )
dem ich meinen Stubenburschen gegeben, insbesondere mich wegen des

31
letztern zu erklären, und von meinen Handl. hierinn Rechenschaft abzulegen.

32
chaldäische Bücher
Ehemalige Bezeichnung für das Biblische Aramäisch, in dem große Teile der Bücher Daniel und Esra verfasst sind; hier wohl auf das Buch Daniel bezogen,
HKB 216 ( II 123/7 )
.
Gestern habe den Hiob zu Ende gebracht. Weil ich auf die chaldäische Bücher

33
komme: so werde es für nöthig ansehen mir jetzt die Anfangsgründe dieser

34
Sprache aus Alting, und
le Dieu
wenigstens bekannt zu machen, die ich beyde

35
selbst habe. Sie sehen liebster Freund, wie ich mit Augenblicken werde

36
wirthschaften müßen um mein Tagewerk bestreiten zu können; in dem ich ohnedem

37
eine ganz andere Einrichtung zu machen gedenke.

S. 120
Geddes ließ mir gestern aus dem Buchladen holen. Es ist mir lieb, daß man

2
dies Buch jetzt im Deutschen hat, weil ich es mir schon aus Leipzig wollte

3
verschreiben laßen. Er schreibt mehr wie ein
Rhetor
als Philosoph vom Styl der

4
Plato
Platon
Warburton
William Warburton
Alten. Der Anfang mit Plato ist noch zieml. kahl. Er hat mit
Warburton
zu

5
thun. Seine Auszüge sind das Beste. Ich warte auf die Fortsetzung – aber

6
noch mehr auf
Lowths
2ten Theil de
sacra poesi,
der jetzt von Michaelis

7
Panegyrique
Lobschrift
Altonaischen Zeitungen
Reichs-Post-Reuter
, 73. St. vom 21.9.1761
herausgegeben worden mit einem prächtigen
Panegyrique
in den Altonaischen

8
Zeitungen. Wir wollen sehen.

9
Lettre neologique
Hamann,
Lettre néologiques
Von der
Lettre neologique
werde Ihnen noch ein Paar Exempl. beylegen.

10
Jungferschaft der Muse
Die Musen werden als Jungfrauen aber auch als Mütter (bspw. Kalliope als Mutter von Orpheus) ausgegeben.
Es sind viele Flecken in selbiger, um die Jungferschaft der Muse zu

11
Inoculation
Impfung; Hamann hat die kleine Schrift,
Sélis,
L’inoculation du bon sens
, anonym zugesandt bekommen.
legitimiren, wie geschrieben steht. Mit der Warschauer Post erhielt die
Inoculation

12
du bon sens
mit beyliegender
addresse:


13
O Vos …
Der Verweis auf Vergil ist vmtl. ein Irrtum. Gemeint ist wohl
Ov.
trist.
4,8,51: „At vos admoniti nostris quoque casibus este / Aequantem superos emeruisse virum“ – „Seid auch ihr durch mein Schicksal ermahnt, die Gunst des göttergleichen Mannes zu gewinnen.“ Auch zitiert in der Einleitung der
Kreuzzüge
, N II S. 115, ED S. a3v.
O Vos admoniti – – Virgl.


14
Nimm hin! du sterbliches Gerippe Apollens! nimm hin dieses Buch

15
und wage dich nie wieder über den Rubicon der
Narrheit.

16
Socrates der Jüngere.


17
das Motto aus dem Lucan vor dem Auszuge
Lucan,
De bello civili
2,496–498: „non, si tumido me gurgite Ganges / Summoveat, stabit iam flumine Caesar in ullo / post Rubiconis aquas.“ – „Nein, und wenn der Ganges mich mit seinem Wogenschwall fortschwemmen wollte: Caesar wird in keinem Strom mehr steckenbleiben, seit er den Rubicon durchwatete.“ Als Motto dem Text vorangestellt, mit dem Hamann auf die Provokation antwortet –
Hamann,
Französisches Project
.
Jetzt werden Sie das
Motto
aus dem
Lucan
vor dem Auszuge verstehen.

18
guten Freund in Schlesien
nicht ermittelt
Ich vermuthe auf einen guten Freund in Schlesien, der mir diesen Streich

19
gespielt. Wie weit dies eintrift, weiß ich nicht, bekümmere mich auch nicht.

20
Erwählte also diesen Weg zu antworten, und machte mich diesen kleinen Wink

21
eines Unbekannten so gut ich konnte zu Nutze. An einige Gelehrte sind

22
e.g.
exempli gratia
Gellert […] und Rabner
Im 1761 veröffentlichten Briefwechsel zwischen
Christian Fürchtegott Gellert
und
Gottlieb Wilhelm Rabener
(
Briefe von Gellert und Rabener
) geht es um die Kontroverse über den schlechten Ruf der deutschen Literatur bei den Berliner Gelehrten der Königlichen Akademie der Wissenschaften.
Exempl. verschickt worden
e. g.
an Gellert mit der
Inscription: à la muse

23
veuve de Gellert qui amasse du bois pour faire encore un petit pâté de

24
sn Brief an Rabner
Briefe von Gellert und Rabener
, S. 61.
Morale avant que de mourir.
Siehe sn Brief an
Rabner.
An diesen:
à Mr.

25
Rabner mon beau-frère en Apollon Concurrent au grand oeuvre.
Mit dem

26
Motto:
Les violens le ravissent.
An
Premontval,
mit einem
Compliment

27
Mollibit
Hor.
carm.
3,23,19: „mollibit aversos penates \ farre pio et saliente mica.“ – „versöhnt die erzürnten Penaten / als fromm dargebracht geschrotetes Korn und aufsprühendes Salz.“ Zitiert in
Hamann,
Lettre néologiques
N II S. 280, ED S. 2, ; der grammatische Fehler bei Horaz (mollibit/molliet) wird dann in
Hamann,
Glose Philippique
thematisiert, N II S. 289, ED S. 25.
HE. Schul-Collega
nicht ermittelt
über das
Mollibit
des Horatzens. Sollte nach
Priscian
und HE. Schul-

28
Fremdling
vgl.
Lk 24,18
.
Johann Gotthelf Lindner
hat vmtl. die Anspielungen in § 7 von
Hamann,
Lettre néologiques
moniert: Leibniz (Leibnuts), Wolf (Loup), Crusius (Crosse).
Collega
– – heißen:
molliet.
Sind Sie so ein Fremdling im philosophischen

29
Israel, daß Sie Leibnitz, Wolf und Crusius nicht entziffern können, der sich

30
auch mit aller Gewalt anfängt unter die apokalyptischen
Theolog
en zu mischen,

31
und ein Bengelianer ist. Seine Vorrede zu Fehr habe noch nicht gesehen. Die

32
kleine Anecdote in Mst.
nicht ermittelt
vor Burschers Jeremias schien mir sehr matt. Eine kleine
Anecdote
in
Mst.

33
hat mich gegen Crusius ein wenig aufgebracht pp.

34
lettre neologique
Hamann,
Lettre néologiques
coecus catellus
blindes Hündchen, sprichwörtlich: lat. canis festinans catulos (eiliger Hund zeugt blinde Hündchen)
Die
lettre neologique
ist nichts als
coecus catellus;
oder ein kleiner

35
Spürhund, hinter den der Jäger bald nachfolgen muß, wenn es recht zugehen soll.

36
Ich denke wohl bisweilen daran; aber noch habe kein Herz – –

S. 121
Die jetzigen öffentl. Verfaßungen sind meinen gegenwärtigen Umständen

2
und Arbeiten mehr förderlich als nachtheilich. Sie sehen liebster Freund! wie

3
nöthig ich habe der Zeit wahrzunehmen, im Gantzen weiter zu kommen, und

4
nicht den geringsten Umstand vorbeygehen zu laßen, von dem ich einigen

5
Gebrauch machen kann. Ich habe also den ganzen langen Winter der Muße und

6
den Musen geweyht. Alles muntert mich mehr dazu auf.

7
Cratylus
von
Plat.
Krat.
Mit dem
Cratylus
werde heute schlüßen. Der Innhalt dieses
Dialog
s ist sehr

8
interessant
für mich, er betrift den Ursprung der Sprachen. Das gantze

9
System,
den Buchstaben eine natürl. Bedeutung zu geben, ist nichts als eine

10
platonische Grille. Wie unedel und grob ist selbige in der hebräischen

11
Sprachlehre behandelt worden. Mit was für Würde denckt Sokrates über den

12
Ursprung der menschl. Rede! Mit was für Anstand prahlt und lacht er über

13
seine Einfälle!

14
Die ersten sieben
Tetralogi
en machen den ersten Band
aus;
die zwey letzten

15
den andern Theil. Sie sind so stark weil die Bücher
de politica
v
legibus

16
darunter begriffen sind.

17
HErrn D.
nicht ermittelt
Ich wünschte bald gute Nachricht von des HErrn
D.
Genesung. Gott

18
Haushofmeister
nicht ermittelt
erhalte Sie gleichfalls und gebe Ihnen gut Glück mit Ihrem Haushofmeister.

19
Ich muß eilen, umarme Sie und Ihre liebe Hälfte nebst herzlicher

20
Empfehlung meines alten Vaters. Leben Sie wohl und vergeßen Sie nicht Ihren

21
aufrichtig ergebenen Freund

22
Hamann.



S. 492
Handschriftliche Anmerkung von Johann Gotthelf Lindner zu HKB 215 (II 117/13):

29
Du verbirgst es den Klugen und offen. den Unmündigen.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (74).

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 110–114.

ZH II 116–121, Nr. 215.

Zusätze fremder Hand

492/29
Johann Gotthelf Lindner

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
118/8
Thrl
]
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
Thlr
118/10
Thrl
]
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
Thlr
119/4
Wolfii
]
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
Wolfi
120/15
Narrheit.
]
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
Narrheit
121/14
aus;
]
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
aus:
492/28
–29
Handschriftliche […] Unmündigen.]
In ZH im Apparat.